38.Kapitel

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,,Camie." Ich erspähte ihre Silhouette am Ende des Korridors und legte einen kleinen Sprint ein um sie zu erreichen. ,,Nun warte doch mal! Willst du mir sagen was los ist? Vielleicht kann ich dir helfen."

Sie blieb stehen. ,,Ich- Ach, es ist nichts."

Ich hob ungläubig die Augenbrauen. ,,Worüber hast du dann mit Ren reden wollen?" Ich senkte die Stimme. ,,Also es geht mich natürlich nichts an, aber... Ist irgendwas mit Jean-Luca? Geht es um diese Geschäfte die er und Ren machen?"

,,Geschäfte?" Camie runzelte die Stirn. ,,Nein. Was denn für Geschäfte?"

,,Oh." Ich hätte mich ohrfeigen können. ,,Nicht so wichtig, ist nichts Schlimmes. Sag mal, geht es dir gut?"

Camie sah furchtbar aus. Etwas das wirklich schwer war, wenn man von Natur aus so hübsch war wie sie, aber ihre Augen waren dunkel umschattet und ihre Haut verwässert. Ihr Gesicht war angeschwollen, wie von viel weinen, und saß merkwürdig groß auf dem schlanken Hals.

Camie schüttelte den Kopf und sah schweigend zu Boden.

Jetzt wurde ich langsam richtig besorgt. Ich nahm ihren Arm und führte sie ein paar Schritte weiter zur Fensterbank wo wir uns hinsetzen konnten.

,,Hey, was ist los? Was ist denn?"

,,Ich kann nicht schlafen." Flüsterte Camie plötzlich. ,,Ich kann einfach nicht schlafen." Sie vergrub das Gesicht in den Händen. ,,Seit Tagen! Ich liege im Bett und versuche es, versuche es wirklich, aber ich kann nicht! Ich liege wach und ich denke und denke und denke und denke... Ich kann nicht schlafen, Ifa."

Mir schnürte sich das Herz zu. Ich legte eine Hand auf ihren Rücken. Am Liebsten wäre ich völlig in den kolumbianischen Tanten Modus gegangen mit erdrückenden Umarmungen, No IIores, todo estará bien, mi querida und so weiter. Nicht weinen, alles Wird gut, meine Liebe. Aber selbst das würde wohl kaum helfen.

,,Was hält dich denn wach? Woran denkst du denn?" Fragte ich vorsichtig.

,,An Alles!" Camie begann zu weinen. ,,An das SE sein. An all das Schlechte was hier passiert, an alles Schlechte was ich getan habe und jeden Tag tue. An Jean-Luca. Etwas stimmt mit ihm nicht, ich hab so ein Bauchgefühl, Ich habe solche Angst, dass er wieder rückfällig wird."

,,Rückfällig?" Ich runzelte die Stirn.

Camie zog die Nase hoch. ,,Er hatte mal ein Kokain Problem. Deswegen ist er hier."

Oh. Okay. Kokain also. Dieser reiche Sack.
,,Und du hast das Gefühl das er rückfällig werden könnte." Sagte ich langsam.

Sie nickte. ,,Ich wollte mit Ren reden weil jeder weiß, dass er dealt. Jean-Luca hat ihm verboten mir jemals irgendwas zu verkaufen und meinte für ihn gilt dasselbe, so wollten wir aufeinander aufpassen. Ich habe Ren gefragt ob er mir nicht doch etwas verkaufen kann, irgendwas was mir hilft einzuschlafen, ohne dass er das Jean-Luca sagt, aber er meinte Nein. Abmachung wäre Abmachung und er könnte es sich nicht leisten, dass Jean-Luca sauer auf ihn wird. Anschließend habe ich gefragt ob Jean-Luca in letzter Zeit mal versucht hat bei ihm etwas zu kaufen, weil ich, keine Ahnung, einfach so einen Verdacht habe, aber Ren hat wieder verneint und meinte ich soll gehen und ihn mit meiner verkorksten Beziehung in Ruhe lassen."

Ich knurrte missbilligend. ,,Das war nicht in Ordnung! Ich werde mit ihm reden. Ich krieg den bestimmt noch dazu, dass er dir was zum einschlafen gibt. Ganz ehrlich, scheiß auf Jean-Luca und eure blöde Abmachung! Etwas zum einschlafen zu nehmen ist doch nicht dasselbe wie Drogen zu nehmen."

Mich schockierte die Nachricht das Ren dealte, aber vermutlich hätte ich es mir denken können, wenn ich ein bisschen intelligenter wäre. Warum sollte er sich auf Essen, Shampoo und Zigaretten beschränken wenn er die Freiheit hatte in der Außenwelt buchstäblich alles zu besorgen? Zumal ein Päckchen Oreos sicherlich nicht denselben Umsatz einbrachte wie ein Päckchen Heroin. Himmel, manchmal war ich echt naiv!

Schule der AlpträumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt