Ren hatte welche.
Wir rauchten in schweigender Eintracht vor uns hin, wie sich das auf einen großen Schreck so gehörte.
Währenddessen formulierte ich eine Nachricht an meine Mutter in der ich sie kühl darum bat, das Handy von meinem Freund, hier benutzte ich bewusst das spanische Wort Amigo, damit sie auch ja nicht auf die Idee kam ich könnte einen festen Freund haben, bitte nicht mehr mit Nachrichten zu überfluten. Im Übrigen wäre ich grade von einer Gruppe Mitschülern mit einem Messer bedroht worden und sie solle verdammt nochmal die Polizei rufen, weil dieses Internat Schüler Andere misshandeln ließ. Beso, te quiero, deine Ifa.
Nach getaner Arbeit gab ich Ren das Handy zurück, nicht ohne die Augen zu verdrehen als zeitgleich eine Nachricht von Josie aufploppte. Ren las sie mit einem Lächeln im Gesicht und machte sich sofort ans antworten. Kurze Zeit später ging er zurück in sein Zimmer, mit der Aussage, er wolle noch an ein paar Tattoo Entwürfen arbeiten.
Rikki und ich machten uns bettfertig. Sie versank in ihrem Buch, ich summte ein irisches Volkslied vor mich hin bis ich einschlief, und so nahm der Montag sein Ende.
Der Dienstag begann, wie alle Tage hier, wieder unerhört früh. Der Himmel war stockfinster als wir uns für den Frühsport in der Turnhalle aufstellten. Ich entdeckte Camie, die neben Jean-Luca vorne stand und mir zulächelte.
Ich hatte jeden Grund zurück zu lächeln, denn Camie hatte nicht nur dafür sorgen können, dass ich, trotz dem Vorfall am Sonntag, weiterhin zu den Mahlzeiten durfte, sondern mir auch versprochen sich für eine bessere Unterkunft für mich und Rikki einzusetzen. Warum genau sie das tat, ob aus Mitleid oder weil ich ihr Geheimnis kannte, war mir gleich. Ich war einfach nur froh sie auf meiner Seite zu haben.
Jean-Luca bemerkte unseren Blickkontakt und runzelte die Stirn. Er flüsterte Camie etwas zu, die als Antwort nur zu seinem Megafon gestikulierte und ihn anwies mit der Sporteinheit anzufangen. Nachdem diese, wie üblich höllische, Tortur vorüber war, ging es mit putzen, Frühstück, einer kalten Dusche und Unterricht weiter.
Doch etwas war anders von letzter Woche. Meine Mitschüler. Sie tuschelten wenn ich in den Raum kam und warfen mir teilweise richtig ehrfürchtige Blicke zu. Mein Ruf als das neue Mädchen was Rosa beim Frühstück beleidigt, ein Tablett auf den Boden geworfen hatte und im Anschluss einfach raus gerannt war, hatte sich schnell herumgesprochen.
Mich störte die Aufmerksamkeit zunächst, doch als mir ein stilles, lockenhaariges Mädchen in meinem Mathekurs lächelnd erlaubte ihre Hausaufgaben abzuschreiben, fand ich, dass so ein Bisschen Ruhm wohl doch nichts Schlechtes war.
Bei den Lernzeiten nach Schulschluss richteten Rikki und ich es ein, im selben Raum wie Suho zu landen. Das bewies sich in mehr als einer Weise als kluge Entscheidung, denn die SE's und Lehrer die dort Aufsicht führten interessierte es herzlich wenig, was die Schüler taten, solange sie es leise taten. Im Flüsterton entschuldigte ich mich bei Suho dafür ihn im Stich gelassen zu haben und reichte ihm unterm Tisch die zwanzig Euro.
Suho sagte er trage mir nichts nach und es wäre ihm peinlich wie sein Bruder sich verhalten hatte, er hatte ihn nicht darum gebeten. Damit schien die Sache geklärt und jeder schien zufrieden, außer Chiko der neben Suho saß und jede meiner Bewegungen mit Argusaugen fixierte. Er war immer noch wütend auf mich.
Rikki wurde das angespannte Schweigen zwischen uns so unangenehm, dass sie Chiko in ein Gespräch über Bücher verwickelte. Ich machte dabei Suhos Englischhausaufgabe, einen Lückentext ausfüllen und ein paar Fragen dazu beantworten, dann kümmerte ich mich notgedrungen um meine eigenen Hausaufgaben, bis der Schultag endlich wirklich vorbei war.
DU LIEST GERADE
Schule der Alpträume
Teen FictionDie 16- jährige Ifa ist ein Problemkind. Laut, handgreiflich, unberechenbar. Als eine Situation eskaliert und Ifa vor Gericht muss, schickt ihre Mutter sie auf die St. Pauls Ganztagsschule für schwer erziehbare Jugendliche. Ifa hätte fast den Fehler...