35.Kapitel

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,,Was soll mit mir sein?" Fragte ich etwas zu abweisend.

,,Na, deine Geschichte. Wie du hierhergekommen bist und so."

Ich rollte mich im Bett hin und her und stützte mich auf den Ellbogen, um Zeit zu gewinnen. Es war nicht so als wäre es mir unangenehm die Sache mit Cecilia und dem Auto zu erzählen, Rikki wusste das alles ja auch schon längst, aber die Sachen über die Ren geredet hatte waren wirklich wirklich traurig und wirklich wirklich hart. Es fühlte sich falsch an über mich zu reden, so kurz nachdem er mir anvertraut hatte was er hatte durchmachen müssen. Im Vergleich dazu war meine Geschichte ja wohl ein Fliegenschiss.

Ich befeuchtete mit der Zunge meine Lippen. ,,Okay- Ähm, Im Vergleich zu dem was du erlebt hast ist es ziemlicher Kinderkram. Bist du sicher, dass du es hören willst?"

,,Ja, jetzt erzähl!"

,,Okay, okay. Also, es gab auf meiner Schule so ein Mädchen das mich geärgert hat. Andauernd. Irgendwann hat es mir gereicht und ich bin mitten im Unterricht einfach ausgerastet. Ich habe sie angegriffen. Ich wollte, dass sie sich mal so klein und machtlos fühlt wie ich. Der Lehrer hat mich von ihr weggezogen. Er war natürlich total am ausflippen und dann bin ich ohne groß nachzudenken einfach gerannt. Aus der Schule raus. Direkt vor dem Gebäude war so eine Querstraße und genau in dem Augenblick wo ich rübergerannt bin musste natürlich ein Auto da lang fahren. Ich war immer noch so wütend und dann hat der Fahrer mich angeschnauzt warum ich nicht geguckt habe und ich weiß nicht was zum Teufel ich mir dabei gedacht habe, aber ich hab mein Skateboard genommen und ihm damit die Windschutzscheibe zertrümmert."

Ich hielt inne um Atem zu schöpfen.

,,Nicht schlecht." Machte Ren, der aufmerksam zuhörte. ,,Du fährst Skateboard?"

,,Ein Bisschen." Ich lächelte, ohne genau zu wissen wieso. ,,Jedenfalls musste ich dann vor Gericht. Meine Mutter war super sauer wegen der ganzen Kosten. Natürlich wurde ich auch von der Schule verwiesen und da es nicht mein erster Schulverweis war, wäre es schwierig gewesen noch ein anderes Gymnasium zu finden was mich nimmt. Meine Mutter wollte aber schon immer unbedingt das ich Abitur mache und studiere. Der Anwalt, den ich für die Verhandlung hatte, ist ein Freund des Direktors hier. Er hat meiner Mutter empfohlen mich hierher zu schicken und ihr ganz viele tolle Sachen erzählt. Als sie mir zuerst davon erzählt hat, hat sie gesagt es sei allein meine Entscheidung und ich müsse nicht. Als ich dann aber tatsächlich gesagt habe, ich würde lieber nicht gehen, weil ich die Sache mit Hannah erfahren hatte und mir einfach etwas komisch vorkam, hat meine Mutter gesagt ich muss hier trotzdem hin, weil ich davor schon Ja gesagt habe. Ist das nicht unfair?!" Missmutig strampelte ich mir die Decke von den Beinen. ,,Ich wünschte ich hätte einfach von Anfang an Nein gesagt. Das hätte mir Einiges erspart! Stattdessen dachte ich eine Zeit lang, dass dieses Internat villeicht wirklich eine gute Idee sein könnte. Was für ein Bullshit! Als ich damals mit fünf unsere Elektroleitung angesägt habe war das eine bessere Idee!"

,,Sieh's so," Schmunzelte Ren. ,,wir hätten uns sonst nie kennengelernt."

,,Stimmt." Ich seufzte. ,,Weißt du, du und Rikki sind die ersten und einzigen Freunde die ich je hatte."

,,Das glaub ich nicht." Meinte Ren.

,,Oh doch." Versicherte ich ihm. ,,Und ausgerechnet an diesem furchtbaren Ort."

,,Weißt du, es ist gar nicht so furchtbar hier." Sagte er leise. ,,Man muss nur ein paar Tricks haben, die richtigen Leute kennen, rausfinden wie man seinen Aufenthalt so gut wie möglich übersteht. Ich würde nicht behaupten, dass die Welt da draußen ein so viel besserer Ort ist. Nicht immer jedenfalls."

Wir schwiegen. Ich dachte über das nach was er gesagt hat und auch über Chris und warum er hatte sterben müssen. Ich wünschte ich hätte ihn kennenlernen können. Er musste ein wirklich toller Kerl gewesen sein wenn er Ren praktisch aufgezogen hatte.

Schule der AlpträumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt