Ich dachte darüber nach. Ich tat die ganzen nächsten Tage lang nichts anderes als darüber nachzudenken ob ich das Angebot von Nils, mich an dieses Internat zu vermitteln, annehmen wollte oder nicht.
Meine Mutter hatte mir den Namen der Schule aufgeschrieben: St.Pauls Ganztagsschule für schwer erziebare Jugendliche. Ich suchte online nach Bildern und war mehr als nur überrascht. Das Gebäude war riesig! Es sah weniger wie eine Schule aus sondern mehr wie eine Festung. Das graue Steingebäude war großzügig umzäunt und, wie meine Mutter gesagt hatte, mitten in einer Berglandschaft.
Die Landschaft war zwar wirklich hinreißend, trotzdem hatte die Schule an sich etwas abstoßendes. Sie war zu karg, zu grau, zu abgelegen. Obwohl sie auf allen Bildern bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel fotografiert worden war, gab der Anblick einem ein kühles Gefühl.
Ich klickte mich durch Bilder der Inneneinrichtung. Die Klassenräume waren hell und geräumig und dasselbe galt für die Zimmer. Mit ein paar persönlichen Einrichtungsgegenständen könnte man sich dort sicher wohl fühlen.
Nachdenklich schloss ich die Website. Die St Johns Ganztagsschule für schwer erziebare Jugendliche war auf jeden Fall anders als alle Schulen von denen ich bisher gehört hatte. Gott, dieser Name. Wie der schon klang. Auf eine Schule zu gehen die so hieß war auf jeden Fall nichts womit man sich rühmen könnte.
Ich lehnte mich zurück und drehte mich nachdenklich in meinem Schreibtischstuhl hin und her. Meine Mutter hatte gesagt die Schule hätte eine hundertprozentige Erfolgsquote. Jeder der darauf kam schaffte auch seinen Abschluss. So schwer konnte der Unterricht dort also nicht sein, oder?
Villeicht würde sogar ich das hinkriegen. Was wenn diese Schule wirklich genau das war, was ich brauchte?
Ich rief die Website wieder auf.
Was mich noch mehr als die Bilder von dem Gebäude an sich interessierte, waren die Fotos von den Schülern. Die ellenlangen Texte daneben las ich mir gar nicht erst durch, die Fotos sagten genug. Kleine und große Freundesgruppen, die sich unterhielten, gemeinsam lernten oder sich auf sonnenbeschienen Wiesen ausstreckten. Es waren Jungs und Mädchen, die ganz verschieden aussahen, aber alle lächelten und strahlten.
Ich hatte schon in der Grundschule wenige Freunde gehabt und die Zahl verkleinerte sich mit den Jahren nur, bis sie sich schließlich in Luft auflöste. Die Bilder weckten eine Sehnsucht in mir, nach etwas was ich nie gekannt hatte. Villeicht könnte ich unter Leuten die genau solche Fuckups waren wie ich ja endlich Freunde finden?
Ich schloss die Augen. In Gedanken redete ich mit meinem Vater.
Hey Dad, Mama will gerne, dass ich auf so eine Spezial Schule für schwer Erziehbare gehe... Was hältst du davon?
Mmmh... machte mein Dad Willst du das denn? Willst du dahin?
Ich weiß nicht. Villeicht. Es ist ein Internat... und es sieht irgendwie düster aus... und es ziemlich weit weg, hat Mama gesagt. Es ist eine große Entscheidung.
Tu das was sich richtig anfühlt, Darling! Sagte mein Dad und verschwand.
Seufzend klappte ich die Augen wieder auf. Sehr hilfreich. Thanks, Dad.
Ich stand auf und streckte mich. Draußen war es schon dunkel geworden. Die schwarzblaue Fensterscheibe reflektierte mein Gesicht wie ein Spiegel. Nachdenklich betrachtete ich mich.
Wie meine Mutter hatte ich glatte schwarze Haare. Wir hatten dieselben Augenbrauen, denselben Mund, unsere Gesichter hatte dieselbe Struktur: hohe Wangenknochen, volle Lippen und ein stolzer Ausdruck in der Art wie wir den Kopf hielten und das Kinn nach oben reckten.
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Schule der Alpträume
Teen FictionDie 16- jährige Ifa ist ein Problemkind. Laut, handgreiflich, unberechenbar. Als eine Situation eskaliert und Ifa vor Gericht muss, schickt ihre Mutter sie auf die St. Pauls Ganztagsschule für schwer erziehbare Jugendliche. Ifa hätte fast den Fehler...