Flashback

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"Here's to the kids, who were never the first choice"


Tex

"Es tut mir so leid" Mommy saß weinend vor ihrem Bett. In letzter Zeit weinte sie öfter als sonst. Sie schrie auch mehr. 'Weil alles zu viel ist' hatte sie gesagt, aber ich wusste nicht was das bedeuten sollte.

"Ich kann das nicht mehr. Ich muss hier weg" Sie vergrub den Kopf zwischen ihren Armen und schluchzte. Ich machte langsam einen Schritt in den Raum und setzte mich nah an die Tür. Irgendetwas war anders heute, also musste ich vorsichtig sein.

Schweigend saß ich neben der Tür und beobachtete, wie sie weinte. Ich mochte es nicht wenn sie traurig war, aber das waren die wenigen Momente, in denen sie meine Anwesenheit ertrug. Also genoss ich es auch irgendwie. Weil ihre Stimme dann weicher klang. Nicht gereizt. Auch nicht hysterisch. Einfach wie sie selbst.

Die Uhr tickte leise im Hintergrund und es dauerte lange bis sie den Kopf wieder hob. Sie schniefte und rutschte dann langsam zu mir rüber.

"Das verstehst du doch, oder? Mommy kann das nicht mehr" Sie griff nach meinem Gesicht und ich zuckte zurück, aber sie legte nur die Hände an meine Wangen. Die Berührung fühlte sich ungewohnt an. Sie mochte es nicht mich anzufassen.

"Du bist ein guter Junge" Sie tätschelte mir unbeholfen die Schulter, bevor sie sich schwerfällig aufrichtete. Mommy war dünn, manchmal erinnerte sie mich an eine Spinne mit langen Armen und Beinen. Aber ihre Bewegungen waren schwer. Als würde sie ihr eigenes Gewicht nicht halten können.

Ich beobachtete wie sie eine Tasche unter dem Bett hervorzog und sich um die Schulter hängte. Als sie sich umdrehte, sah sie mich schweigend an. Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie hatte ein schönes Gesicht, trotz der blauen Flecken. Und sie hatte grüne Augen, genau wie ich.

"Es tut mir so leid" wieder fing sie an zu schluchzen und beugte sich leicht nach vorne. Langsam stand ich auf. Vielleicht konnte ich sie aufmuntern. Aber sobald sie meine Bewegung mitbekam, schnellte ihr Kopf nach oben. Ein entschlossener Ausdruck trat in ihren Blick und sie klammerte sich an den Trägern ihrer Tasche fest. Dann lief sie los, verließ das Zimmer und humpelte die Treppe runter. Ich folgte ihr schweigend und blieb auf der untersten Treppenstufe sitzen, als sie die Haustür öffnete.

"Ich gehe kurz einkaufen" sagte sie leise, ohne mich anzusehen. Dann atmete sie tief ein und zog die Tür hinter sich zu. Das Klicken der Tür hallte in dem leeren Haus wieder und ich lehnte mich an das Treppengeländer.

Das war das erste Mal, dass sie mir gesagt hatte, wo sie hinging.

Und es war das erste Mal, dass ich mir nicht sicher war, ob sie wiederkommen würde.


Finding our way backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt