50.Kapitel

2 0 0
                                    

Als ich zum zweiten Mal fertig mit Akten sortieren war, säuselte Jean-Luca: ,,Soll isch disch jetzt auf dein Zimmer begleiten?"

,,Kannst du machen, aber dann würde ich hierbleiben," sagte ich stumpf, und lief an ihm vorbei aus dem Raum.

Rens Akte hatte ich nicht gefunden und auch die von Hannah war mir nicht in die Hände gefallen. Dafür hatte ich Akten von Nora, Lotti, Nils und einigen anderen Leuten, deren Namen mir etwas sagten, gefunden, mich in Jean-Lucas Gegenwart aber nicht getraut diese aufzuschlagen. Im Großen und Ganzen also alles verschwendete Zeit!

Vor Ärger stieß ich meine Zimertür mit etwas zu viel Schwung auf, was ich sofort bereute, weil Chiko und Rikki da drin waren. Das wäre an und für sich ja nicht so schlimm gewesen, hätte wenigstens einer der beiden ein T-shirt angehabt.

Ich stieß einen markerschütternden Schrei aus, hielt mir die Hände vor die Augen und schlug die Tür wieder zu. Ein paar Sekunden später öffnete sie sich erneut und Rikki stand vor mir, wieder angezogen und verlegen aussehend.

,,Mensch, Ifa, klopf doch an!"

,,Sorry," Murmelte ich und lugte an ihr vorbei ins Innere, wo Chiko mich finster anstarrte. ,,Wusste nicht, dass ihr hier seid. Ich dachte, ihr wolltet spazieren gehen."

,,Waren wir auch, aber es war uns zu kalt draußen," ließ Chiko vom Hochbett aus vernehmen. Er war immer noch oberkörperfrei.

Ich verdrehte die Augen. Yeah, no shit, wir hatten Dezember. ,,Vielleicht mal wärmer anziehen?"

Er warf mir einen giftigen Blick zu und griff nach seinem Pullover, der neben ihm lag. ,,Vielleicht mal klopfen?!"

,,Wo sind Nora und Lotti?" fragte ich Rikki.

Sie zuckte mit den Schultern. ,,Keine Ahnung. Lotti ist im Dorf, glaube ich, und Nora lernt." Sie runzelte die Stirn, als sie sah wie ich mir eine Jacke aus dem Schrank holte und den Rückzug antrat. ,,Willst du etwa schon wieder gehen?"

,,Ja, ich geh zu Ren."

Ihr Gesicht hellte sich auf. ,,Ah, willst du endlich mit ihm über die Sache reden?"

Chiko blickte neugierig auf.

,,Ne, ich will sein Handy benutzen." sagte ich knapp und war schon wieder halb auf dem Flur. ,,Bis nachher beim Mittagessen, ihr zwei! Amüsiert euch!"

Ren saß auf seiner Fensterbank, in Jeans und einen Hoodie gekleidet. Er hatte einen Block in der Hand und schien Schulaufgaben zu machen, während auf dem Handy nebenbei ein Musikvideo lief.

Er sah auf und drückte auf Pause als ich reinkam. ,,Hey."

,,Lass ruhig laufen," meinte ich, und setzte mich. ,,Was ist das für Rap?"

Ich war irgendwie froh zu sehen, dass Ren sein Handy auch mal für normales Zeug benutzte und nicht immer nur um Drogendeals abzuschließen. Vielleicht steckte in ihm, irgendwo zwischen Tattoos und Geldbündeln, doch noch ein ganz normaler Teenager.

,,Der Sänger heißt Ren." Er fuhr sich durch die Haare und grinste. ,,Chris hat ihn mir gezeigt. Inzwischen ist er relativ bekannt, aber damals kannte den in Deutschland noch kein Schwein. Er ist aus Wales."

Mir wurde irgendwie komisch bei der Erwähnung von Chris. ,,Der Sänger heißt also wie du?"

,,Ja, wir heißen beide Ren. Ich finde das ziemlich cool, dass wir gleich heißen, weil ich seine Musik echt mag." Ren schien ein bisschen verlegen zu werden. ,,Er macht viel Rap, aber nicht irgendwelchen Gangsterscheiß über Geld und Mädels, sondern über richtig deepe Themen. Depressionen und Verlust und so. Sein bester Freund ist auch zu früh gestorben." Ren fuhr sich über den Nacken und sah auf den Handybildschirm. ,,Darum geht es in dem Lied hier."

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 12 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Schule der AlpträumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt