23. Kapitel

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Es war kurz vor 19 Uhr, als wir am Strand ankamen. Ich liebte es, wenn nur noch ganz wenige Leute da waren, es schon begann dunkel zu werden und man sich noch in den Wellen treiben lassen konnte.

Doch daraus wurde nichts: Damon ließ unsere Taschen in den Sand fallen und plötzlich spürte ich keinen Boden mehr, unter meinen Füßen. „Hey!" , schrie ich erschrocken auf.

Damon hatte mich hoch gehoben und trug mich auf das Wasser zu. „Lass mich runter! Wehe dir, wenn du mich jetzt da rein schmeißt!"

Lachend rannte er die letzten Meter und zählte: „Eins... zwei..." , doch da war ich schon nicht mehr in seinen Armen. Ich hatte mich befreit und stand nun hinter ihm. Kichernd schubste ich ihn ins Meer und rief: „Drei!!!"

Aber Damon war schnell.

Schneller als ich, denn er hatte mich am Arm erwischt und zog mich, während er fiel, mit in die Wellen. Er hielt mich sogar noch unter Wasser fest und ich bekam schon Angst, um nicht zu sagen, richtige Panik!

Ich erwartete schon, dass mir schwindlig werden würde mit der Zeit, doch so war es nicht. Ich bemerkte, dass mir der Luftmangel nichts mehr ausmachte. Ich machte meine Augen auf: Selbst das tat nicht weh! Ich sah sogar gestochen scharf, als wären wir gar nicht unter Wasser!

Allein aus Gewohnheit tauchte ich schließlich auf, um doch Luft zu holen. Damon tauchte kurz vor mir auf und nahm mich in seine Arme.

„Na hast du's überlebt, Engel?" , fragte er mich scheinheilig.

„Nein, das sie siehst du doch! Ich bin tot. Das ich rede, ist nur eine Nebenerscheinung.", gab ich lachend zurück.

Himmel, ich war wirklich in ihn verknallt! Sein Gesicht war wieder so nahe an meinem, dass ich einfach nicht widerstehen konnte: Ich küsste ihn und ließ mich vollkommen in diesem Kuss fallen... Es war wie eine Sucht für mich. Meine Beine schlangen sich wie von selbst um ihn und ich spürte, dass mir trotz dem ziemlich kühlen Wasser, innerlich immer heißer wurde.

Ich keucht, seine Küsse waren drängender geworden, doch ich genoss es in vollen Zügen. „Lass mich nie mehr los..." , raunte ich ihm heiser zu.

Ich wollte ihn so sehr...

Damon zog mich an Land und kaum, dass wir im trockenen Sand lagen, lagen seine Lippen schon wieder auf meinen.

Verdammt,... warum machte er mich immer so heiß?! In diesem Moment spürte ich Damons Hände an meinem Bikinioberteil, als er es mir auszog. Die Wellen umspülten uns sanft, als ich förmlich vor Verlangen in Damons Armen vibrierte... Seine Küsse wurden immer verlangender und als er es tat, schrie ich auf, vor Begehren und Hitze.

Als ich langsam wieder aufwachte, lag ich, zur Hälfte im Wasser. Es umspülte mich immer noch sanft. Es herrschte immer noch vollkommene Dunkelheit und ich schätze, dass es etwa Mitternacht sein musste. Neben mir lag Damon. Ich beugte mich über ihn, da er noch schlief und flüsterte ihm zu: „Aufwachen!" Langsam begannen sich seine Augen zu öffnen und er sah mich an.

„Hallo, Engel." , sagte er und gab mir einen Kuss. Kichernd drückte ich ihn von mir weg: „Wir hatten Glück, dass uns niemand gesehen hat! Komm, ich will jetzt wirklich schwimmen gehen." , dabei stand ich auf und ging weiter ins Wasser hinein. Damon folgte mir. Als das Wasser endlich tief genug war, drückte ich mich mit aller Kraft ab und sprang kopfüber hinein. Hinter mir spürte ich Damons Wärme, trotz des noch ziemlich kühlen Wassers. Wir tauchten immer weiter, bis wir den Meeresgrund erreichten. Dort gab es eine Vielzahl von Korallenriffen, in denen Fische in leuchtenden Farben herum schwammen. Es war anfangs seltsam, überhaupt keine Luft in Reichweite zu haben, aber auch keine zu brauchen. Schließlich, waren wir mindestens fünfzehn Meter von der Oberfläche entfernt!

Plötzlich legten sich Damons Hände auf meinen Rücken und ich sah ihn fragend an, als er auf etwas vor uns deutete.

Hätte ich nicht gewusst, dass es unmöglich war, hätte ich gesagt, wäre eine riesige Seifenblase!

Verwirrt schwamm ich näher darauf zu. Damon hielt meine Hand und es fühlte sich an, als wäre er bereit, mich, sobald sich die Situation änderte, wegzuzerren.

Als wir nur noch etwas drei Meter davon entfernt waren, sah ich

es mir genauer an: Es war wirklich eine Art Seifenblase!

Die Luft, in der sehr dünnwandigen Kugel, glitzerte und es war, als würde mich etwas rufen... eine Stimme in meinem Kopf... sie flüsterte, ich solle zu ihr kommen...

Nun spürte ich Damons Hände um meine Taille und wurde diesem Zauber entrissen. Ich sah ihn an, auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, als wollte er lieber von hier verschwinden, doch auch in seinen Augen sah ich einen Funken von Neugierde.

Ich fühlte immer noch den Ruf der Stimme in mir, und auch Damon linste hinter mir immer wieder auf die Seifenblase... Aber wie sollte wir zu der Stimme gelangen? Ich hatte Angst, dass wenn wir einfach hinein schwimmen würden, die Seifenblase zerplatzten würde.

Aber andererseits: Wenn sie selbst bei diesem Druck, fünfzehn Meter unter der Oberfläche, noch existierte, was sollte es ihr da ausmachen, wenn wir in sie hinein schwammen?

Schulterzuckend, setzte ich mich in Bewegung, nachdem ich nach Damons Hand gegriffen hatte. Langsam schwammen wir zu der Kugel, als wir nahe genug dran waren, steckte ich meine Hand aus und berührte sie: Sie war kühl und trotz, dass wir schon seit etwa zwei Stunden unter Wasser waren, fühlte sie sich irgendwie wässrig an und... so glatt. Ich versuchte die Hand hindurch zu drücken. Es gelang mir und ich wartete einen Augenblick, doch es passierte nichts: Sie war immer noch vor uns, genauso schön wie vorher und völlig intakt.

Lächelnd drehte ich mich zu Damon um. Dieser sah mich staunend an, und sah einen Moment lang nicht wie mein dunkler, mächtiger Engel aus, sondern wie ein kleiner, süßer Junge, der ein Geschenk bekommen hatte, aber nicht so recht wusste, was er damit anstellen sollte.

Mein Lächeln wurde zu einem Grinsen und ich drückte seine Hand, die ich immer noch hielt.

Langsam steckte ich meinen gesamten Arm in die Seifenblase und ließ meinen restlichen Körper folgen. Schließlich waren sowohl ich, als auch Damon im Ganzen von der Kugel eingeschlossen.

Plötzlich wurde das Glühen in der Luft um uns, in der wir seltsamer Weise schwebten, stärker. Es wurde zu einem hell-goldenen, blendenden Leuchten, dass ich die Augen schließen musste. Zusätzlich vernahm ich mit meinen Ohren ein entsetzlich hohes, quietschendes Geräusch, dass mir beinahe das Trommelfell zerriss. Nun musste ich mir auch noch die Ohren zu halten.

Mein erster Gedanke, darauf war, dass wir in eine Falle getappt waren, doch das konnte nicht sein: Wer sollte schließlich wissen, dass wir hier waren, dass wir überhaupt hier sein konnten?!

Das letzte, was ich spürte, bevor ich in Ohnmacht viel, waren meine Beine, die sich anfühlten, als wären sie geschmolzen...

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