Kapitel 31: Ein Champion zu viel

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Ihre Sicht:

Am Morgen des Tages vor Halloween gingen wir voller Erwartungen zu Verteidigung gegen die dunklen Künste. Moody hatte angedroht, uns alle mit dem Imperiusfluch zu belegen. Darauf freute ich mich weniger, wohl aber darauf, dass wir heute früher in Zaubertränke aus hatten da die anderen Schulen heute eintreffen würden. Nein, nicht weil ich gern früher aus Zaubertränke entschwinden wollte, wie Harry beispielsweise, sondern weil ich irgendwo neugierig war, wie die anderen Schulen wohl so waren und aussahen. Ich hatte zwar darüber gelesen, doch etwas lesen und etwas sehen war nicht dasselbe.

Im Klassenzimmer erwartete Moody uns bereits.

„So, ich werde euch alle einzeln testen. Crabbe, du zuerst", sagte er und schuf mit seinem Zauberstab einen freien Raum in der Mitte der Klasse. Kurz darauf vollführte Genannter einige interessante Stretch-Übungen, die ich ihm so nie zugetraut hätte. Pansy ahmte ein Eichhörnchen nach, der arme Draco gab ein weiteres Mal das Frettchen zum Besten und Blaise hüpfte wie ein Gummiball durchs Zimmer und sang dabei die Nationalhymne. Sie alle konnten den Fluch nicht abschütteln.

„Potter, du bist dran"

Ich nickte und trat in die Mitte des Raumes.

Imperio"

Eine seltsame Leere war in meinem Kopf, doch irgendwie störte sie mich furchtbar.
„Spring auf den Tisch", erklang es in meinem Kopf, doch ich regte mich nicht. Stattdessen sah ich Moody fest an und erwiderte: „Springen Sie doch selbst". Moody war vollkommen perplex.

„Bereits beim ersten Versuch, nicht schlecht, Potter. Das war sogar besser als Ihr Bruder. Zehn Punkte dafür. Bulstrode komm her"

Ich lächelte böse und gesellte mich wieder zu den anderen. Deren beeindruckte Blicke überging ich.

An diesem Nachmittag waren wir voller Erwartung auf die Schüler der anderen Schulen. Wir brachten unsere Taschen fort und erwarteten die anderen Schüler vor der Tür. Es dauerte ewig, bis sie mal auftauchten und dann brach auch noch allgemeines Chaos los, weil Viktor Krum unter den Durmstrangs war, als wäre der sowas besonderes. Ja, er war Nationalspieler und ja, er ging noch zur Schule, Merlin, so besonders war das auch wieder nicht.

Sie setzten sich zu uns und Draco begann, sich mit Krum zu unterhalten, wie er sich immer mit denen unterhielt, die Einfluss und Geld hatten. Ich ignorierte die teils lüsternen Blicke der Durmstrang-Jungs und begann zu essen.

Seine Sicht:

Wir saßen alle gemeinsam in der Großen Halle. Eleanor saß neben mir und sah genauso gespannt umher, wie alle anderen auch. In ihren grünen Augen spiegelte sich das blaue Leuchten des Feuerkelchs.

„Nun, der Kelch ist gleich bereit, seine Entscheidung zu fällen. Ich schätze, er braucht noch eine Minute. Wenn die Namen der Champions ausgerufen werden, bitte ich sie, hier aufs Podium zu kommen und am Lehrertisch vorbei in diese Kammer dort zu gehen wo sie dann ihre ersten Anweisungen erhalten.", mit diesen Worten schwang Dumbledore seinen Zauberstab und ließ alle Kerzen im Saal verlöschen. Nur der Feuerkelch und die Kerzen in den ausgehöhlten Kürbissen spendeten noch Licht.

Urplötzlich färbten sich des Feuerkelchs Flammen blutrot, Funken stoben in die Höhe. Im nächsten Moment schoss eine rote Flammenzunge nach oben und spuckte ein angekokeltes Stück Pergament in die Luft. Die gesamte Halle hielt den Atem an. So hatte ich diese Halle noch nie erlebt.

„Der Durmstrang Champion ist Viktor Krum", las Dumbledore vor.

„Das war ja zu erwarten gewesen", rief Blaise Lea und mir über den lauten Applaus zu. Wir nickten.

Wieder rote Flammen.

„Champion für Beauxbatons, ist Fleur Delacour"

Ich sah, wie Blaise den Kopf herum riss, um sich diese Delacour anzusehen. Auch ich riskierte einen Blick. Sie war groß, schlank und blond. Etwas an der Art, wie sie sich bewegte, erinnerte mich an jemand anderen, doch ich konnte nicht sagen, an wen. Ich bemerkte, wie Blaise Lea einen vielsagenden Blick zuwarf, mit dem ich so gar nichts anfangen konnte.

Jetzt fehlte nur noch unser Champion. Gespannt erwarteten alle die letzten roten Flammen.

„Champion für Hogwarts, ist Cedric Diggory"

„Urgh", machte Eleanor neben mir. Ich ging fest davon aus, außer mir hatte sie kaum einer gehört, denn die Hufflepuffs machten einen unglaublichen Lärm. Es dauerte einige Minuten, bis Dumbledore weitersprechen konnte.

Doch urplötzlich färbten sich die Flammen des Feuerkelchs zum vierten Mal rot. Eine ebenso rote Flammenzunge spuckte ein weiteres Stück Pergament in die Luft. Ich hörte, wie Eleanor neben mir zischend die Luft einzog.

Ihre Sicht:

„Harry Potter"

Die Halle erstarrte. Das konnte doch nicht wahr sein! Wieso war sein Name im Feuerkelch? Verflucht seien Wahrsagen und Kristallkugeln! Verflucht sei, dass ich neuerdings Dinge in den Kugeln sehen konnte. Wie sehr hatte ich gehofft, dass das rote Feuer mit seinem Namen keine Bedeutung hatte.

„Harry, hier hoch!" sagte Dumbledore. Doch er stand nicht alleine auf. Unbemerkt schlich ich an der Wand entlang hinterher. Keiner hinderte mich daran, dass wollte ich ihnen auch geraten haben. Vorne am Ende unseres Tisches blieb ich sitzen. Ich würde warten, bis er wiederkam.

Es dauerte eine Weile. Als alle anderen aus der Halle gingen, saß ich immer noch da und starrte auf die Tür. Dann kamen sie, Harry und Cedric als Letzte. Ich stand auf. Harry sah furchtbar niedergeschlagen aus. Ich folgte ihnen. In der Eingangshalle sprachen sie kurz miteinander, dann gingen sie auseinander. Cedric verließ die Halle durch die Tür zur Rechten. Harry jedoch wandte sich an mich.

„Du musst mir glauben, Lea, ich war das nicht!"

Ich nickte nur. Ich konnte spüren, dass sich jede Faser seines Körpers entspannte. „Du glaubst mir also?"

„Sicher. Immerhin bist du mein Bruder", sagte ich ruhig. Harry überbrückte das kurze Stück zwischen uns und nahm mich fest in den Arm.

"Danke", murmelte er in meine Haare. So langsam begann er mich zu überragen, wir waren längst nicht mehr gleich groß.

"Jederzeit", flüsterte ich zurück. Dann löste er sich von mir und ging die Treppe hinauf, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen. Ich wandte mich ab und ging hinunter in die Kerker.

Die vergessene GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt