20. Kapitel

313 14 0
                                    

Diese zwei Monate wurden wirklich die schönsten, die ich bisher je erlebt hatte. Leider waren sie auch nur zu schnell vorbei und ich stand schon bald wieder, um 3 Uhr morgens, auf dem Flughafen in Nürnberg. Clara hatte schon Tränen in den Augen. Sie wollte einfach nicht, dass wir gingen. Sie würden dadurch jetzt auf sich allein gestellt sein. Damon konnte ihnen, wenn sie Probleme hatten, zum Beispiel mit der Blutversorgung, auch nicht helfen.

Er würde mit mir kommen.

Auch Theresa hing an mir. Sie hatte mich schon das fünfte Mal umarmt, als mich Damon zum gehen ermahnte. Eigentlich hatten wir alle gar keinen Grund, für so eine große Abschiedsszene: Meine zwei Freundinnen würden mich nämlich schon in drei Monaten besuchen kommen. Wir hatten uns informiert, es sollte ein Austauschprogramm stattfinden. Sie würden ein Jahr bei mir bleiben und danach, würde ich wieder ein Jahr in Deutschland sein.

Schließlich wurde unser Flug das letzte Mal aufgerufen und ich umarmte die beiden ein letztes Mal.

Damon nahm meine Hand und zog mich von ihnen weg, während ich ihnen, jetzt auch, mit ziemlich wässrigen Augen, noch einmal zuwinkte. Als Damon und ich, uns auf unsere Plätze setzen und das Flugzeug abhob, war mir ziemlich flau im Magen: Wie würde es weiter gehen? Würden unsere Eltern merken, dass wir nichts mehr aßen, dass wir jetzt anders waren? Damon hielt immer noch meine Hand und flüsterte mir zu: „Wenn sie Schwierigkeiten machen, ist das auch kein Problem. Ernsthaft, wenn sie zu einer Gefahr werden, können wir sie manipulieren. Du hast mir selbst erzählt, dass dir nicht so viel an deiner Mom liegt. Bei Theresa und Clara ist es dasselbe: Wir haben ihnen alles beigebracht, sie wissen jetzt, wie sie sich verhalten müssen, damit niemand etwas erfährt."

Das stimmte, in den vergangenen Wochen hatte Damon ihnen eingetrichtert, dass sie niemanden etwas sagen durften und dass niemand das Blut finden durfte und so weiter... Ich nahm wieder meinen iPod und steckte mir die Hörer in die Ohren, Damon hatte rechte: Ich durfte mir nicht so viele Sorgen machen! Wir redeten noch ein wenig darüber, wo er wohnen würde und was wir meiner Mom erzählen konnten, doch als es draußen immer dunkler wurde, wurde ich müde.

Trotz das ich jetzt ein Vampir war, steckte ich noch zu sehr in meinem üblichen Tagesablauf. Ich schlief tief und fest, in Damons Armen, als ich ein Ruckeln spürte:

Wir waren schon gelandet.

Da ich davon aufgewacht war, musste Damon mich nicht wecken und er stand schon einmal auf, um unsere Taschen aus der Ablage zu holen, damit wir so schnell wie möglich in den Flughafen konnten um die Koffer zu holen.

Ich henkelte mich bei Damon ein, als wir hinein gingen und unsere Koffer als erste über das Laufband liefen. Er nahm sie und bugsierte mich zum Ausgang. Ich war immer noch ziemlich müde und dass es auch hier dunkel war, half nicht gerade. Hier war es, im Gegensatz zu Deutschland, erst 21 Uhr abends.

Damon winkte ein Taxi heran und während der Fahrer die Koffer einlud, setze er sich zu mir auf die Rückbank. Als der Fahrer endlich einstieg, fragte mich Damon: „Wo wohnst du gleich?" Seltsamer Weise musste ich überlegen, doch dann fiel es mir ein: „1984 Monrovia Avenue."

Von der Fahrt durch meine zweite Heimatstadt bekam ich nicht viel mit, denn ich schlief wieder in Damons Armen ein.

Ein lebender MythosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt