Mehrere Tage sind vergangen, seit wir in die Wohnung umgesiedelt sind. Noch hat man uns nicht gefunden, aber ich denke, dass das demnächst passieren wird. Eigentlich sollte ich versuchen, optimistisch zu sein, aber das kann ich einfach nicht. Verdammt nochmal, ich habe eine solche Angst vor Verfolgung entwickelt.
Ich denke, ich werde noch paranoid.
Meine Brüder wissen auch noch nicht, was wir machen. Vermutlich müssen sie erstmal einen Ort finden, der sicher ist. Ich will erst gar nicht daran denken, was aus mir und Jisung wird. Ach' Scheiße! Es ist alles so kompliziert! Ich stehe entschlossen von dem Sofa auf und stürme ins Bad. Dort klatsche ich mir eine ordentliche Ladung kaltes Wasser ins Gesicht. Ich muss mich zusammenreißen!
Rumsitzen und über das eigene Elend nachzudenken, bringt nichts!
Ich werfe einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Eine junge Frau mit leicht gewellten, in einen Pferdeschwanz gebundenen braunen Haaren und dunklen Augenringen, schaut mir entgegen.
Ich habe wegen dem ganzen Stress in den letzten Tagen, kaum geschlafen. Ich seufze lauf auf und hebe vorsichtig den Stoff meines T-Shirts an. Dann wende ich meinen Kopf erneut zu dem Spiegel. Die kleine Wölbung kann man noch unter großen T-Shirts verstecken, aber sie ist sichtbar. Ein warmes Lächlen schleicht sich auf meine Lippen und ich streiche vorsichtig über meinen Bauch.
„Boom?". Sofort hebe ich meinen Kopf und drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt.
Eine lächlende Lena steht im Türrahmen. Ein paar blonde Strähnen fallen ihr ins Gesicht, welche sie schnell hinter ihr Ohr schiebt. Ihre Augen sind geschwollen. Sie hat also wieder 'mal geweint.
Ich komme auf sie zu und umarme sie. Ich drücke sie an mich und streiche ihr beruhigend über den Rücken. „Dieser Typ ist es nicht wert", hauche ich, „Und wenn wir hier jemals heile rauskommen, schwöre ich dir, dass ich ihn eigenhändig zu Hackfleisch verarbeiten werde".
„Du bist süß", Lena hat wieder angefangen, zu weinen, „Aber es tut trotzdem weh". „Ich weiß". Sie schlüpft vorsichtig aus meinen Armen: „Egal, lass uns über etwas anderes Reden". Ihr Blick wandert über mein Gesicht. „Boom, wir müssen uns wirklich etwas überlegen! So kann das nicht weitergehen! Dass du so wenig schläfst, ist nicht gesund. Für dich nicht und für das Baby erst Recht nicht!", sie packt mich an meinem Arm und beginnt mich hinter sich zu schleifen, ausnahmsweise lasse ich mir das gefallen.
Wir gehen in die Küche, wo sie mich sofort auf einen Stuhl drückt. Ich will protestieren, doch sie kommt mir zuvor: „Wir essen jetzt erstmal 'was. Ich hab' gekocht". Lena deutet auf einen Topf, der auf dem Herd steht. Sie fischt zwei Teller aus einem Küchenschrank und stellt einen auf der Theke ab, während sie den anderen Teller zu befüllen beginnt. „Hier", sie stellt ihn vor mir ab, „Reis steht schon auf dem Tisch". Ich weiß zwar nicht sicher, was sie für ein Gericht gekocht hat, aber ich vermute es ist Curry. Ich schnuppere daran und nicke zufrieden. Mit mehr scharfer Soße würde es trotzdem besser schmecken. Also stehe ich auf und hole scharfe Soße, welche ich großzügig auf dem Curry verteile. „Boom, was machst du da? Das ist doch schon scharf genug". Ich schüttele den Kopf und Lena beginnt zu lachen. „Schmeckt es wenigstens?". Ich probiere schnell und nicke begeistert: „Willst du?". „Ähh... w-warum nicht", erwidert sie zögernd und ich halte ihr einen Löffel hin. Sie probiert und beginnt zu husten.
„Wie kannst du das essen?", ruft Lena entrüstet und beginnt sich hektisch Luft zu zu fächern. Ich sage nichts, beginne aber laut zu lachen.Nach dem Essen, will ich eigentlich den Abwasch machen aber Lena drückt mich zurück auf meinen Stuhl. „Nichts da! Du musst dich schonen!". „Hör auf du bist schon schlimmer als Jisung", ich verdrehe die Augen. Lena schüttelt bloß den Kopf und beginnt die Teller nach einander abzuwaschen. Ich stehe gerade auf, als ein Klingeln ertönt. „Das ist deins", kommt es von Lena. „Ich weiß", erwidere ich und laufe in die Richtung des Geräuschs.
Ich finde mein Handy genau in dem Moment, als der Anruf ausklingelt. Dann versucht die Person bereits erneut, mich zu erreichen. Ich greife nach meinem Handy und beginne zu lächeln, als ich sehe, dass Jisungs Name auf meinem Display leuchtet.
Schnell nehme ich den Anruf an und drücke das Handy an mein Ohr: „Jisung?". „Babe! Na endlich!", ertönt seine Stimme, „Ich dachte schon, du gehst nicht mehr ran". Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen: „Warum bist du denn so ungeduldig?". „Ich vermisse dich", kommt es von ihm. „Awww". „Kannst du nicht vorbei kommen und bei uns übernachten?". „Ähh klar, warum nicht?", mein Lächeln wird breiter. Ich habe Jisung schon länger nicht mehr gesehen: „Ich komme gerne". „Perfekt", er scheint sich auch zu freuen, „Ich hol' dich ab, okay?". „Super. Ich pack' nur eben meine Sachen und dann bin ich schon unterwegs. Bis gleich". „Bis gleich. Hab' dich lieb", auf seine Antwort hin, beginne ich verlegen zu lächeln. Dann legt Jisung auf.
Ich lege mein Handy zur Seite und gehe los, um mir Klamotten zu besorgen.Ich steige in die U-Bahn ein und lasse mich auf einen freien Platz fallen. Dann blicke ich mich um.
Mein Kiefer spannt sich an.
Dieser Typ ist schon eine Weile genau den gleichen Weg gegangen, wie ich. Jetzt steht er etwas entfernt. Drehe meinen Kopf weg und tue so als ob, ich in eine andere Richtung schauen würde, um herauszufinden, ob er mich beobachtet.
Sein Blick ist starr auf mich gerichtet, wie ich es erwartet habe.
Jetzt ganz ruhig bleiben. Ich darf nicht in Panik geraten.
Tief ein und aus atmen. Dann öffne ich meinen Rucksack und fische meine Kopfhörer heraus. Ich muss mich beruhigen. Also starte ich eine Playlist und beginne aus dem Fenster zu schauen. Selbst, wenn man bloß die dunklen Tunnel und hin und wieder, die Stationen sieht. Alles ist besser, als diesen Mann zu betrachten.Kurz darauf steige ich bereits aus. Während ich auf den Bahnsteig laufe, sehe ich mich noch einmal hektisch um. Der Mann ist mir gefolgt Und ihm ist bewusst, dass ich weiß, dass er mich verfolgt.
„Boom!", ertönt es aus einer Richtung. Ich entdecke den winkenden Jisung, der mit einem Mundschutz und einer Cap ausgestattet, etwas abseits steht.
Ich beginne zu lächeln und laufe los, um ihm in die Arme zu springen.
Jisung umarmt mich vorsichtig, aber liebevoll. „Du hast mir gefehlt", nuschelt er mir in die Halsbeuge, „Baby?". „Hmm?", ich hebe den Kopf von seiner Brust, um ihm in die Augen schauen zu können. „Du hast dich eben so gestresst umgesehen, alles in Ordnung?". Ich nicke eifrig: „Alles bestens. Hab' nur gedacht, dass da jemand wäre, den ich kenne". Unauffällig linse ich zu der Stelle, an der ich ihn als letztes gesehen habe und stelle fest, dass der Mann weg ist. „Achso. Dann ist ja gut. Und jetzt komm'", er nimmt mich an der Hand und wir verlassen die U-Bahn Station.Seoul wird durch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne in ein warmes Licht getaucht. „Schau mal", ich deute auf den Horizont, „So schön". „Ja", Jisung legt einen Arm um mich und ich kann an seinen Augen sehen, dass er lächelt, „Schön".
Dann machen wir uns gemeinsam auf den Weg zum Dorm.
Sry, dass ich in letzter Zeit so wenige update aber ich hab kaum Zeit 😢
<3
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Boom ʰᵃⁿ ʲⁱˢᵘⁿᵍ
FanfictionBoom ist mit ihrem Bruder auf der Flucht vor ihrem brutalen Stiefvater und landet schließlich bei ihrer Tante und Cousine in Seoul. Dort trifft sie den Rapper Han Jisung. Dieser scheint großes Interesse an ihr zu haben. Die beiden kommen sich immer...