Kapitel 4

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"But with every falling apart, there is a coming together" - Seeker


Caleb

"Das hört sich toll an" Ich klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr ein, damit ich gleichzeitig meine Socken anziehen konnte. Ich war spät dran zum Frühstück.

"Ja, Molly hat gesagt, sie findet meinen Schneemann am schönsten" Hailey lachte glücklich und ich atmete erleichtert aus. Ihr schien es gut zu gehen.

"Hast du ihn wieder auf dem Kopf gebaut?" fragte ich und Hailey brummte zustimmend. Als sie klein war, hatte sie nie genug Geduld, den Körper des Schneemanns zuerst zu bauen. Deshalb hatte sie den Kopf immer zuerst gemacht, sodass all ihre Schneemänner einen Kopfstand machten.

"Caleeeeeb" rief Tex von unten und ich nahm das Handy wieder in die Hand.

"Ich muss Schluss machen, Hailey. Schreib mir wenn irgendwas ist, ja?"

Es war still am anderen Ende der Leitung und ich tippte unruhig mir den Fingern gegen das Handy. Es fiel Hailey immer schwer Schüss zu sagen.

"Hailey?" Ich setzte mich wieder aufs Bett "Ich schicke dir nachher ein paar Fotos, ok? Und du kannst mir morgen alles erzählen was ihr gemacht habt. Ich verspreche auch, dass ich bis zum Ende zuhöre, ja?" schlug ich grinsend vor. Normalerweise würde Hailey auf den Witz eingehen. Als sie es nicht tat, runzelte ich die Stirn.

"Sag mir was los ist" forderte ich sie sanft auf. Aber da war kein Ton am anderen Ende der Leitung und ich fragte mich, ob sie den Hörer zuhielt.

"Hei-"

"Ich will nach Hause, Caleb" Hailey schluchzte leise und ich spürte wie sich meine Brust zusammenzog.

"Du hast gesagt, dass alles gut ist. Janin ist doch nett zu dir, oder?" fragte ich sofort alarmiert. Hailey hatte nur Gutes von ihrer Pflegemutter erzählt, aber ich hatte die Anzeichen schon einmal übersehen. Das würde mir sicher kein zweites Mal passieren.

"Ich will aber nicht bei Janin sein, sondern bei dir!" Meine Schwester weinte und ich fluchte, weil ich nur über mein Handy mit ihr reden konnte. Weil ich nicht wusste, wie ich sie trösten sollte, wenn sie jedes Recht der Welt dazu hatte traurig zu sein.

"Ich weiß" Ich rieb mir frustriert über die Stirn, als sich leise Kopfschmerzen meldeten "Ich weiß das, wirklich! Ich will auch, das du hier bist. Aber das geht nicht, das weißt du doch"

Das waren offensichtlich nicht die richtigen Worte, denn Hailey weinte nur noch lauter.

"Wir sehen uns bald. Versprochen. Ich frag heute nach, wie das mit den Besuchszeiten ist, ok? Und sobald ich was weiß, schreib ich dir"

Hailey schniefte. "Gehen wir dann Eis essen?"

Ich lachte leise. "Machen wir" Solange Süßigkeiten sie aufmuntern konnten, war sie ok. Daran konnte ich mich festhalten. Sie war ok.

"Und du schickst mir Fotos?" jetzt klang Hailey beinahe schüchtern.

"Mach ich" bestätigte ich "Und du meldest dich, wenn dir danach ist, ja? Egal wann. Egal wo"

"Mach ich" Hailey schwieg kurz, bevor sie noch etwas sagte "Ich hab dich lieb"

"Ich dich auch"

Ich legte auf und ließ das Handy mit einem Seufzen sinken. Ich hasste das. Das ich nichts tun konnte. Das nichts mehr so war wie früher.

Ich blieb noch einen Moment sitzen, bevor ich mich aufraffte und nach unten ging. Ich hatte keinen Hunger mehr. Spätestens als mein Blick auf das Brot fiel, war er dann ganz weg. Ich hasste Frühstück. Die wichtigste Mahlzeit am Tag. Am Arsch.

Finding our way backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt