Kapitel 30: Knallrümpfige Kröter & Frettchen

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Ihre Sicht:

Am nächsten Morgen war der Himmel immer noch grau wie ein Zinnkessel, aber immerhin hatte es aufgehört zu regnen. Beim Frühstück schielte ich kurz zum Gryffindor-Tisch hinüber und stellte fest, dass Fred mir hin und wieder mehr oder minder wütende Blicke zuwarf. Sein Zorn ob der Seifenblasen war angesichts der Schmach des Vorabends wohl doch noch nicht so weit verraucht, wie ich es gedacht hätte. Nun gut, dann musste ich mich halt die nächsten Wochen ein wenig vorsehen, wenn ich mich in seiner Nähe aufhielt. Warum er mir die Seifenblasen wohl plötzlich so übel nahm? Ich lächelte und griff nach meinem Stundenplan, den Blaise mir gerade reichte. Natürlich wusste ich warum und der Grund war dunkelhaarig, dunkelhäutig und saß zwei Plätze von ihm entfernt. Durch die gesamte Halle habe ich gesehen, dass er sich vor Angelina blamiert hatte und ich wusste, dass er auf sie stand. Wer wusste das nicht?

„Oh, super. Erst Geschichte der Zauberei, dann Pflege magischer Geschöpfe und heute Nachmittag eine Doppelstunde Wahrsagen", stellte ich nach kurzem Blick auf die Spalte mehr oder minder erfreut fest.

„Wie kann man sich auf eine Doppelstunde Wahrsagen freuen?", fragte Blaise neben mir mit angewiderten Ausdruck in Stimme und Gesicht.

„Ich kann das, Blaise", antwortete ich ruhig und griff nach meiner Schultasche, um mich auf den Weg zu Geschichte der Zauberei zu machen. Es war auch nicht wirklich freuen, mehr Neugierde. Blaise und Draco folgten mir umgehend, als wollten sie nicht, dass ich den Weg alleine ging.

Nach dieser unglaublich einschläfernden Stunde Geschichte der Zauberei freute ich mich auf ein wenig frische Luft, um wieder wach zu werden. Also ging ich, geleitet von Draco, Crabbe, Goyle und Pansy, über das noch nasse Gras hinunter zu Hagrids Hütte. Blaise verabschiedete sich und ging mit Theo hinauf zu Arithmantik. Das Fach gab es so wie Alte Runen zweimal, damit es alle belegen konnten und die Klassen nicht zu riesig wurden.

Bei Hagrid angekommen, standen auch bereits die Gryffindors versammelt und bestaunten den Inhalt einiger seltsamer Kisten, die zu ihren Füßen standen.

„Frisch ausgebrütet, jetzt könnt ihr sie selbst großziehn! Dachte, wir machen so was wie 'n Projekt draus!", sagte Hagrid stolz, als wir uns zu den Gryffindors gesellten.

„Und warum eigentlich sollen wir die großziehen?", sagte Draco mit eiskalter Stimme. Crabbe und Goyle glucksten brav Beifall und auch ich sah mit arrogantem Gesicht von oben herab in die Kisten hinab. In den Kisten krabbelten dutzende der abgrundtief hässlichsten Geschöpfe, die ich je gesehen hatte. Die weder vorn, noch hinten hatten und hin und wieder mit einem leisen ffhhht ein paar Zentimeter durch die Kisten geschleudert wurden. „Ich meine, wozu sind die denn nütze? Was ist der Witz dabei?", fragte Draco und klang unter seinem herablassenden, kalten Ton sogar einmal recht interessiert am Unterricht. Insgeheim stellte ich mir dieselbe Frage, auf die Hagrid anscheinend keine Antwort wusste. Einige Sekunden lang schien Hagrid angestrengt nach einer Antwort zu suchen, doch es wollte ihm offensichtlich keine einfallen.

„In'ner nächsten Stunde, Malfoy. Heut füttert ihr sie nur. Probiert doch mal 'n paar verschiedene Sachen aus – ich hab sie noch nie gehabt, weiß nich, was sie lecker finden – hab Ameiseneier und Froschlebern und 'n Stück Ringelnatter – nehmt einfach von allem etwas", war stattdessen die ausweichende, etwas barsche Antwort.

Ich dachte nicht einmal im Traum daran, meine Hand in eine dieser Kisten zu halten, auch wenn es mir wahrscheinlich höchst wenig ausgemacht hätte. So standen Crabbe, Goyle, Pansy, Draco und ich ein Stück abseits und beobachteten das Geschehen mit, je nach Intelligenzgrad, unterschiedlich angewiderten Gesichtern. Ich schüttelte meinen Kopf über Harry, der ernsthaft versuchte, die knallrümpfigen Kröter, wie er mir sie auf Nachfragen vorgestellt hatte, zu füttern, erfolglos.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt