18. Kapitel

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Als ich außerhalb des Geländes war, hielt ich nochmals an und steckte mir die Hörer meines iPods in die Ohren. Ich wollte nichts mehr hören und sehen. Also gab ich Gas und raste mit mehr als zweihundert Stundenkilometern über die leere Autobahn.

Das Gefühl war noch berauschender, als damals, als ich mich an Damon festgeklammert hatte.

Ich hatte mir keine Jacke angezogen und der Wind war eiskalt, doch durch mein neues Dasein spürte ich es kaum. Der Mond schien hell und ich sah alles genauso scharf, als wäre es Tag. Die frische Luft tat mir gut, ich war nämlich auch nachts, in den vergangenen Wochen kaum draußen gewesen. Als ich ein Schild sah, das auf einen Badeteich hinwies, bog ich ab und gelangte an einen herrlich gelegenen See. Ich stellte die Maschine ab und nahm den Helm vom Kopf. Den iPod hatte ich noch in den Ohren und passen zu Ort und zur Situation sang die Sängerin von Cascada Because the Night . Ich liebte den Titel, in dem es um Nacht und Liebe ging und so stieg meine Stimmung, während ich am Ufer entlang spazierte.

Als es etwa 22 Uhr war, erinnerte ich mich daran, dass ich zurück musste. Zu Theresa und Clara. Verdammt, in einer halben Stunde würden sie ja schon aufwachen! So schnell ich es mir vorstellen konnte, lief ich zum Motorrad und startete es. Ich war schon vorhin schnell gefahren, doch als ich mich so beeilte, zurück zu den anderen zu kommen, stieg der Tacho auf die dreihundert zu. Bevor ich geblitzt worden wäre, sah ich vor mir schon die Ausfahrt zum Haus und drosselte das Motorrad auf, immer noch ziemlich flotte, neunzig Kilometer pro Stunde.

Mit Vampir-Geschwindigkeit stellte ich alles schnell in der Garage ab und ließ meinen Helm fallen. Ob sie schon wach waren? Wie ging es ihnen wohl? Wie der Blitz rannte ich ins Haus... und sah wie Damon die Treppe hinunter kam. „Wie geht es ihnen?" , fragte ich ihn aufgeregt. „Noch schlafen sie, doch ich denke, du solltest hoch gehen. Es wird gleich..." Den Rest hörte ich schon nicht mehr, so schnell zischte die Luft um mich herum, als ich hoch rannte. Ich riss die Tür auf und war auch schon im Zimmer. Da lagen sie.

Oh Gott, sie sahen schrecklich aus!

Damon war mir hinterher gesprintet und umarmte mich jetzt von hinten. „Es geht ihnen gut, keine Sorge!" Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass sie wie tot auf Theresas Bett lagen. Kreidebleich waren beide! Ich ließ mich neben ihnen niedersinken und nahm Claras Hand.

Eiskalt.

Da nahm ich ein Geräusch wahr: Es war ein Pochen, als würden ihre Herzen wieder anfangen zu schlagen und ein leises Rauschen, als würde das Blut wieder durch ihre Adern fließen.

Da fingen Claras Wimpern an zu zittern: Sie wachte auf!

Ich sah zu Theresa und sah auch bei ihr, wie sich ihre Augen langsam öffneten.

Sie lebten! Gewissermaßen. Überglücklich beugte ich mich über sie. „Theresa? Clara?" Langsam kamen sie zu sich und sahen sich im Raum um. Auch sie wussten im ersten Moment nicht so richtig, wo sie waren und was geschehen war. Wir ließen sie sich kurz orientieren, als ich etwas in ihren Augen aufflackern sah. Erkennen.

Endlich hatten sie es überstanden! Nun konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und umarmte sie, dabei rief ich:

„Willkommen in eurem neuen Leben!!!"

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