Kapitel 11: Nimbus 2001

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Ihre Sicht:

Es war nicht schwer gewesen, sich mit Draco Malfoy anzufreunden, nachdem das Problem mit der Abstammung aus der Welt war. Es war doch nur logisch, dass Kinder, die zwei Zauberer als Eltern hatten, reinblütig waren, oder etwa nicht? Davon abgesehen musste ich doch reinblütig sein, bei dem, was ich war, doch das verschwieg ich – vorerst. Wir machten unsere Hausaufgaben zusammen und ärgerten all die, auf die wir gerade Lust hatten. Draco befand sehr schnell, dass ich dafür ein gewisses Talent hatte.

Das erste Training dieser Quidditch-Saison war an einem Samstagmorgen. Dank Draco und seinen spendierten Rennbesen durfte ich ohne Auswahlspiele mit ins Team. Ich hatte ihm erzählt, dass ich echt gern als Hüter spielen würde und anscheinend waren sieben Rennbesen überzeugend genug.

So machten wir uns an diesem Morgen direkt nach dem Frühstück, bereits umgezogen und mit geschulterten, nagelneuen Nimbus Zweitausendeins, auf den Weg zum Quidditch-Feld.

Wir betraten das Feld und erblickten ein mir wohlbekanntes, rot gewandetes Team oben in der Luft. Des Weiteren entdeckte ich Ron, Hermine und auch Emily auf der Tribüne, ihr heute weasleyrotes Haar leuchtete in der Morgensonne. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sie aufstand und herunterkam. Doch mein besonderes Augenmerk galt dem nun landenden, mehr oder minder ausgeschlafenen Team der Gryffindors, unter denen sich schließlich sowohl George und Fred als auch mein Bruder befanden. Wood landete als Erster, wohl härter als gedacht, und kam mit zitternden Knien und offensichtlich kochend vor Wut auf uns zu

„Flint!", bellte er unserem Kapitän entgegen. Flint sagte nichts, er grinste nur. „Das ist unsere Trainingszeit! Wir sind extra früh aufgestanden! Ihr könnt gleich wieder verschwinden!" Flint war noch größer als Wood, was mir vorher nie aufgefallen war. Doch da ich ziemlich klein war, waren für mich eh so irgendwie alle groß.

„Es ist doch Platz genug für uns alle da, Wood," hörte ich ihn sagen. Ich beobachtete die Reaktionen des Gryffindor-Teams durch die Lücke zwischen seinem Rücken und dem von Pucey, einem unserer Jäger, hindurch. Draco und ich standen hinter den fünf riesigen Kerlen, als wollte Flint uns verstecken, wie einen Schatz.

„Aber ich hab das Feld gebucht! Ich hab's gebucht!", Wood spuckte förmlich vor Wut bei diesen Worten. Ich sah, wie Draco neben mir anfing feixend zu lächeln, wie es seine Gewohnheit war. Es war ein seltsames Lächeln, denn seine eisblaugrauen Augen blieben dabei so kalt, wie der Ursprung ihrer Farbe. Manches Mal kam ich nicht umhin, mich zu fragen, ob er auch richtig lächeln konnte. Doch wer war ich so etwas zu verlangen, sah mein Gesicht doch sicher aus wie Seines, wenn ich lachen sollte.

„Aaah", sagte Flint „Ich habe hier allerdings eine von Professor Snape persönlich unterzeichnete Erklärung: ‚Ich, Professor S. Snape, erteile dem Slytherin-Team die Erlaubnis, am heutigen Tage auf dem Quidditch-Feld zu trainieren aufgrund der Notwendigkeit, ihren neuen Sucher und Hüter auszubilden.' "

„Ihr habt einen neuen Sucher und Hüter? Ihr hattet doch gar keine Termine für Auswahlspiele! Wen?", hörte ich Wood verwundert und immer noch wütend fragen. Im selben Moment traten die fünf Riesen vor Draco und mir beiseite und offenbarten allen Anwesenden unsere Anwesenheit.

„Bist du nicht der Sohn von Lucius Malfoy?", fragte Fred, welcher neben Emily stand, mit unverkennbarer Abneigung in der Stimme.

„Komisch, dass du Dracos Vater erwähnst", sagte Flint und das Slytherin-Team um mich herum grinste noch breiter. „Seht mal her, was für ein großzügiges Geschenk er dem Slytherin-Team gemacht hat"

Wie auf Befehl zeigten sie nun alle ihre neuen Besen vor und weil mir nichts Besseres einfiel, hob ich meinen ebenfalls von meiner Schulter herunter und stellte ihn galant vor mir ab. Der frisch polierte Schriftzug des Nimbus Zweitausendeins schimmerte auf dem schwarzen Holz in der Morgensonne.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt