10. Kapitel

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Theresa hatte schon Clara und Stefanie angerufen, wie ich erfuhr. Damon hatte ihr aber eingeschärft, sie dürfte ihnen nichts von mir erzählen. Sie sah immer noch ziemlich fertig aus, also beschloss ich, dass uns beiden, ein Bad gut tun würde. Ich ließ das Wasser ein und legte mich hinein, sobald die Wanne halb voll war und ließ mich von der Hitze des Wassers beruhigen... Ich musste das alles einfach erst einmal verarbeiten...

Ich wachte auf, als es an der Tür klopfte. Anscheinend war das Wasser etwas zu beruhigend gewesen... Es war Theresa, die herein wollte. Schnell stieg ich aus der Wanne und hüllte mich in einen der weichen Bademäntel, die daneben hingen. „Komm rein.“, rief ich Theresa zu und setzte mich auf den Stuhl, der vor dem Schminktisch stand. Sie sah mich so schüchtern an, dass ich lachen musste: „Ich bin immer noch die gleiche!“

„Ja.“, sagte sie und sah mich seltsam an. „Ich weiß, aber... es ist schwierig, dass alles so schnell zu verstehen.“

„Das kann ich mir vorstellen. Wenn es dir hilft: Du kannst mich gern alles fragen, was dir einfällt. Ich hab zwar nur die Bücher gelesen und die Serie gesehen, aber Damon hat gesagt, es wäre alles wahr.“ Dankbar sah sie mich an.

„Ok,... ähm,... also musst du jetzt auch Blut trinken?“

„Ja, aber ich werde voraussichtlich niemanden beißen. Dam ist gerade los, um was aus einer Blutbank zu besorgen.“

„Hm,... um ihn geht es eigentlich in meiner anderen Frage: Warum... ? Wie... ?“ Ich wusste, dass es manchmal schwer war seine Gedanken in Worte zu fassen, deswegen half ich Theresa ein wenig: „Du meinst, warum ich mich, wie ein Flittchen so an ihn heran-geworfen habe?“ Ich sah an ihrem Gesicht, dass sie geschockt war, aber auch dass ich recht hatte.

„Naja, ich... muss dir, glaube ich, was beichten. Ich habe die letzten Jahre immer gesagt, ich wäre in niemanden verliebt. In Wirklichkeit habe ich immer von ihm geträumt. Von Damon. Ich habe mir sogar vorgestellt, wie es wäre mit ihm zusammen zu sein. Alles.“ Nun musste sich auch Theresa setzen, aber da es keinen weiteren Stuhl gab, nahm sie auf dem Boden Platz.

„Und ich dachte immer, du hättest gar kein Interesse an Jungs gehabt!“

„Doch, hatte ich schon, aber immer nur an diesem einen... Ich weiß, das ist schwer zu verstehen, aber er ist die große Liebe meines Lebens, ... oder Unlebens.“

„Aber wie willst du das Clara und Stefanie und allen anderen erklären? Ich meine, wenn das mit der Sonne und so stimmt?“ , fragte sie mich.

„Hm. Mit der Sonne, das ist kein Problem. Damon ist gerade auf dem Weg um, wie gesagt Blut zu holen und um mit Elena zu telefonieren. Sie kennt jemanden, der mir einen Schutzring machen könnte. Bei Stefanie und Clara bin ich mir noch nicht sicher, aber am liebsten würde ich ihnen die Wahrheit erzählen. Und...“ , ließ ich meinen Satz offen, doch Theresa fragte nach: „Und was?“

Wie sollte ich das am besten ausdrücken?

„Und... ich würde, wenn es so ist, wie ich es mir vorstellen, euch anbieten euch zu verwandeln.“ Ich sah ihr erschrockenes Gesicht und lenkte sofort ein: „Aber natürlich nur, wenn ihr es wollt! Und, wenn Damon damit einverstanden ist. Ich würde nie etwas tun, was euch schadet, das musst du mir glauben!“

„Ich glaube dir“. , sagte sie zögerlich.

„Aber... ich weiß, im Gegensatz zu dir und Clara, nichts über diese Welt, zu der du nun gehörst.“

„Das ist kein Problem! Ich kann dir alles erzählen. Clara würde mir dabei sicher auch helfen. Können wir uns morgen mit ihnen treffen?“

Theresa überlegte und antwortete schließlich: „Ja, müsste gehen. Da haben wir heute noch etwas Zeit.“ Dankbar sah ich sie an. Sie war wirklich meine beste Freundin, selbst in dieser Situation, die so fremd war, besonders für sie, wand sie sich nicht von mir ab.

Nachdem Theresa wieder raus gegangen war, sah ich mich im Spiegel an: Ich hätte nicht sagen können, dass sich mein Gesicht oder mein Körper verändert hatten. Das würde sich sicher noch ändern, nachdem ich etwas getrunken hatte. Ich war hin und her gerissen: Einerseits war da Neugierde auf dieses neue Leben, andererseits hatte ich Angst, dass ich für meine Familie und Freunde zu einer Gefahr werden konnte.

'Mach dir keine Sorgen', schalt ich mich in Gedanken selbst. Es würde sicher, wie Damon gesagt hatte, alles gut werden.

Er war schließlich bei mir. Um seine Nähe auch so schnell wie möglich wieder zu spüren, trocknete ich mich ab, zog mir etwas an und ging hinaus, denn ich hatte die Tür gehört.

Meine Sinne wurden anscheinend jetzt schon immer schärfer.

Da roch ich plötzlich etwas. Es war,... dunkel, warm und... verführerisch. Ich wusste nicht, wie ich es sonst beschreiben sollte.

Ich folgte dem Geruch und landete in der Küche. Da stand er, mein dunkler Engel.

Damon, der gerade Blut aus einem Transfusionsbeutel in zwei Gläser goss.

„Willst du auch etwas?“ , fragte er mich neckend. Lächelnd stellte ich mich neben ihn und nahm eines der Gläser und roch vorsichtig daran.

Es roch wirklich betörend... so verheißungsvoll.

Ich merkte, dass Dam mich beobachtete und nahm mutig einen kleinen Schluck. Es war, als würden meine Geschmacksnerven explodieren! Gierig trank ich weiter. Als das eine Glas leer war, fragte ich Damon, ob ich mehr bekommen konnte. „Natürlich.“ , antwortete er. „Es schmeckt wohl?“ , war darauf seine Frage. Grinsend erwiderte ich: „Ob es schmeckt?! Es ist... Wahnsinn!“ Leider war auch das zweite Glas viel zu schnell leer. Und der Blutbeutel auch.

„Keine Sorge.“ , tröstete mich Damon schelmisch. „Wenn du wieder Durst hast, kannst du noch etwas haben. Aber zuerst...“ , waren seine Worte, ehe er mich küsste. Wieder war noch ein Tropfen Blut auf meinen Lippen gewesen, was dem Kuss einen ganz besonderen Geschmack gab. Kichernd wurde ich von Damon auf die Küchentheke gehoben und ich schlang meine Beine um ihn. Immer heftiger wurden unsere Küsse, als meine feinen Ohren ein leises Räuspern vernahmen.

Erschrocken löste ich mich von Damon, und sah, dass Theresa in der Tür stand. „Entschuldige...“ , murmelte ich ihr zu. Ihm schien die ganze Situation sogar eine gewisse Freude zu bereiten, den in seinen Augen war ein Funkeln, das man dachte, ihm würde gefallen wie ich vor Peinlichkeit errötete.

„Schon in Ordnung.“ , sagte Theresa, doch mir kam es so vor, als hätte sie sich ein wenig erschrocken.

„Wenn du mich endlich selbst mit deinem Freund bekannt machen würdest.“ , fügte Theresa noch hinzu.

„Aber natürlich!“ , ich war erleichtert. Anscheinend hatte ich mir nur eingebildet, sie wäre erschrocken.

„Theresa, darf ich vorstellen: Damon Salvatore. Damon, Theresa Mai.“ Sie gaben sich die Hände, doch Theresa hatte sichtbare Vorbehalte ihm gegenüber. Ich verstand auch warum, schließlich hatte er sie noch vor einer Stunde wütend angezischt! Das konnte noch lustig werden, mit den beiden. Damon sah sie auch immer noch etwas beobachtend an, es schien, als wollte er sie mit seinen Augen durchleuchten, um zu sehen, ob sie in Ordnung war.

„Kommt,“ sagte ich deshalb, „wir setzten uns jetzt hoch in mein Zimmer und reden, ich will nicht, dass sich mein Freund und meine beste Freundin nicht verstehen!“

„Ok,“ antwortete Theresa. „aber dass können wir auch auf morgen verschieben, wenn Clara und Stefanie dabei sind. Vorher muss ich mit dir allein etwas besprechen.“ Überrascht nickte ich ihr zu. Schade, jetzt musste ich mich doch von Damon verabschieden... Ich gab ihm noch einen Kuss und flüsterte ihm zu: „Wann sehen wir uns wieder? „

„Heute Nacht. Lass dein Fenster offen!“ Als er aus dem Zimmer ging gab ich ihm kichernd einen Klaps auf den Rücken.

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