Kapitel 16: Valentinstag

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Der absolut schlimmste Tag in diesem Jahr war der 14. Februar. Als ich, gemeinsam mit Pansy, Crabbe, Goyle, Blaise und Eleanor die Große Halle betrat, dachte ich zuerst, ich müsste mich in der Tür geirrt haben. Alles war voller Herzen in sämtlichen rot- und rosa Tönen der Welt und, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, regnete herzförmiges, rosafarbenes Konfetti von der magischen Decke herunter. Rechts von mir ertönte ein würgendes Geräusch. Ich wandte den Kopf und blickte in Eleanors von tiefstem Abscheu verzogenes Gesicht. Pansy, welche neben ihr lief, jedoch schien verzückt. Ich schüttelte den Kopf und fragte mich zugleich, warum Eleanor so anders reagierte als die anderen Mädchen, welche giggelnd und kieksend in der Großen Halle saßen.

„Einen glücklichen Valentinstag!", ertönte Lockharts Stimme vom Lehrertisch, als wir uns an unseren Tisch gesetzt hatten. Er trug einen, zur fürchterlichen Deko passenden, blassrosa Umhang. Grummelnd griff ich nach meinem Becher und nahm einen Schluck Kürbissaft. Spuckend würgte ich ihn kurz darauf wieder hoch. Konfetti! Widerlich! „Und danken möchte ich den inzwischen sechsundvierzig Leuten, die mir Karten geschickt haben. Ja, ich habe mir die Freiheit genommen, diese kleine Überraschung für Sie alle vorzubereiten – und es kommt noch besser!", sprach Lockhart weiter. Was, in Slytherins Namen, kam denn noch? Womit, bei den Zähnen der Giftschlangen, wollte er mir mein Frühstück denn noch vermiesen, noch mehr als er es eh schon getan hatte?! Lockhart klatschte in die Hände und durch die Tür schritten einige, sehr griesgrämig dreinblickende Zwerge, ausstaffiert mit Harfe und Engelsflügeln.

„Meine freundlichen Liebesboten!", grinste er dennoch unbeirrt weiter. Ich fragte mich jedoch, ob man ihn nicht lieber ins St. Mungo einweisen sollte. „Sie werden heute durch die Schule streifen und ihre Valentinsgrüße überbringen. Und damit ist der Spaß noch nicht zu Ende! Ich bin sicher, meine Kollegen werden sich dem Geist der Stunde nicht verschließen wollen. Warum bitten wir nicht Professor Snape, uns zu zeigen, wie man einen Liebestrank mischt! Und wenn wir schon dabei sind, Professor Flitwick weiß mehr als jeder Hexenmeister, den ich je getroffen habe, über Verzückungszauber, der alte Hund!"

Neben mir ertönte erneut das seltsam würgende Geräusch. Es klang, als würde Eleanor wirklich mit dem Brechreiz kämpfen. Ich sah zu ihr hinüber und sah, wie sie wütend herzförmiges Konfetti aus ihrem Müsli klaubte. Pansy jedoch wirkte furchtbar aufgeregt und fing das Konfetti mit ihren Händen. Ich musterte sie angewidert. Das war der schlimmste Tag aller Zeiten!

Doch der Tag sollte noch schlimmer werden. Nachdem ich mich köstlichst über Potters Valentinstagsgruß – geschickt von mir daselbst – amüsiert hatte, welcher ihn auf einem der Flure einholte, holte mich ein nicht minder furchtbarer Zwerg nach meiner eigenen Zauberkunststunde ein. Ich befand mich, zu meinem Glück nur umringt von den üblichen Slytherins, gerade auf dem Weg zum Abendessen.

„Lass mich bloß in Ruhe, du Unheilstifter", raunte ich ihm giftig entgegen. Doch der Zwerg dachte gar nicht daran, zu verschwinden. Stattdessen hielt er sich hinten an meinem Umhang fest, sodass ich der Länge nach bäuchlings auf dem Steinboden aufschlug. Nun setzte sich der blöde Zwerg auch noch unverschämterweise auf meinen Rücken und schien keine Anstalten zu machen zu verschwinden, bevor er seine unheilvolle Valentinstagsnachricht überbracht hatte. Mein Kinn schmerzte ob der unschönen Landung und das Gewicht des Zwerges drückte mir die Luft aus den Lungen.

„Ich soll diese Nachricht an Draco Malfoy höchst und persönlich überbringen", hörte ich die kratzige Stimme des Zwerges auf meinem Rücken, er war verflucht schwer.

„Oh, Draco kriegt Valentinstagsgrüße", hörte ich Blaise voller Genugtuung sagen. Sein Glück, dass ich gerade meinen Zauberstab nicht erreichen konnte.

„Das Haar die Farbe von glänzend' Gold,
die Augen wie frischer Schnee,
sein gehässiges Wort, so stark wie Flüsse fließen fort,
er ist's von dem reinblütige Mädchen träumen hold!"

Erst danach stand der Zwerg wieder auf und zog ab. Ich rappelte mich mit schmerzendem Kinn und Rücken wieder hoch und bedachte alle Anwesenden mit einem mordlustigen Blick, der sie verstummen ließ. Eleanor lächelte voller Häme und mir fiel nichts Besseres ein, als sie wütend anzufunkeln. Schon alleine, weil meine Luft gerade nicht zum Sprechen reichte.

„Ich war das nicht, ich brauch solch' dummes Geschwafel dafür nicht. Das war Pansy", sagte sie mit Schadenfreude in der Stimme. Ich schnellte zu Pansy herum, immer noch kochend vor Wut. Ich sah, wie selbige Rot anlief, bevor sie sich umdrehte und davon stürmte. Grummelnd sammelte ich meine Sachen zusammen und setzte meinen Weg in die Große Halle fort, als wäre nichts geschehen. Hätte irgendjemand gewagt, diesen Vorfall anzusprechen, ich hätte ihn in den Krankenflügel geflucht. 

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt