Am nächsten Morgen waren Rikki und ich eigenartig distanziert und höflich zueinander. Nora, die sehr feinsinnig war, entging das nicht. Sie sah am Frühstückstisch mit ihren runden dunklen Augen von mir zu Rikki und wieder zurück. ,,Habt ihr euch gestritten?"
,,Ein bisschen." Rikki lehnte sich vor und tätschelte meine Hand. ,,Aber jetzt ist alles wieder gut."
,,Genau." Ich versuchte zu lächeln und bemerkte, dass mein Gesicht sich eigenartig steif anfühlte. Nora machte einen allwissenden Gesichtsausdruck und fragte nicht weiter nach.
Wir aßen unser Frühstück und ich spähte zum SE Tisch herüber. Camie saß neben Jean-Luca, der eine Hand auf ihrem Rücken hatte und mit der anderen sein Müsli aß. Sie sah wieder so aus als hätte sie zu wenig geschlafen und selbst das leichte Makeup was sie trug konnte die Traurigkeit in ihrem nicht Gesicht überdecken.
Rosa saß ein paar Tische weiter. Sie war schon die ganze letzte Woche erkältet gewesen, was uns allen Recht war, weil sie so weniger Energie dazu hatte uns das Leben zur Hölle zu machen. Obwohl man sich davon nicht täuschen lassen sollte: Vorgestern hat sie einen Jungen, der im Sportunterricht Faxen gemacht hatte, eineinhalb Tage lang kein Wasser trinken lassen. Ich ließ meinen Blick die Reihen der SE's entlang schweifen. Johann war nicht da. Normalerweise saß er immer entweder bei Bogdi oder bei Jean-Luca und schaufelte Massen an Quark mit Haferflocken in sich hinein.
,,Ifa, wieso guckst du zu Jean-Luca?" Rikkis gesenkte Stimme verriet leise Panik. ,,Wenn du das tun willst was ich denke, das du tun willst, dann-"
,,Hä, was soll ich denn tun wollen?" Einen Moment lang wusste ich nicht wovon sie redete. Dann zog ich die Augenbrauen hoch. ,,Ihn wegen der Sache mit Ren fragen oder was?"
,,Ja!" Rikki beugte sich vor. ,,Du bist bescheuert. Er wird dich anlügen! Wenn er überhaupt mit dir redet und dich nicht sofort in die Dunkelkammer sperrt!" Zischte sie. ,,Frag doch einfach Ren selber."
,,Weil da die Chancen das er mich anlügt ja soviel geringer sind oder was?" Murmelte ich sarkastisch. ,,Hat der feine Herr ja noch nie vorher gemacht."
Rikki seufzte. ,,Vielleicht solltest du die Sache einfach vergessen. Ich meine was ändert sich denn dadurch für uns? Du könntest einfach so tun als-"
,,Rikki." Sagte ich halblaut. ,,Ich hatte nicht vor Jean-Luca zu fragen. Und ich hab auch nicht vor Ren zu fragen. Ich hab da ne bessere Idee."
Wenn ich mit Ren reden würde, würde ich mich in einer ziemlich unangenehmen Situation wiederfinden. Nicht nur weil ich dabei wahrscheinlich zugeben müsste sein Gespräch belauscht zu haben, sondern auch weil ich mich dann mit der Frage auseinandersetzen müsste ob ich ihn zurück mag. Also mehr als nur freundschaftlich. Und darüber konnte und wollte ich mir momentan keine Gedanken machen.
,,Guten Morgen!" Chiko setzte sich auf den Stuhl neben Rikki und küsste sie, wie selbstverständlich, auf den Mund. Ich sah tapfer hin und lächelte ihn an. ,,Morgen, Chiko. Hast du gut geschlafen?"
Er stutzte. ,Seit wann interessiert dich das?"
,,Ich wollte nur höflich sein."
,,Seit wann willst du denn höflich sein?"
Rikki schob ihm ihren Ellbogen in die Seite. ,,Sei nett!"
Chiko zog die Lippen in ein dünnes Lächeln. ,,Ja, ich habe gut geschlafen, danke. Wie hast du geschlafen?"
,,Auch gut, danke."
Damit war die Höflichkeit beendet, den Rest des Frühstücks ignorierten wir uns. Als Rikki später mit ihm den Tisch verließ, um spazieren zu gehen, winkte ich ihnen zum Abschied. Das die beiden den Sonntag zusammen verbringen wollten, passte mir gut, denn wie gesagt ich hatte eine Idee.
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Schule der Alpträume
Teen FictionDie 16- jährige Ifa ist ein Problemkind. Laut, handgreiflich, unberechenbar. Als eine Situation eskaliert und Ifa vor Gericht muss, schickt ihre Mutter sie auf die St. Pauls Ganztagsschule für schwer erziehbare Jugendliche. Ifa hätte fast den Fehler...