Kapitel 37: Magische Zwillinge sind Mist

3 0 0
                                    

An diesem Abend begleitete Eleanor uns auf die Tribüne. Sie hatte sich damit abgefunden, dass wir auf ihre letzte Frage nicht antworten wollten und schien sich darüber sogar zu amüsieren. Es war ein offenes Geheimnis, dass viele Slytherins sie für gefährlich hielten und sie mieden. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht manchmal Angst vor ihr hatte.

Wir suchten uns einen Platz, von dem aus man den Eingang des Irrgartens gut sehen konnte. Eleanors Gesicht sprach Bände, genauso wie auch ich hoffte sie, dass man das hier wieder rückgängig machen konnte. Wir wollten unser Quidditchfeld wieder! Auf ein Zeichen von Bagman hin betraten die Champions den Irrgarten, nun hieß es warten, mal wieder.

„Machst du dir eigentlich Sorgen um deinen Bruder?", erklang die Stimme von Blaise neben uns. Ich wandte den Kopf und sah Lea an. Seit einer halben Stunde waren die Champions nun im Irrgarten. Und diesmal vertrieben wir uns die Zeit zu viert mit Karten spielen. Theo rauchte dabei, doch das war uns egal und keiner um uns herum traute sich, etwas dazu zu sagen.

„Nein. Dinge wie diese haben wir schon überstanden. Damit kommt er klar", erwiderte sie.

Nur Sekunden später zerriss ein Schrei die Ruhe. Die Aufseher rannten los, nur um kurz darauf die von einem Schockzauber getroffene Fleur Delacour aus dem Irrgarten zu holen. Zu meiner Verwunderung blieb Eleanor erstaunlich ruhig. Wir unterhielten uns über viele andere Dinge, um uns die Zeit zu vertreiben.

„Autsch", grummelte sie plötzlich und griff sich an den Knöchel.

„Was? Was hast du?", fragte ich sie erschreckt, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Nichts Schlimmes. Harry muss gestolpert sein", erwiderte sie.

„Du spürst, wenn er sich wehtut?", fragte Blaise mit großen Augen. Er war mindestens so erstaunt wie ich.

„Ja, manchmal", antwortete sie und nickte. Sie tat als sei das das Normalste der Welt, die Schmerzen seines Bruders zu spüren. Ich schüttelte den Kopf, doch dann fiel mir wieder ein, dass sie ja Zwillinge waren. Magische Zwillinge waren schon besonders in ihrer Verbindung. Gut möglich also, dass das, was sie gerade gesagt hatte, so abwegig gar nicht war. Inzwischen war uns die Lust am Kartenspielen vergangen und wir hingen mehr oder weniger unseren Gedanken nach. Wir sprachen nicht viel, wir wussten auch gar nicht worüber. Lea hatte sich wieder auf die Bank gesetzt und sah zurückgelehnt auf den Irrgarten hinunter.

Urplötzlich jedoch ließ sie einen Schrei los und griff nach ihrem Handgelenk.

„ELEANOR!", Blaise, Theo und ich waren gleichzeitig auf den Füßen. Lea war vom Sitz gerutscht und kniete auf dem Boden. Sie keuchte und Tränen standen in ihren Augen.

„Was hast du?", fragte ich sie leise. Sie sah mich an, ihr Atem ging wieder ruhiger. Doch brachte der ängstliche Ausdruck ihres Gesichtes mich nicht dazu, ruhiger zu werden, im Gegenteil.

„Hilf mir", flüsterte sie. Dann ohne Vorwarnung schrie sie erneut auf und krümmte sich zusammen, als hätte sie unwahrscheinliche Schmerzen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich kam mir unglaublich hilflos vor. In Blaises Gesicht spiegelte sich diese Hilflosigkeit wider. Wir konnten nichts tun, außer neben ihr zu sitzen und zu warten. Sie wurde wieder ruhiger, doch nun begann sie unkontrolliert zu zittern, als wäre ihr furchtbar kalt. Ich konnte nicht anders, ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich. Sie wimmerte leise. Ihr Kopf sank an meinen Brustkorb. Blaise kniete vor mir und strich ihr über den Rücken, als sie eine dritte Welle aus Schmerzen überschüttete. Ihr ganzer Körper begann zu krampfen und plötzlich lief Blut unter ihrem Pullover hervor. Ihr rechter Arm blutete unkontrollierbar. Blaise und Theo starrten darauf wie angewurzelt. In Zeitlupe schien er den Ärmel zu bewegen. Ihre Narbe blutete. Sie blutete so stark, als hätte man ihr mit einem Dolch den gesamten Unterarm aufgerissen. Sie bäumte sich in meinen Armen auf, dann sackte sie zusammen.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt