31.Kapitel

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Der Kunstunterricht war hoffnungslos langweilig und es gab nichts was ich dagegen tun konnte. Kein Handy, keine Freunde zum reden, kein heimliches Kritzeln auf dem Tisch. Ich saß fest. Ich war gefangen und nur die Klingel konnte mich erlösen.

Den Kopf in die Hand gestützt starrte ich stumpf nach vorne und verlor mich in meinen Gedanken.

Die Raumverlegung freute mich, aber es wäre schöner gewesen wenn ich diese Freude mit Rikki hätte teilen können. Ich wollte jemandem davon erzählen, ich wollte mit jemandem feiern. Villeicht sollte ich nach der Schule beim Tätowierer anklopfen gehen? Er war heute in Biologie nicht aufgetaucht, was mich erst besorgt und dann wütend gemacht hatte. Besorgt weil ich dachte er wäre vielleicht krank geworden und wütend weil er es wagte mich alleine mit einem grimmigen Lehrer und abweisenden Mitschülern zu lassen. Ich dachte ich hätte in den Biostunden auf ihn zählen können!

,,Ruhe!" ermahnte der Lehrer zwei Jungen in der letzten Reihe die gequatscht hatten. ,,Oder muss ich etwa die SE's bitten sich um euch zu kümmern? Ah, jetzt seid ihr leise. Also, Wie wir hier sehen können erfolgt der Lichteinfall von schräg oben..."

Er fuhr fort über das Foto irgendeines berühmten Typen an der Tafel zu reden. Ich fand es langweilig. Es zeigte einfach nur eine Gruppe junger Menschen, nicht mehr ganz Teenageralter, eher Erstsemester - Studenten, die an einem sonnigen Tag miteinander abhingen. Im Hintergrund ging klein und unscheinbar eine Bombe hoch.

,,Wer kann uns denn nun das Foto interpretieren? Wie wäre es mit ihnen, Frau González?"

Ich zuckte zusammen. ,,Ähm-" Gab es eine Möglichkeit abzulehnen? Der Gesichtsausdruck des Lehrers sagte mir Nein. Mit einem Ton der wohl ermutigend klingen sollte fuhr er fort: ,,Nur zu, Was glauben sie wollte der Künstler damit ausdrücken?"

Ich starrte auf das Foto und versuchte mich zu konzentrieren. ,,Also, Wir sehen eine Gruppe Freunde und im Hintergrund eine Explosion... Es geht also ganz eindeutig um Freundschaft. Die Wichtigkeit von Freundschaft. Wenn man gute Freunde um sich herum hat erscheint einem jede noch so schlimme Explosion winzig klein."

Atemlos sah ich den Lehrer an, dessen dünne Lippen ein verkniffenes Lächeln umspielte. ,,Nein. Es geht um die Alltäglichkeit von Katastrophen. Wie für manche Leute eine Welt zusammenbrechen kann, während es für andere nur ein normaler, villeicht sogar schöner Tag ist. Trotzdem war es ein guter Versuch. Ich würde sogar fast so weit gehen und sagen, dass mir ihre Variante besser gefällt."

Obwohl ich komplett daneben gelegen hatte sog ich das Lob in mich auf. Es kam nicht allzu häufig vor das ich gelobt wurde und seit ich hier war erst recht nicht. Mit Lob hatte ich auf diesem Institut ähnlich selten Berührung gemacht wie mit Essen.

Der Unterricht nahm seinen Lauf während ich die Beine ausstreckte und mich fragte warum Ren wohl nicht zu Bio gekommen war. Hatte ein Tattoo Termin ihn zum schwänzen veranlasst? Das er damit davon kam! Ich würde mich das momentan gar nicht trauen.

Früher hatte ich öfters mal Schule geschwänzt, aber etwas sagte mir, dass es keine gute Idee war das hier zu versuchen. Jedenfalls nicht wenn ich Interesse hatte den nächsten Tag noch zu erleben. Seufzend hob ich den Kopf.

Die beiden Jungen in der letzten Reihe hatten wieder zu flüstern angefangen. Ich kannte sie vom sehen und könnte schwören, dass einer der beiden Daniel hieß. Welcher wusste ich nicht genau, sie klebten eh immer zusammen. Der eine war schwarz mit unverschämt langen Beinen, der andere kleiner, weiß und braunhaarig, aber beide waren ganz eindeutig regenbogenfarben, wenn man das so ausdrücken konnte. Ich fand sie waren ein süßes Paar.

,,Daniel und Jeremy." Sagte der Lehrer langsam. ,,Habe ich euch nicht vorhin schon ermahnt? Mir scheint ihr hättet nicht draus gelernt. Kann einer der SE's kurz mit euch rausgehen? Cliff? Johann?"

Schule der AlpträumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt