Ihre Sicht:
Nach diesen Ferien fuhren wir vom Tropfenden Kessel aus zum Bahnhof. Wir waren geflohen, nachdem Tante Magda uns vollkommen aus dem Konzept gebracht hatte.
Sie war mal wieder zu Besuch gewesen und laut Onkel Vernon gingen wir beide nach St. Brutus, einer ausgezeichneten Anstalt für schwer erziehbare, meist kriminelle Kinder. Wir spielten das Spiel mit, obwohl ich es affig fand, noch affiger wohl als Harry, und wir taten es auch nur, der Erlaubnis wegen, nach Hogsmeade gehen zu dürfen.
Harry hatte die Erlaubnis schon auf eine Zerreißprobe gestellt mit der Tatsache, dass er die Telefonnummer der Dursleys herausgegeben hatte. Nach dem Flop mit Ron und dem Telefon hatte keiner von Harrys Freunden mehr hier angerufen und daher hatten sie das Thema dann auch fallen lassen, zu unserem Glück.
Ich hatte keine Freunde, denen ich die Nummer hätte geben können. Keiner von ihnen hatte ein Telefon Zuhause oder würde eines haben wollen.
Tante Magda neigte zu vorschnellen Schlüssen und das wurde uns am letzten Abend zum Verhängnis. Harry platzte bereits der Kragen, als sie Vater beleidigte und ihr Glas explodierte in ihrer Hand. Das hatte zum Glück noch keine Auswirkungen. Zu unserem Glück schob sie es nämlich auf ihren festen Griff, alle anderen wussten es besser.
Ich räumte an besagtem Abend bemüht ruhig die Teller weg, als sie begann, Mutter zu beleidigen. Onkel Vernon hatte uns nicht gehen lassen, sein Fehler. Das war zuviel für uns beide. Ich spürte das Knistern in der Luft, als wieder einer unserer spontanen Anfälle drohte und ich spürte das Brodeln in meinem Innern. Ein Brodeln, was man nach außen hin nur durch meine glühenden Augen und meine Narbe sah, die dann schon mal bläulich schimmerte. Auch ein Grund, warum ich sie gerne versteckte.
Plötzlich platzten sämtliche elektrische Geräte im Raum, die Lampen, der Fernseher und Tante Magda begann sich aufzublähen. Erschreckt sahen wir beide uns an. Wir wussten beide, dass wir jetzt eigentlich verwiesen sein mussten, also war eh alles egal. Ich sah nach oben und auf meinen Bruder. Der nickte.
Im allgemeinen Aufruhr um die an der Decke schwebende Tante Magda rannten wir davon und packten unsere Koffer. Ich hatte sie, da es jetzt ja eh egal war, so magisch vergrößert, dass sogar die Besen darin Platz fanden. Auch unsere Geschenke packten wir ein. Draco hatte mir allen Ernstes ein schwarzes Kleid geschenkt, mit der Notiz, ich solle es doch auf der Fahrt tragen... Ob es noch eine Fahrt geben würde? Hedwig und Selenia ließen wir fliegen, sie würden uns finden. Damit konnten sogar die Eulenkäfige in dem überdimensionierten Innern der Koffer verschwinden. Im Flur wollte Onkel Vernon uns aufhalten, doch er scheiterte kläglich an unseren vorgehaltenen Zauberstäben. Er konnte fluchen und toben so viel er wollte, er hatte immer Angst vor uns, immer.
Wir wanderten ziellos durch die Nacht, bis wir am Magnolienring hielten und uns auf den Bordstein setzten.
„Wohin jetzt?", fragte Harry leise. Unsere Wut war verraucht, stattdessen fühlten wir uns hundeelend. Wir waren sicher verwiesen, minderjährig und am besten gleich noch verbannt. Beim Gedanken, was Draco dazu sagen würde, drehte sich mir der Magen um und ich verscheuchte den Gedanken sofort.
„Zum Tropfenden Kessel wäre gut. Von dort aus ist es nirgendwo hin weit und wir können das vielleicht sogar aufklären", erwiderte ich genauso leise. Es gab keinen Grund, leise zu sprechen, wir waren allein. Doch fühlten wir uns nicht in der Lage zu einer lauteren Unterhaltung. Mir war furchtbar elend und ich umarmte mich selbst, in der Hoffnung, dass es besser werden würde.
Da entdeckten wir einen großen schwarzen Hund zwischen den Häusern uns gegenüber. Ich wollte zu ihm hin, doch Harry hielt mich auf. Ich verlor das Gleichgewicht und wir fielen rücklings über meinen Koffer.
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Die vergessene Geschichte
FanfictionEleanor Lily Potter ist Harry Potters Zwilling. Doch für gewöhnlich spricht niemand über sie, die meisten wissen nicht einmal, dass sie existiert. Bei den Dursleys sind sie gleich, denn sie mögen beide nicht, doch sobald sie nach Hogwarts kommen, än...