Kapitel 5: Das erste magische Weihnachten

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Ihre Sicht:

Über Weihnachten blieb ich im Schloss. Die anderen Slytherins fuhren fast alle nach Hause, doch ich hatte ihnen ruhig erklärt, dass ich hier bleiben würde. Sie hatten mich ausgelacht und gemeint, ich hätte kein Zuhause. Ich überging die Beleidigungen wortlos. Im Grunde hatten sie ja Recht. Die Dursleys waren nicht mein Zuhause und ich würde diesen Ort niemals so nennen. Wenn ich überhaupt irgendwo ein Zuhause hatte, dann war es hier, im Schloss.

So erwachte ich am Weihnachtsmorgen in einem leeren Schlafsaal in Erwartung eines Geschenkes von meinem Bruder und vielleicht noch von Emily, wo ich einen kleinen Stapel vorfand. Das oberste Paket war von Emily, die ebenfalls im Schloss geblieben war, sie hatte mir eine Kette mit wunderschönen grünen Steinen geschenkt. Dabei lag ein Zettel.

Um deine schönen Augen zu betonen.

Fröhliche Weihnachten,

Emily

Das zweite Päckchen war wie erwartet von meinem Bruder. Er hatte mir ein Buch über magische Wesen gekauft, wie lieb von ihm, wo er doch wusste, wie gerne ich las. Und doch ahnte ich, dass er dabei einen Hintergedanken gehabt hatte, denn auf einer der ersten Seiten fand ich etwas, was mir so vertraut vorkam, dass ich es erst einmal lesen musste.

Die Schwarze Veela

Sie kommt in den reinblütigen Familien vor, ist jedoch ein Geschöpf der Nacht. Geboren aus den Seelen totgeborener magischer Kinder ist ihre Haut aus silberschwarzen Schuppen und Ihr Antlitz schöner als der Tod, denn der Tod hat sie zurückgeschickt Unheil zu bringen über die Welt. Ihre Flügel tragen sie weit und hoch und ihre Krallen sind tödlich. Doch noch schrecklicher als ihre Krallen sind wohl ihre Zähne, welche ein Gift enthalten, dessen Wirkung hier nicht beschrieben werden darf. Zu schrecklich ist, was sie mit ihren Opfern anstellen kann. Ihre Schreie sind selten zu hören, doch sie gefrieren einem Mark und Bein. Ihre größte Macht jedoch ist die des Feuers. Es gehört zu ihr wie ihre unbändige Kraft, welche unerschöpflich in ihr brodelt. Eine Schwarze Veela ist unsterblich, es sei denn, man schlage ihr den Kopf ab, was eigentlich unmöglich ist, denn nichts, was uns bisher bekannt ist, kann sie schwächen. Doch sind sie so selten, wie die Metamorphmagi(siehe Seite 366) und doch um vieles bösartiger. Silber offenbart ihre Gestalt, welche sie zu verstecken weiß. Die Wahrheit stets aus ihrem Munde klingt, zu lügen sie nicht im Stande ist. Sollte sie es dennoch versuchen, so werden die Konsequenzen furchtbar sein.

Darunter fand sich das Bild eines Wesens, welches ich nur allzu oft im Spiegel selbst betrachtet hatte. Auf der einen Hälfte des Bildes war eine wunderschöne Frau abgebildet, so schön, dass sie menschlich gar nicht sein konnte. Sie war makellos und schien einen perfekten Körper zu haben. Auf der anderen Seite ein Wesen mit großen, mehrfarbigen Fledermausflügeln, einem langen Schwanz mit scharfer, glänzender Spitze, scharfen Krallen an den Händen und spitzen Zähnen. Ich starrte das Bild an und stand wie paralysiert auf. In der Ecke des Schlafsaals stand ein mannshoher Spiegel. Dies war ein Mädchenschlafsaal, es gab mehr als einen. Doch dieser war der Größte. Aus dem Spiegel heraus sah ein Wesen, welches mich stets ansah, wenn ich vor einem Spiegel stand. Es war geschuppt, die schwarzen Schuppen glänzten silbern im Licht der Kerzen an den Wänden. Über die Schultern ragten große, schwarz grüne Flügel und ein geschuppter Schwanz mit schwarz grüner Spitze wedelte schwach hinter dem Rücken. Die Hände endeten in silbrigen Klauen. Ich lächelte schwach und das Wesen offenbarte spitze Zähne. Die grünen Augen mit der Katzenpupille sahen glühend aus dem Spiegel heraus. Das einzige, was dieses Bild nicht als Halluzination abstempelte war die Tatsache, dass es dasselbe Buch in Händen hielt wie ich, die vor dem Spiegel stand. Aus dem Spiegel heraus sah mich eben jenes Wesen an, das ich vor mir im Buch sah. Das war ich! Ich war eine Schwarze Veela! Das bedeutete, ich konnte noch deutlich mehr tun, als nur gruselig aussehen, oder? Ich schüttelte den Kopf und legte das Buch zugeklappt beiseite. Später, jetzt war Weihnachten. Denn jetzt waren immer noch vier Päckchen über... ich öffnete das erste, etwas unordentlich verpackte Päckchen zuerst. Darin fand ich einen bestimmt wunderbar warmer, moosgrüner Pullover mit einer schwarzen Rose darauf. Daneben eine kleine Dose sehr lecker aussehender Weihnachtskekse und ein Zettel.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt