Kapitel 26: So war das nicht geplant

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Wir standen unter Professor Trelawneys Falltür und warteten auf unsere Prüfung. Sie rief uns ohne erkennbare Reihenfolge hinauf. Wahrscheinlich machte das auch nur für sie Sinn.

„Eleanor Potter", hörte ich ihre rauchige Stimme von oben. Ich verdrehte die Augen und stieg die Leiter hinauf. Ihre Stimme und dieses theatralische Gehabe ging mir gehörig auf den Besen. Außer mir waren nicht mehr viele Schüler übrig, aber Emily, Harry und Ron warteten noch.

„Setzen Sie sich bitte", sagte sie von ihrem Sessel aus. Vor ihr auf dem Tisch stand die große Kristallkugel. Ich setzte mich folgsam und sah hinein.

„Sagen Sie mir, was Sie sehen"

Erst sah ich nur silbrigen Nebel, doch dann geschah etwas. Eine schnelle Abfolge von Bildern rauschte durch die Kristallkugel. Ich sah meinen Paten, Professor Snape, der gegen eine Wand geschleudert wurde, ich sah die Fratze eines Werwolfs und ein helles, silbernes Licht. Es war so grell, dass ich darin keine Formen erkennen konnte

„Ich sehe einen Verletzten, einen Werwolf und ein helles Licht", sagte ich leise. Die Bilder hatten mich irritiert.

„Sehr interessant", sprach Professor Trelawney und machte sich Notizen auf ihr Klemmbrett. „Sicher sehen Sie eine Szene aus der Zukunft. Sehen Sie erneut hin" ich schluckte, gehorchte jedoch. Die Bilder wurden nur schneller, drohender. Immer wieder tauchte ein Blitz dazwischen auf. Ein Blitz aus flammend rotem Licht.

„Es bleiben die gleichen Bilder, tut mir leid", sagte ich tonlos. Was würde uns geschehen? Und was, bei Merlins Zauberstab, hatte Snape damit zu tun? Und seit wann konnte ich plötzlich irgendetwas in einer Kristallkugel sehen?! Bisher hatten Emily und ich uns immer über diesen Nebel lustig gemacht, der einfach nicht weichen wollte.

„Wie schade...ich denke jedoch für eine gute Note sollte es reichen"

Ich erhob mich, nickte knapp und stolperte aus dem Turmzimmer. Ich achtete auf niemanden, weder auf Harry noch auf Emily. Auf halbem Weg hinunter lief ich Draco in die Arme. Er hatte auf mich gewartet und nun gingen wir gemeinsam hinunter in den Gemeinschaftsraum. Ich war sehr schweigsam, doch Draco redete so viel über seine unfähige Arithmantik-Lehrerin, dass ich gar nichts sagen brauchte.

Wir verbrachten außerhalb der Stunden viel Zeit zusammen in den Gängen. An diesem Abend erwischte uns jedoch Snape. Dass er mein Pate war, hatte ich Draco und Blaise gesagt. Auch Emily wusste es, sie hatte mir ernsthaft ihr Mitleid ausgesprochen. Also so schlimm war er doch nun wirklich nicht. Harry wusste es nicht, er mochte Snape nicht sonderlich. Außerdem war ich der festen Überzeugung, dass Harry das sowieso nicht hören wollte.

„Was machen sie hier, Miss Potter, Mister Malfoy?", fragte er mit seiner schnarrenden Stimme.

„Ich...wir...", suchte Draco händeringend nach einer Antwort, die ich jedoch auch nicht hätte geben können. Eigentlich taten wir auch nichts, wir standen einfach nur da und redeten. Und wir standen auch nur hier auf dem Gang, weil es uns im Gemeinschaftsraum zu voll war. Seit Weihnachten waren wir gerne zwischendurch mal einfach nur für uns – war das falsch?

„In Ihren Schlafsaal, Mr. Malfoy. Sie Miss Potter, Sie kommen mit mir, Ihren Bruder suchen" Ich stöhnte auf. Warum war mein Bruder immer in Schwierigkeiten? Und warum musste ich ihm dann auch noch immer helfen? Ich drehte mich zu Draco um

„Warte nicht auf mich"

Ich wusste, dass er darauf nicht hören würde.

Ich folgte Snape hinaus aufs Gelände und zur peitschenden Weide. Diese stand ausnahmsweise mal regungslos herum. Snape hob aus dem nassen Gras Harrys Tarnumhang auf. Ich seufzte, immer musste man dem Kerl helfen! Zu den Wurzeln der peitschenden Weide war ein Loch und Snape zog mich mit sich.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt