Kapitel 23: Kein Weihnachten im Schloss

2 0 0
                                    


Den Ausflug nach Hogsmeade kurz vor Weihnachten konnte Harry mir nicht madig machen, egal, was er tat oder sagte. Und er hatte so Einiges versucht, inklusive des dummen Spruches, dass ich mich alleine dort doch eh langweilen würde, na danke.

Ich schlenderte gerade gemütlich mit Draco und Theo die Dorfstraße hinauf, jeder bepackt mit Tüten aus dem Honigtopf und anderen Läden, als ich drei nur allzu bekannte Rücken vor mir sah. Wie bei Merlins Blaugepunkteter Lieblingsteekanne war Harry nach Hogsmeade gekommen?! Ich sah, wie sie in die Drei Besen gingen.

„Lust auf ein Butterbier?", fragte ich die Jungs spontan. Ich wollte wissen, was mein Bruder vorhatte. Crabbe und Goyle waren noch im Honigtopf und würden dort wohl auch noch eine Weile bleiben und Blaise hatte sich für den heutigen Tag eine weibliche Begleitung aus Hufflepuff zugelegt, mal sehen wie lange noch.

„Klar", erwiderten die beiden und so folgten wir dem goldenen Trio unauffällig.

Wir besetzten den Tisch auf der anderen Seite des Weihnachtsbaums und Theo holte für uns alle Getränke. Da schwang die Tür erneut auf und McGonagall, Flitwick, Hagrid und Fudge, der Minister für Zauberei, traten ein. Sie setzten sich an einen Tisch in der Nähe und begannen ein gedämpftes Gespräch über Harry und Sirius Black. Auch wir drei lauschten angespannt. Ich wusste, dass Harry es hörte und ich wusste, dass Draco es hörte und ich wusste, dass er mehr wusste, als er sagte. Ich musste mich zwischenzeitlich wirklich stark zusammenreißen, dass ich nicht laut schnaubte oder irgendeine andere Reaktion zeigte, die verraten hätte, dass wir lauschten. Die Geschichte war so hanebüchen, dass es wirklich schwer war. Auch die Jungs neben mir schnitten Grimassen und schienen sich den ein oder anderen Kommentar zu verkneifen. Sie waren immerhin in Familien aufgewachsen, die solche Geschichten als Lehrstunde erzählten.

Sobald die ungleiche Truppe mit den Lehrern wieder gegangen war, sah Draco mich an. Das, was dann kam, hätte ich nie erwartet. Obwohl ich mir auch nicht sicher war, was ich denn erwartet hätte, aber sicherlich nicht das.

„Hast du Lust, über Weihnachten mit zu mir zu kommen?"

Seine Sicht:

Aus großen grünen Augen sah sie mich überrascht an. Hätte sie mich jetzt gefragt, warum ich das gefragt hatte, ich hätte keine Antwort gehabt. Ich wollte mit ihr Weihnachten feiern, warum wusste ich ehrlich gesagt nicht. Es war einfach schön, Zeit mit ihr zu verbringen. Warum fragte ich gerade jetzt? Auch darauf hatte ich keine Antwort. Eigentlich wollte ich sie schon den ganzen Tag fragen, doch mich hatte immer wieder der Mut verlassen. Jetzt gerade waren die Worte einfach aus mir herausgeplatzt. Ursprünglich hatte ich sie etwas zu dem Gespräch neben uns fragen wollen, doch was es war, wusste ich nicht mehr. Sobald ich in ihre von der Weihnachtsbaumbeleuchtung schimmernden Augen geblickt hatte, war der Gedanke verschwunden.

„Klar, sicher, gerne", antwortete sie schließlich und ich grinste. Theo schnaubte in sein Butterbier und erntete einen wütenden Blick von mir dafür. Entschuldigend hob er die Hände und schwieg. Er grinste jedoch auf diese seltsame, wissende Art und Weise, die ich so gar nicht haben konnte, dasselbe Grinsen, das auch Blaise viel zu gerne aufsetzte. Nur zu gern wollte ich ihm den Bierkrug an den Kopf werfen oder ihn in den Weihnachtsbaum.

Und so kam es, dass ich diese Weihnachten mit Eleanor verbrachte. Wir reihten uns in die Schlange der Schüler ein, die auf die Kutschen warteten. Eleanor stand neben mir und lächelte versonnen. Sie sah die Vorderseite der Kutschen an. Ich hatte sie seit dem Tag in Hogsmeade sicher noch viermal gefragt, ob sie wirklich mitkommen wollte und dennoch war es unwirklich, dass sie jetzt neben mir stand und mich wirklich begleitete. Ich freute mich darauf, ihr mein Zuhause zu zeigen, lieber früher als später. Doch irgendetwas verursachte dort vorne einen Stau.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt