Kapitel 21: Hogsmeade

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Dieses Jahr durften wir endlich nach Hogsmeade, doch Harry und ich mussten im Schloss bleiben, eigentlich... Ich hatte keine Erlaubnis für Hogsmeade, woher auch? Onkel Vernon hatte sie nicht unterzeichnet. Ich seufzte leise.

„Frag doch Snape. Bestimmt gibt er dir die Erlaubnis!", schlug Draco vor. Nun, ein Versuch konnte ja nicht schaden. Also ging ich nach der nächsten Zaubertränke-Stunde zu ihm nach vorne.

„Professor?", fragte ich vorsichtig. Er machte ein Geräusch zum Zeichen, dass er mich hörte. „Ich hätte da eine Frage. Mein Onkel hat die Erlaubniserklärung nicht unterzeichnet und ich dachte, vielleicht wenn sie mir die Erlaubnis geben, dann darf ich doch gehen...", mit angehaltenem Atem wartete ich auf eine Antwort. Der Kerker war inzwischen leer und Snape wandte sich zu mir um.

„Eigentlich ist es mir nicht erlaubt, Ihnen als Ihr Hauslehrer jene Erlaubnis zu erteilen" ich seufzte resignierend. Na super! „Aber ein glücklicher Umstand hat mir die Befugnis dazu erteilt"

Ich horchte auf und blickte nun direkt in sein Gesicht, in die schwarzen Augen. Ein ungewohnt freundlicher, ja fast warmer Ausdruck lag darin. Ein Ausdruck, den ich nicht kannte.

„Deine Mutter, Lily, war eine wunderbare Frau, die einem auch die schlimmsten Fehler verziehen hatte, sofern man sie einsehen konnte. Als Bekundung ihres wiederhergestellten Vertrauens hat sie mich gebeten, dein Pate zu werden und auf dich aufzupassen, sollte deinen Eltern etwas geschehen. Sie wollte für ihre zwei Kinder auch zwei Paten haben. Denn sie hat darauf bestanden, dass ihr als zwei verschiedene Kinder gesehen werdet, auch wenn ihr Zwillinge seid. Dass du nicht bei mir aufgewachsen bist, liegt daran, dass Dumbledore darauf bestand, euch beide nicht zu trennen."

Ich starrte meinen Lehrer offenkundig erstaunt an, doch er fuhr fort: „Du hast sehr viel von deiner Mutter, die Augen, die Gesichtszüge, auch von deinem Charakter her", er seufzte leise „Leider hast du auch viel von deinem Vater, von der Haarfarbe und dem Temperament angefangen. Ich werde dir die Erlaubnis geben nach Hogsmeade zu gehen"

Er griff nach einer Feder und setzte seine Unterschrift auf das Pergament. „Ich bitte dich nur, mit dieser Tatsache nicht hausieren zu gehen."

Eine kurze Pause trat ein, dann sagte Snape: „Der junge Mr. Malfoy hält sehr viel von dir, so wie ich es stets von Lily tat. Verscherz es dir nicht mit ihm! Wenn du magst, kannst du es ihm ruhig erzählen, mit der Wahrheit hält man sich meistens besser."

„Danke", murmelte ich, unsicher, wie ich ihn denn nun ansprechen sollte.

„Solange wir hier in Hogwarts sind, bleibe ich dein Lehrer. Sollten wir uns je außerhalb des schulischen Rahmens treffen, kannst du mich auch gern mit meinem Vornamen ansprechen. Deine Mutter hätte es so gewollt".

Ich lächelte, nickte knapp und wandte mich um. Ich wusste, dass Draco draußen vor dem Kerker wartete, wir wollten zusammen zum Mittagessen.

„Eins noch: deine Mutter hat mir einst einen wunderbaren Ratschlag gegeben: akzeptiere oder verändere! Ich konnte damals nur noch akzeptieren und mich ändern, für dich gilt dies in anderer Weise"

Verwundert über diesen Ratschlag ging ich hinaus. Das Pergament mit der Unterschrift noch immer in der Hand. Ich erkannte die Schrift, es war die gleiche Schrift wie die auf dem einem Fotoalbum, welches ich in meinem Koffer aufbewahrte. Ich lächelte wissend. Draco stand wirklich vor der Tür. Ungeduld lag in seinem Blick.

„Was hat der dir denn für einen Vortrag gehalten? Gehen wir? Oder hast du jetzt keinen Hunger mehr? Ach, darfst du jetzt?", fügte er an, als ihm wieder einfiel, warum ich zu Professor Snape gegangen war. Ich nickte und hielt das Pergament hoch, sodass er die Unterschrift sehen konnte.

„Ich dachte, nur ein Elternteil oder Vormund kann den Wisch unterschreiben. Dann hätte Snape doch eigentlich nicht, oder?", fragte Blaise, den wir am Fuß der Treppe einholten, welche hinauf in die Eingangshalle führte.

„In diesem speziellen Fall schon...", sagte ich und holte einmal tief Luft. Sie waren meine Freunde, sie würden es eh herausfinden. „Er ist mein Pate"

Ich ließ mir von Harry nicht die Laune verderben. Nur weil er nicht durfte, sollte ich im Schloss bleiben? Weit gefehlt! So hatte ich auch endlich mal Zeit, in Ruhe etwas mit Draco zu unternehmen.

Hogsmeade war ein echt lustiges kleines Dörfchen, voller interessanter Läden, wie dem Honigtopf oder den Drei Besen und die heulende Hütte gefiel mir sofort, sowie die vielen kleinen, wunderbar schiefen Häuser, die die Wege säumten. Der Tag wurde ein voller Erfolg. Wir lachten und alberten herum wie ganz normale Dreizehnjährige. Wie es Muggelkinder taten, das erwähnte ich jedoch nicht. Hier im Dorf achteten wir auch nicht auf unsere Arme, zwischendurch zwickte es und einer von uns verzog das Gesicht oder fluchte.

Wir besuchten Schreiberlings, den Schreibwarenladen, den Honigtopf, der vor Süßigkeiten fast platzte, tranken ein Butterbier in den Drei Besen, einem der Pubs im Dorf, lachten über die Auslagen bei Zonkos, der Zauberscherze aller Art verkaufte, und wanderten zur heulenden Hütte hinauf. Die Gespräche drehten sich um alles und nichts, denn auch wenn wir schwiegen, war es schön.

Auf dem Rückweg schleckte ich immer noch an einem blutroten Lolli, den Draco mir geschenkt hatte und kicherte bei dem Gedanken an Harrys Gesicht beim Festmahl, denn heute war Halloween. Auch Draco wurde nicht müde, sich alle möglichen Ausdrücke dafür zu überlegen, wie er Harry beleidigen konnte, wenn wir zurück waren. Ich fand das amüsant.

Das Festessen war wunderbar, überall flogen Fledermäuse und Kürbisse herum und das Essen schmeckte köstlich. Ich schaffte es, einen ganzen Teller voll zu essen, obwohl ich das Gefühl hatte, noch immer pappsatt von den Sachen aus dem Honigtopf zu sein.

An diesem Abend tauchte ein äußerst missmutig dreinblickender Snape im Gemeinschaftsraum auf und wies uns alle an, in die Große Halle zu gehen. Wir gingen unfreiwillig. Dort angekommen stellte ich fest, dass auch alle anderen Häuser hier versammelt waren.

„Ich werde zusammen mit den anderen Lehrern das Schloss gründlich durchsuchen", erklärte Dumbledore uns allen, während Professor McGonagall und Professor Flitwick alle Türen zur Halle schlossen. „Ich fürchte, zu eurer eigenen Sicherheit müsst ihr die heutige Nacht hier verbringen. Ich bitte die Vertrauensschüler, an den Eingängen zur Halle Wache zu stehen, und übergebe den Schulsprechern die Verantwortung. Jeder Zwischenfall ist mir sofort mitzuteilen", fügte er an Percy Weasley gewandt hinzu. Dieser sah mal wieder fürchterlich aufgeblasen aus. „Schicken Sie einen der Geister zu mir."

Auf dem Weg zum Ausgang blieb Professor Dumbledore noch einmal stehen und zog seinen Zauberstab. „Ach ja, Sie brauchen..."

Lässig schwang er seinen Zauberstab und die fünf großen Tische stellten sich aufrecht gegen die Wände. Mit einem weiteren Schlenker ließ er auf einmal genügend kuschelige, purpurne Schlafsäcke für alle Schüler erscheinen. „Schlaft gut!", sagte er und schloss die Tür hinter sich. Schnaubend griff ich nach einem Schlafsack und zog ihn in die hinterste Ecke. Das würde eine unbequeme Nacht werden, für nix und wieder nix.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt