Gryffindor schlug Ravenclaw, wir schlugen Hufflepuff, wenn auch knapp. Hufflepuff verlor gegen Ravenclaw. Das Finale lautete Gryffindor gegen Slytherin. Noch nie hatte ich eine solche Spannung in der Luft gespürt wie vor diesem Spiel. Seit sieben langen Jahren schon gehörte uns der Quidditchpokal. Seit sieben Jahren war unsere Mannschaft ungeschlagen und wir würden alles dafür tun, damit das auch so bleibt.
Am Spieltag fielen mir erst Flints Veränderungen an unserer Mannschaft so richtig auf. Fünf große, breit gebaute Kerle traten hinaus aufs Quidditch-Feld gemeinsam mit Draco und mir. Sie überragten uns alle um Längen. Auch Harry schien das zu bemerken, denn sein Blick wanderte über jeden einzelnen davon. Wir hatten beide unsere Zauberstäbe dabei, sicher war sicher.
„Wood, Flint, begrüßt euch", hörte ich Madam Hoochs Stimme. Die beiden sahen aus, als wünschten sie sich das Schlimmste.
„Auf meinen Pfiff, drei, zwei, eins..."
Wir stiegen in die Lüfte. Ich flog in aller Ruhe vor unseren Torringen auf und ab. Ich war mindestens so gut wie Wood, wenn nicht sogar besser, und das wussten alle. Jedes Mal, wenn eine der Jägerinnen auf unsere Ringe anflog, sah ich einen Klatscher auf mich zufliegen und fast jedes Mal bekam ich den Ball trotzdem. Das Spiel war echt hässlich. Klar, wenn wir spielten, waren Fouls an der Tagesordnung, aber so fies waren wir lange nicht mehr gewesen. Die beiden Klatscher, die Wood in den Magen trafen, waren erst der Anfang.
Ein Freiwurf für Gryffindor stand an, weil Flint eine der Jägerinnen am Kopf gepackt hatte. Im selben Moment, wie sie den Ball warf, sah ich Fred einen Klatscher in meine Richtung pfeffern. Ich hätte den Quaffel gefangen, hätte mich nicht in just dem Moment der Klatscher an der Schulter erwischt. Es knackte unüberhörbar und schleuderte meinen Arm in die entgegengesetzte Richtung, sodass ich den Quaffel nicht mehr erwischte. Ich stöhnte laut auf. Die war gebrochen! Mit meinem rechten, noch benutzbaren Arm versuchte ich, Flint ein Zeichen zu geben. Gut, dass ich mich nicht zwingend an meinem Besen festhalten musste. Derjenige, der es verstand, war Draco. Er sauste zu Flint und deutete auf mich. Flint verstand. Keine zwei Minuten später hatten wir fünf Minuten Auszeit bekommen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht landete ich vor den anderen auf dem Boden.
„Wir müssen das versorgen, so kannst du nicht weiterspielen!", rief Flint aufgebracht. Ich schnaubte, was glaubte der, was ich vorhatte? Fluchend zog ich einen Zauberstab aus meinen Haaren und richtete ihn auf meine Schulter.
„Episkey", murmelte ich mit schmerzverzerrter Stimme. Es knackte wieder. Ich hätte schwören können, dass Harry zwanzig Meter über uns das Knacken gehört hatte. Meine Schulter war wieder in Ordnung, ich bewegte sie probehalber, die Schmerzen waren fort. Ich steckte meinen Zauberstab zurück und nickte. „Machen wir sie platt!", Flint grinste und wir stiegen wieder in die Lüfte.
Ein geschicktes Ablenkungsmanöver hätte uns fast erneut den Pokal eingebracht, doch Harrys blöder Feuerblitz war einfach zu schnell! Er fing den Schatz und Gryffindor gewann sowohl das Spiel als auch den Pokal.
Im selben Moment hatte ich freilich ein anderes Problem. Ich kannte Dracos Flugkünste gut genug, um zu wissen, dass er den waghalsigen Sturzflug nicht mehr würde bremsen können. Er war ein guter Flieger, doch er war nicht so gut wie mein Zwilling. So war ich kurzerhand hinter Harry her geflogen und hatte anstatt nach dem Schnatz nach Dracos Nimbus Zweitausendeins gegriffen. Dass ich als Hüter den Schnatz gar nicht fangen durfte, war für mich Nebensache. Sicher, ich hatte die Torringe unbeobachtet gelassen, doch wenn der Schatz gesichtet wurde, dann hielt das Spiel inne, vor allem ein Spiel wie dieses.
Ich zog den Stiel von Dracos Nimbus Zweitausendeins hoch und wir krachten beide schwungvoll auf den Rasen. Sein Nimbus bohrte sich schmerzhaft in meinen Magen und ich spürte, dass die unterste Rippe angeknackst war. Mein Besen lag neben mir. Ich konzentrierte mich kurz. Es knackte leise, mich selbst zu heilen klappte schon ganz gut. Draco war auf mir gelandet und stöhnte. Er war wenn möglich noch blasser als ohnehin schon vor dem Spiel. Die anderen kamen herbei und Flint zog uns beide auf die Füße. Ohne Nachzufragen griff ich unter Dracos Arm und stützte ihn auf dem Weg in die Umkleidekabine. Niemand beachtete uns. Alle standen um die jubelnden Gryffindors herum. Alles jubelte und schrie, egal ob Gryffindor oder nicht. Ich schnaubte leise.
„Sollen wir in den Krankenflügel?", fragte Flint, er schleppte unsere Besen. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, aber geht schon mal vor. Ich bringe ihn in Ordnung". Die anderen zogen sich um und ich half Draco aus dem grünen Umhang.
„Was hast du vor?", fragte er gepresst. Sein Atem ging stockend, das war eine wirklich unschöne Landung gewesen.
„Halt einfach still", erwiderte ich und griff nach seinem Handgelenk. Er griff automatisch meines und so hielten wir beide unsere rechten Handgelenke fest. Ich schloss die Augen. Kurz darauf spürte ich das Ziehen, als das Lodern erwachte und kurz darauf kamen seine Schmerzen. Ich musste sie spüren, um sie heilen zu können. Keine schöne Erfahrung. Zwei angeknackste Rippen, ein geprellter Knöchel und Schmerzen an Stellen, wo ich sicher nie welche hatte. Kurz darauf war es vorbei und ich ließ seine Hand wieder los.
„Danke", murmelte er verlegen.
„Bitte", erwiderte ich und räumte meine Quidditch-Sachen zusammen.
„Seit wann kannst du das?"
„Seit Weihnachten", antwortete ich knapp. Es war keine Lüge, aber ich war immer noch nicht bereit, es ihm zu erklären, ihm zu beichten, was ich war.
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Die vergessene Geschichte
FanfictionEleanor Lily Potter ist Harry Potters Zwilling. Doch für gewöhnlich spricht niemand über sie, die meisten wissen nicht einmal, dass sie existiert. Bei den Dursleys sind sie gleich, denn sie mögen beide nicht, doch sobald sie nach Hogwarts kommen, än...