Boom ʰᵃⁿ ʲⁱˢᵘⁿᵍ

Kapitel 55

Ich öffne meine Augen. Mein Blick schweift über meinen hellen Bettbezug.
Ich hatte einen echt seltsamen Traum. Wie auch immer. Ich drehe mich zur Seite, ehe ich versuche, mich auf zu setzen. Ein plötzlicher Schmerz schießt mir in mein Unterleib, woraufhin ich ein wenig zusammenzucke.
Ach' du scheiße. Scheinbar waren diese Geschehnisse doch kein Traum. Auch, wenn mir das als ein wenig surreal erscheint.
Meine Erinnerungen, sind so verwirrend und hektisch, dass sie mich eher an einen Traum erinnern. Oder an einen Film. Hektische Kameraeinstellungen, zeigen ohne Übergang oder jeglichen Kontext Szene für Szene, Aufnahme für Aufnahme.
Diese Bilder verbinden sich zu einem chaotischen Wirr-Warr aus Erinnerungen. Ich schüttle meinen Kopf und versuche mich vorsichtig, aus dem Bett zu bewegen. Wo ist Jisung?

Ich blicke mich flüchtig um, kann ihn aber nirgendwo entdecken. Nur ein dunkelgrauer Hoodie liegt ausgebreitet auf meinem Bett. Der vorherige, scheint verschwunden.
Ich schleppe mich aus meinem Bett und schlurfe trotz der Schmerzen, zum Bad, wo ich vorsichtig das Licht anknippse. Mein Blick wandert über den Fliesenboden. Der Blutfleck ist weg. Jisung muss ihn weggewischt haben, denn von alleine kann der sich bestimmt nicht in der Luft auflösen.
Ich öffne den Wasserhahn und lasse das kühle Wasser in meine Handflächen fließen, dann wasche ich mir vorsichtig mein Gesicht. Ich denke, ich benötige jetzt etwas kühles, etwas sicheres, dass mich aus meinen Gedanken und meiner Benommenheit reißt und in der Realität verankert.

Nachdem das erledigt ist und mir meine Gedanken deutlich übersichtlicher erscheinen als zuvor, begebe ich mich vorsichtig in die Küche, wo ich mich erst einmal hinsetze.
Langsam schwappt alles, was sich einige Stunden zuvor ereignet hat, hoch. Ich erinnere mich an die Schmerzen, die ich versucht habe, mit einer Tablette zu unterdrücken.
Ich erinnere mich daran, wie alles miteinander verschwommen ist. Ich erinnere mich an Jisung, der mich die ganze Zeit festgehalten hat, auch wenn er selbst am zerbrechen war.
Ich seufze. Die Erinnerung, an all das Blut, schwebt direkt for meinem geistigen Auge. Ich erschaudere. Das war so viel Blut.

Meine Atmung beginnt sich zu verschnellern. Mein Blick wandert hektisch durch die Küche.
Ich muss hier weg. Sonst kann ich diese Erinnerungen nicht verarbeiten. Schnell stehe ich von meinem Stuhl auf, zucke bei den Schmerzen zusammen und taumele erneut in mein Zimmer.

Ich bleibe neben meinem Bett stehen und mein Blick wandert zu dem dunkelgrauen Hoodie. Vorsichtig nehme ich das Kleidungsstück hoch und beginne vorsichtig zu schnuppern.
Ich atme Jisungs vertrauten Geruch ein.
Der Duft hüllt mich immer weiter ein, ich werde immer ruhiger und mein Kopf immer klarer. Ich wünschte, er wäre jetzt hier.
Und wie auf' s Stichwort, plumpst etwas auf den Boden, wie als wäre es aus der Tasche des Hoodies gefallen.

Überrascht ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, ehe ich mich vorsichtig bücke und den kleingefalteten Zettel aufhebe. Vorsichtig entfalte ich ihn und beginne sorgfältig, den Inhalt zu lesen.

Boom,
ich hoffe, es geht dir besser, wenn du dich ausgeschlafen hast. Ich musste leider schon gehen, weil ich meinen Termin leider nicht verschieben kann.
Vermutlich wirst du noch Schmerzen haben, daher überanstrenge dich nicht. Iss etwas und trinke genügend, ich bitte dich darum. Dein Körper ist erschöpft und braucht die Energie. Schlaf' bitte so viel wie möglich!
Wenn etwas ist, kannst du mich jederzeit anrufen oder mir eine Nachricht schreiben und ich gebe mir Mühe, so schnell es geht, zu reagieren. Bitte vergiss niemals, dass du nicht alleine bist. Deine Tante, deine Cousine und ich sind immer für dich da.
Ich liebe dich!
Jisung

„Ich liebe dich auch, Sungie", hauche ich leise und wische mir vorsichtig meine Tränen weg. Er ist so fürsorglich. Ich verdiene ihn gar nicht.
Ich schniefe und schlurfe zu meinem Schrank und beginne darin zu kramen, um etwas zu finden, was ich anziehen kann.