46. Kapitel

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Als ich dann im Morgengrauen aufwachte fühlte ich mich grauenhaft. Vermutlich wie ich es verdient hatte. Trotzdem setzte ich mich auf und legte meinen Kopf erst mal auf meine Knie.

Für immer genau so bleiben und einfach nichts mehr tun, also auch niemandem weh tun wäre vermutlich das Beste gewesen.

So verharrte ich bis sich neben mir etwas bewegte.

Mit einer einzigen Bewegung, die man kaum sah, sprang ich vom Bett, ließ einen kampffähigen schwarzen Jumpsuit an mir erscheinen und war in Angriffsstellung vor dem Bett. Viel zu spät bemerkte ich erst, dass das ja die Frau war die neben mir gelegen hatte. Vorsichtig stellte ich mich wieder normal hin und versuchte nicht allzu bedrohlich zuwirken. Sie sah mich aus hellen Augen skeptisch an und krallte sic h in der Bettdecke fest.

Langsam und ruhig sagte ich: „Ich will dir nichts tun, keine Sorge...Gestern Abend hab ich dich dort rausgeholt, also alles gut. An was kannst du dich noch erinnern?"

Als ich fertig geredet hatte war ich beim Bett angelangt und setzte mich vorsichtig neben sie.

Sie runzelte die Stirn und ich konnte förmlich nachempfinden, was sie durch machte. „Ich war mit Freunden in dieser Kneipe gewesen... aber dann... dann ist plötzlich alles verschwunden.", erzählte sie mit einer leisen aber sehr angenehmen Stimme. „Das letzte was ich noch weis sind Farben... Schwarz, blau und weiß... Wie ein Wirbel."

Verwirrt sah sie mich an. Doch mir rann es nur kalt den Rücken runter. Die Wunden. Schwarz, blau und weiß. Der eiskalte Windhauch als ich in die Kneipe gegangen war.

Das alles ließ nur eine Folgerung zu: Damon ...


Wie von selbst war ich aufgestanden und lief nun hin und her. Das durfte einfach nicht wahr sein. Damon sollte für diese ganzen Toten verantwortlich sein? So dumm konnte er doch gar nicht sein! Sowas brachte mehr Aufmerksamkeit als uns je lieb sein konnte! Obwohl, er hatte es ja auch geschafft, dass man diese ganzen Krankenwägen und so weiter nicht vermisst hatte.

Fast hätte ich die Frau schon wieder vergessen, als sie leise fragte:„Wer oder was bist du? Wieso hat mir dein Blut geholfen?"

Ich blieb stehen und sah sie nachdenklich an. Sollte ich es ihr sagen?Ach was soll's, zur Not kann ich sie immer noch manipulieren.

„Ich bin Marie-Louis. Und mein Blut hat dir geholfen, weil ich ein Vampir bin." Das ließ ich bei ihr kurz sacken, dann sprach ich weiter.„Aber das ist jetzt kein Grund in irgendeiner Weise Panik zuschieben, ok? Ich hab dich gerettet, also bin ich nicht so blöd und tu dir jetzt was an. Aber ich glaub wir stecken jetzt beide in Schwierigkeiten."

Das verschlug ihr erstmal die Sprache, so konnte ich weiter überlegen. Wieso hatte Damon das nur gemacht? So dumm konnte er doch nicht sein, nur wegen unserem Streit... andererseits hatte selbst ich das Gefühl dass es wie eine Trennung war, obwohl das das letzte war, was ich wollte. Ich wollte zu ihm zurück. Ich musste zu ihm zurück. 

Doch dann fiel mein Blick wieder auf die Frau.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte ich sie.

„Taylor."

„Was mach ich den jetzt mit dir, Taylor? Ich... der Mann der das gestern getan hat... ist mein Freund. Eigentlich mehr als das." Ich setzte mich wieder hin und vergrub das Gesicht in meinen Händen. „Ich bin schuld daran, weil ich so dumm war, aus Gründen, die nicht mal ich selbst mehr nachvollziehen kann." Schon wieder war ich den Tränen nahe.

„Wieso hast du mich dann mitgenommen?", fragte Taylor vorsichtig.

„Weil ich gleich dachte du könntest mir bestimmt erzählen was dort los gewesen war. Und weil du dich als einzige noch bewegt hast. Ich konnte dich doch nicht liegen lassen!"

„Und das war dein Freund? Sicher?", fragte sie weiter.

Argwöhnisch drehte ich mich zu ihr um. „Müsstest du nicht vor Angst zittern,weil ich dir gesagt habe, was ich bin? Wieso bist du so ruhig? Jeder würde 'Hilfe Entführung' kreischen."

„Ich arbeite auf der psychologischen Station des Krankenhauses, ich hab schon verücktere Leute als dich gesehen."

„Du hältst mich für verrückt?", da klappte mir dann doch vor Erstaunen der Mund auf.

Sie zuckte mit den Schultern. „Auf jeden Fall bin ich nicht so leicht zu erschüttern. Letzte Woche hatten wir eine alte Frau, die sich für die Jungfrau Maria hielt."

Sarkastisch lachte ich auf. „Die bin ich beileibe nicht."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 03, 2017 ⏰

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