Die ersten Wochen vergingen und ich hing durch meinen Bruder viel mit Ron und später auch Hermine rum, obwohl ich Ron nicht mochte und Hermine ständig ärgern konnte, weil sie irre viel lernte für ihre guten Noten und ich schrieb gute Noten ohne viel zu lernen, wenn ich es denn wollte. Meistens hatte ich allerdings doch andere Dinge im Kopf. Wenn es um schulische Leistungen ging, dann waren Harry und ich oft derselben Meinung, jedoch nicht immer. Man muss nicht der Beste in der Klasse sein. Vor allem nicht, weil wir schon so Aufmerksamkeit genug bekamen.
In unserer ersten Zaubertränke-Stunde hatte Snape Harry furchtbar runter gemacht. Ich war mir sicher, dass die Hälfte des Kurses die Antwort ebenso nicht gewusst hätte. Ich war mir mit den Bezoaren auch nicht mehr sicher gewesen. Ich las viel, wenn es meine Zeit zuließ. Es war das einzige Fach, welches wir im Moment gemeinsam hatten und so saßen wir am selben Tisch, so wie auch Emily. Man merkte in diesen Stunden jedoch schnell, wen Snape mochte und wen nicht. An den Gryffindors hatte er ständig etwas auszusetzen(an Emily jedoch seltsamerweise seltener als an den anderen)und an uns Slytherins nur selten. Draco und mich schien er sogar ausgesprochen zu mögen...
Seine Sicht:
Halloween war dieses Jahr ein interessantes Erlebnis, in vielerlei Hinsicht. Wenn auch die Geschichte mit dem Troll nicht zu meinen schönsten Erinnerungen zählte. Nachdem Professor Quirrell mitten im Gang zwischen den Tischen der Hufflepuffs und Ravenclaws ohnmächtig zusammengebrochen war, war heillose Panik in der Halle ausgebrochen. Ein Troll im Schloss war ja auch keine Kleinigkeit. Natürlich hätte ich nie zugegeben, dass ich Angst hatte. Für einen Malfoy gehörte sich so etwas nicht.
Nachdem Dumbledore uns angewiesen hatte, unsere Schlafsäle aufzusuchen, gesellte sich Eleanor zu Blaise und mir.
„Was meint ihr, wer den reingelassen hat?"
„Vielleicht deine blöden Gryffindor-Freunde, diese Weasleys", erwiderte ich mit kaltem Unterton. Sie zog die Augenbrauen hoch.
„Blöde Freunde? Pass ja auf, was du über meine Freunde sagst sonst wirst du mal erleben, wie blöd ich sie finde", zischte sie, ihre Stimme noch kälter als meine. Ich schluckte.
„Wahrscheinlich keiner von ihnen, sie haben nicht den Ideenreichtum, um so etwas zu tun", meinte Blaise dazu und glättete damit eindeutig die Wogen zwischen uns. Den Rest des Weges unterhielt er sich mit Lea über Verwandlung und ich stapfte geknickt neben ihnen her. Wieso, wieso schaffte ich es nicht, nett zu ihr zu sein?
Ihre Sicht:
Aus irgendeiner Laune heraus setzte Professor Snape mich eines Freitags im November von meinem Bruder weg und neben Draco Malfoy und das war erst der Anfang seiner seltsamen Tyrannei, die nicht darin bestand uns wie Harry offen zu demütigen, nein, er schien etwas anderes im Sinn zu haben. Ich wusste nicht, was er da tat, oder warum, aber ich spielte mit, ich war von Natur aus neugierig. Emily dürfte ihren Platz ebenfalls wechseln, sodass sie immer noch neben mir saß.
„Musst du dummes Schlammblut denn neben mir sitzen?", fauchte Draco leise in dieser Stunde, in der wir den Trank der Würde zubereiten sollten, er behandelte mich sehr abweisend, obwohl wir im selben Haus waren. Er war nicht der Einzige, doch er war der Lauteste.
„Ich sitze hier, weil der Professor es so wollte und nichts anderes. Ich weiß zwar nicht, wie du auf die verkorkte Meinung kommst, ich sei ein Schlammblut, aber ich verstehe sowieso nicht, woher du eine Meinung über mich haben willst, ohne mich zu kennen", erwiderte ich gelassen und fuhr fort, meinen Trank zu brauen, der nun wirklich einfach war. Woher ich wusste, was ein Schlammblut war? Ich war eine Slytherin, das lernte man in den ersten Tagen.
Malfoy war still, zumindest fürs Erste. Was er gegen mich hatte, wusste ich nicht, aber ich würde es herausfinden!
Seine Sicht:
Jetzt saß sie auch noch neben mir. Nicht nur, dass ich sie bei jedem Essen und jeden Morgen und Abend sah. Jetzt saß sie auch noch neben mir! Sie war seltsam, sie war anders... sie war verdammt noch mal Potters Schwester! Zwillingsschwester! Wollte der Professor mich umbringen? Er schien zu ahnen, dass da zwischen uns etwas war, das wir beide nicht erklären konnten und was ich gar nicht so genau wissen wollte.
Ich konnte ihr nicht aus dem Weg gehen und ich ertappte mich ständig dabei, wie ich sie ansah. Ob es nun beim Essen in der Großen Halle war, in unseren Unterrichtsstunden, in denen sie ständig in meiner Nähe saß, nur unterbrochen von Crabbe oder Goyle, oder abends im Gemeinschaftsraum, wenn sie etwas abseits des Feuers in einem der hohen Lehnstühle saß, Hausaufgaben machte oder las. Der süße Duft ihrer Haut stieg mir bei jeder ihrer Bewegungen in die Nase und ich hielt zwischendurch die Luft an. Nicht weil ich den Geruch nicht mochte, ganz im Gegenteil, sie roch so unglaublich gut, dass ich gar nicht anders konnte, als sie jedes Mal kurz verträumt anzustarren, wenn sie sich bewegte.
Auch jetzt gerade hatte ich sie wieder kurz angestarrt, zum Glück ohne dass sie es bemerkte. Das musste aufhören! Aber wollte ich das? Was war eigentlich los? Fragen konnte ich das niemanden. Crabbe und Goyle waren zwar super Leibwächter, aber anfangen konnte man mit ihnen rein gar nichts, wenn es um Unterhaltungen mit Niveau ging. Blaise war da nicht besser, obwohl Blaise etwas hatte, was ich gerne hätte, die Freundschaft mit Eleanor. Sie hatten sich in den ersten Tagen ansatzweise angefreundet, Blaise und ich kannten uns schon seit wir fünf waren. Eleanor war selten dabei, wenn Blaise und ich uns unterhielten, das war eigentlich schade, vielleicht hätte ich dann ja auch mit ihr reden können. Sie war so geheimnisvoll...
Ich schalt mich stumm und wütend selbst für meine eigenen Gedanken und wandte mich dem Zaubertrank zu, der bedrohlich zu qualmen angefangen hatte.
DU LIEST GERADE
Die vergessene Geschichte
FanfictionEleanor Lily Potter ist Harry Potters Zwilling. Doch für gewöhnlich spricht niemand über sie, die meisten wissen nicht einmal, dass sie existiert. Bei den Dursleys sind sie gleich, denn sie mögen beide nicht, doch sobald sie nach Hogwarts kommen, än...