Kapitel 21

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"personally, I'm both: fucked-up and misunderstood" - Unknown


Zayne

"Mom. Mom, komm schon. Wach auf" Als sie daraufhin nur ein undefiniertes Brummen von sich gab, warf ich einen nervösen Blick zur Tür.

Die Klingel war schon seit über einem halben Jahr kaputt, aber das Klopfen war laut und deutlich.

"Mom, steh auf, da ist jemand an der Tür" Wieder keine Reaktion. Mit einem Seufzen ging ich die schmale Treppe nach unten. Es war gerade mal halb sieben. Zu früh, dass einer von Moms "Freunden" zu Besuch kam. Zu früh, dass es einer meiner Freunde war. Halb sieben war eine Uhrzeit für Ärger. Polizei, Jugendamt oder jemand mit unbezahlten Rechnungen. Ich konnte nicht mal sagen, was mir lieber war.

Ich dachte einen kurzen Moment darüber nach, die Tür nicht zu öffnen. Mich einfach wieder ins Bett zu legen und so zu tun, als hätte ich nichts gehört. Aber gleichzeitig wusste ich, dass das nichts bringen würde. Sie würden so lange klopfen, bis jemand aufmachen würde.

Ich zog mir die Kappy tiefer ins Gesicht, während ich das Schloss entriegelte und die Tür öffnete. Die kleine metallene Kette ließ ich jedoch dran, sodass nur ein kleiner Spalt entstand. Nur für den Fall. 

"Was?" Ich musterte den Mann und die Frau die vor der Tür standen. Schicker Stoffpulli. Gebügelte Bluse. ... Jugendamt.

"Hi" Die Frau lächelte freundlich und beugte sich etwas nach unten, sodass wir fast auf Augenhöhe waren "Ich bin Karen. Und das ist mein Kollege Rob. Ist deine Mutter zu Hause? Oder dein Vater?"

"Nein, wieso?" fragte ich unschuldig.

Die Frau - Karen- versuchte einen Blick an mir vorbei in die Wohnung zu werfen, aber ich zog die Tür leicht zu, sodass sie nichts sehen konnte. Karen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, bevor sie ihrem Kollegen einen kurzen Blick zuwarf. "Wir haben einige Anliegen bezüglich eurer häuslichen Situation. Wir machen uns Sorgen wegen unzureichender Betreuung und -"

"Oh wirklich?" unterbrach ich sie gespielt überrascht, bevor ich mit dem Kopf zu dem Haus gegenüber nickte "Wissen Sie, Frau Marlan von gegenüber ist schon richtig alt. Sie kann fast nichts mehr sehen und hören. Sie können nicht jedes Mal vorbei kommen, wenn sie euch anruft"

 Die alte Hexe, hatte schon uns schon tausende Male an die Polizei oder das Jugendamt verpetzt. Sie hatte mal gesagt, dass sie das nur tat, weil es das beste für mich war. Aber sie hatte keine Ahnung. Keine Ahnung von irgendwas. Weil es in diesen runtergekommenen Kinderheimen, Jugendgruppen und Pflegefamilien kaum besser war, als bei mir zu Hause.

Karen warf einen irritierten Blick zu dem Haus, bevor sie mich wieder ansah. "Es ist unwichtig, woher die Informationen kommen. Aber es ist wichtig, dass wir die Lebensu-"

"Das sie die Lebensumstände überprüfen, um sicherzustellen, dass das Wohl des Kindes nicht gefährdet ist" beendete ich ihren Satz gelangweilt. Egal wie viele verschiedene Menschen an unsere Tür klopften, sie sagten immer das gleiche. Immer die gleichen runtergeleiherten Dialoge, voller Wörter mit denen die meisten Kinder nichts anfangen konnten. "Hören Sie. Ich weiß nicht, was Sie von uns wollen. Sie klopfen an unsere Tür. Redet mit mir oder meiner Mom, werden einen Blick in die Wohnung. Denken sich 'Oh nein, das arme Kind', nehmen mich mit und bringen mich in irgendein Loch, in dem es genauso läuft wie hier. Nur um mich dann nach ein paar Tagen oder Wochen wieder hier abzusetzen" Ich sah die beiden genervt an "Und das machen sie immer und immer wieder. Was soll das bringen?"

Finding our way backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt