Ihre Sicht:
Ich sprach kein Wort, auch in den nächsten Tagen nicht, die wir in unserem Zimmer verbrachten, einer Antwort harrend, die nicht kam. Auf unserem Schreibtisch lagen die ganzen Briefe, gestapelt in der Reihenfolge, in der sie uns erreicht hatten.
Ich drehte mich auf die Seite und besah mir den Stapel Pergament von meinem Bett aus. Obenauf lag der Brief vom Ministerium, der Harry und mich der Schule verwiesen hatte und uns die Zerstörung der Zauberstäbe angedroht hatte. Darunter lag der Brief von Mr. Weasley, in welchem er uns versicherte, dass Dumbledore alles richten würde und dass wir brav im Haus bleiben sollten. Darunter lag der zweite Brief des Ministeriums, der uns zu der Anhörung am zwölften August einlud, auf der dann alles geklärt werden sollte. Darunter lagen zwei unglaublich kurze Briefe, einer von Sirius, der andere von Severus, beide nur wenige Zeilen lang und mit derselben Information ‚Halte die Ohren steif, es wird sich alles wieder einrenken'.
Ich drehte mich wieder auf den Rücken und dachte darüber nach, wieviel Tante Petunia eigentlich über unsere Welt wusste. Sie kannte Voldemort und Askaban und sie hatte von irgendwem einen Brief bekommen, der sie umgestimmt hatte, dass wir im Haus bleiben durften, doch wir hatten nicht rausbekommen von wem und wir hatten auch keine Lust mehr, darüber nachzudenken. Wir hatten auf gar nichts Lust, solange alles so unklar blieb. Ich schnaubte und beobachtete das Lichtspiel der orangenen Straßenlaterne vor unserem Fenster an der Zimmerdecke.
Eines Abends stand Onkel Vernon im Zimmer, in seinem besten Anzug.
„Wir gehen aus"
„Wie bitte?", fragte ich verwundert. Die ersten Worte seit Tagen.
„Wir – das heißt eure Tante, Dudley und ich – wir gehen aus"
„Schön", sagte Harry. Er lag unter mir und ich hörte, dass er sich wieder umdrehte.
„Ihr bleibt in eurem Zimmer, während wir weg sind", sprach Onkel Vernon weiter.
„Okay," sagte ich tonlos und sah weiter an die Decke.
„Ihr rührt den Fernseher, die Stereoanlage und auch keine anderen Sachen von uns an."
„Gut", murmelte Harry.
„Ich schließe eure Tür ab."
„Tu das", erwiderte ich. Wohl verwundert über unseren nicht vorhandenen Widerstand ging Onkel Vernon kopfschüttelnd hinaus. Unser Schloss klickte, er schloss uns trotzdem ein. Wir hörten die Tür ins Schloss fallen und das Auto die Auffahrt verlassen.
Kurz darauf jedoch hörten wir Geräusche aus der Küche. Sofort waren wir auf den Beinen. Mit einem Satz war ich aufgesprungen und auf dem Fußboden unseres Zimmers gelandet. Die Tür sprang von selbst auf und wir gingen in den dunklen Flur. Unten an der Treppe hörten wir Stimmen.
Die erste gehörte Mad – Eye Moody, einem Auror, der rein theoretisch letztes Jahr das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste gelehrt hatte, praktisch aber durch einen Doppelgänger ersetzt worden war. Eine zweite Stimme gehörte zu Professor Remus Lupin, der in unserem dritten Jahr dasselbe Fach gegeben hatte. Ein Zauberstab flammte auf und tauchte die große Gruppe Zauberer und Hexen in blaues Licht. Die anderen Anwesenden kannte ich nicht. Lupin wurde angewiesen, uns zu überprüfen. Warum auch immer und was auch immer das heißen sollte.
„Harry, welche Gestalt nimmt dein Patronus an?", fragte er ruhig.
„Die von einem Hirsch", erwiderte Harry leise und offensichtlich verdutzt.
„Eleanor, was ist ein Irrwicht für dich?", fragte er mich.
„Es war ein Spiegel", sagte ich leise. Es sollten meine letzten Worte für die nächsten Stunden sein. Nur Lupin und mein Bruder hatten den Irrwicht je gesehen und ich ging felsenfest davon aus, nun da ich kein Problem mehr mit dem hatte, was ich war, dürfte er sich verändert haben. Ich hatte Harrys Geschenk gelesen, ich hatte sie alle gelesen – naja fast alle – und ich hatte Vieles ausprobiert. Ich konnte eine Menge, inzwischen flog ich auch verdammt gut. Inzwischen machte es mir sogar Spaß, ein Monster zu sein. Warum sollte mein Irrwicht dann noch ein Spiegel sein?
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Die vergessene Geschichte
FanfictionEleanor Lily Potter ist Harry Potters Zwilling. Doch für gewöhnlich spricht niemand über sie, die meisten wissen nicht einmal, dass sie existiert. Bei den Dursleys sind sie gleich, denn sie mögen beide nicht, doch sobald sie nach Hogwarts kommen, än...