Kapitel 54

71 3 3
                                    


Es ist ungefähr eine Woche vergangen, vielleicht auch mehr, ich habe einfach das Zeitgefühl verloren. Die Tage verschwimmen seltsam miteinander. Alles erscheint in diesem ermüdenden Grauton. Zumindest kommt es mir so vor.

Ich lasse meinen Blick durch die Kammer schweifen, die zurzeit als mein Zimmer dient. Sie ist nicht besonders üppig eingerichtet, allerdings nehmen mein Bett und der kleine Schrank schon den ganzen Platz in Anspruch.

Vor das winzige Fensterchen habe ich die Vorhänge gezogen. Warum auch immer.

Vorsichtig erhebe ich mich von meinem Bett, um in dem schummrigen Licht Jisungs Hoddie zu suchen. Ich greife nach dem Stück Stoff, welches sich am Rand des Bettes befindet und ziehe mir den Hoodie vorsichtig über.
Die Kapuze zupfe ich mir mit einem Ruck über den Kopf und atme den vertrauten Geruch ein, der mich jetzt völlig einhüllt.
Ich seufze. Leider verschwindet Jisungs Duft immer mehr von dem Kleidungsstück.

Vorsichtig drücke ich die Türklinke herunter und schlüpfe durch die Tür.
Ich schlurfe in die Küche, wo mich das Licht, welches heller als erwartet ist, ziemlich blendet. Krampfhaft kneife ich meine Augen zusammen. Weder meine Tante noch Lena sind zuhause.
Mir meine Hand weiterhin vor die Augen haltend trotte ich zu der Küchentheke. Dort nehme ich mir vorsichtig einen Becher. Diesen befülle ich mit Wasser.
Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal etwas gegessen habe. Hunger habe ich aber auch nicht.

Ich trinke einen Schluck. Ich habe die Einnahme der Tabletten bis jetzt noch hinausgezögert. Irgendwie fühle ich mich noch nicht bereit dazu. Allerdings werde ich mich vermutlich auch später nicht dazu bereit fühlen.
Die unberührte Tablettenverpackung steht immernoch an der Küchentheke, wo ich sie abgelegt habe. Mit zitternden Händen greife ich danach.
Die ganze Schachtel bebt, während ich versuche, sie zu öffnen. Ich will nicht. Ich habe Angst.

Ich schüttele die Verpackung mit den Tabletten vorsichtig heraus. Eigentlich machen das meine zitternden Hände von alleine. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Anleitung, um mir ins Gedächtniss zu rufen, was die Ärtzin gesagt hat. Dann nehme ich eine Tablette aus der Verpackung.
Ich hole tief Luft und nehme die Tablette ehe ich noch zögern kann, in den Mund, kippe etwas Wasser hinter und schlucke sie.
Meine Hände zittern noch mehr als zuvor, während ich mein Handy suchen gehe. Nachdem ich es finde, verfasse ich schnell eine Nachricht.

Boom: Ich habe die Pille genommen

Seufzend lege ich mein Handy weg, während sich ein unwohles Gefühl in meinem Magen breitmacht. Ich habe Angst.

Ich muss jetzt Ruhe bewahren, es wird vermutlich nur noch schlimmer werden, wenn ich mich jetzt völlig verspanne und anfange Panik zu schieben. Ich schließe meine Augen und atme tief ein. Ich kann das schaffen. Schließlich bin ich nicht allein. Mehrmals wiederhole ich diesen Satz in meinem Kopf und atme dann aus.
Ich öffne meine Augen und rappele mich von dem Sofa auf.
Ich trotte in mein Zimmer und ziehe die Tür hinter mir zu. Dann setze ich mich auf mein Bett und lasse meinen Blick durch das Zimmer wandern.
Ich starre den Schrank, mir gegenüber an, bis meine Sicht unschärfer zu werden beginnt. Irgendwann fallen meine Augen zu und ich kippe zur Seite, an die Wand.

Ich werde von einer Hand aus dem Schlaf gerissen, die mir an die Stirn fasst. Kurz zucke ich zusammen, öffne dann aber die Augen. Als ich die Person erblicke, zucke ich noch heftiger zusammen als zuvor. Das habe ich definitiv nicht erwartet.
Jisung beugt sich über mich und betrachtet mich besorgt.
„Boom!", er nimmt mein Gesicht in seine Hände und mustert mich unruhig. „Wie geht es dir? Ich habe mir Sorgen gemacht!! Ich habe dich mehrmals angerufen, aber du bist nie rangegangen!". Ich erwidere seinen Blick: „Ganz okay, denke ich". Lüge! Eine große Lüge! „Ich glaub' dir nicht", erwidert Jisung ernst und setzt sich vorsichtig neben mich. „Komm' mal her", raunt er und schlingt seine Arme um mich. Seine Wärme durchströmt mich und er umhüllt mich mit seinem Duft.
So sitzen wir einfach da und schweigen. „W-wie bist du eigentlich hergekommen?", unterbreche ich die Stille schließlich stotternd.
Jisung dreht seinen Kopf zu mir: „Deine Cousine hat mir im Krankenhaus ihre Nummer und eure jetztige Adresse gegeben, um sicher zu gehen". Ich nicke langsam. Dann beginne ich zu überlegen. Wieviel Zeit ist wohl vergangen, seitdem ich die Tabletten eingenommen habe?
„Über was denkst du nach?", kommt es von Jisung, der mich fragend mustert. „Die Tabletten. Also wann-" , ich halte plötzlich inne.

„Boom?". Dieser Schmerz... ähnlich wie Krämpfe und doch anders. Meine Augen weiten sich. „Boom?!", hastig packt mich Jisung am Arm und dreht mich so, dass er mir in die Augen sehen kann, „Was ist los?!". „Ich-", auf die nächste Schmerzenswelle, die mich überrollt bin ich nicht gefasst. Ich kneife die Augen zu. Ach' du scheiße.
Ich konzentriere mich auf die Regulierung meiner Atmung während ich die immer weiter aufzusteigen drohende Panik versuche, zu unterdrücken. „B-boom?", Jisungs Tonfall wird immer angsterfüllter.
Dann wandert mein Blick zu dem Bettbezug und meine Augen weiten sich.
Ein roter Fleck leuchtet auf dem weißen Stoff.

Bin ich mit diesem Kapitel zufrieden? Nein.
Sollte ich demnächst updaten? Ja. Will ich dieses Kapitel veröffentlichen? Nein.
Ist es gemein, wenn ich das jetzt hier noch in die Länge ziehe, obwohl sich die Geschichte einem Ende zuneigt? Ja. Droppe ich deswegen ein neues Kapitel? Ja.

Ich denke, das beschreibt meine derzeitige Lage perfekt. Trotz der mangelnden Zeit und meiner nichtvorhandenen Motivation, versuche ich weiterhin Kapitel zu schreiben, weil ich diese Geschichte langsam beenden will. Es wird zwar ein zweites Buch geben, aber ich denke nicht wirklich, dass es überhaupt jemand lesen wird. Egal.

Ich habe dieses Kapitel ca. eine Woche nach dem letzten Update geschrieben und habe mich bis jetzt, davor gedrückt, es zu veröffentlichen. Wie es nun dazu gekommen ist, dass ich es veröffentlicht habe, weiß ich selbst nicht wirklich. Vielleicht möchte ich einfach, dass dieses Buch fertig ist, bevor es seinen Jahrestag hat haha. Irgendwie fände ich es schade, zu wissen, dass ich ein Jahr für ca. 60 Kapitel gebraucht habe. Zumindest verglichen damit, wie häufig ich anfangs geupdaten habe oder andere eine Zeit festgelegt haben, zu der sie updaten (einmal pro Woche zum Beispiel).

Vermutlich werde ich das bei meinen nächsten Büchern angehen (ein Vorrat an vorgeschriebenen Kapiteln würde soetwas möglich machen), das ist allerdings noch (ich betone das NOCH) nicht relevant.

Wie auch immer, genug von meinem Gelaber. Ich will mich noch kurz bedanken: Leute wir haben die 4k geknackt!!! Dankeschön! T_T
Ich möchte allen danken, die diese Geschichte bis jetzt verfolgt haben, mich als Autorin unterstützt haben und allgemein mein manchmal ziemlich sinnloses Geplapper ertragen haben! Tysm!!

Und damit beende ich jetzt auch diesen langen Kommentar, heh.

<3

Boom  ʰᵃⁿ ʲⁱˢᵘⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt