Schule der Alpträume

47.Kapitel

Ab diesem Punkt an kamen wir nicht mehr so richtig weiter, aber das war okay. Es war das erste Treffen. Wir endeten es damit, dass jeder seinen Namen auf ein Stück Papier aufschrieb, das wir rumgehen ließen und dann verabredeten wir uns für nächste Woche erneut. Selbe Zeit, selber Ort.

Bis dahin sollte jeder ein paar Ideen mitbringen, wie wir unseren ehrgeizigen Plan in die Tat umsetzen konnten. Und zwar echte, richtige Ideen, die realistisch und umsetzbar waren. Nicht so ein Quatsch wie heute vorgeschlagen wurde. Ach, und wer noch irgendwelche Freunde hatte, die vertrauenswürdig und interessiert daran waren beizutreten, sollte sie ebenfalls mitbringen.

Rikki sprach noch ein paar organisatorische Sachen an, wie einen Namen und einen Anführer, aber ich fand das mit dem Namen konnte warten und ein Anführer sei unnötig. Wir sollten lieber zusammen arbeiten und über wichtige Entscheidungen abstimmen. Die anderen stimmten mir zu und damit war erste Treffen für beendet erklärt.

Die Schüler zerstreuten sich rasch. Ich, Rikki und Chiko blieben, um die Stühle, die wir benutzt hatten, zurück auf die Tische zu stellen. Danach wollten sie noch gemeinsam aufs Dach klettern, was dazu führte, dass ich mich schnell verabschiedete, mit dem Vorwand ich wolle unser Protokoll in Sicherheit bringen.

Nora und Lotti waren beide auf dem Zimmer, aber Lotti war zum Glück über ein paar Schulaufgaben gebeugt, weswegen ich schnell zu meinem Schrank treten und das Protokoll dort verstecken konnte.

Anschließend ging ich zum Bad und machte mich Bettfertig. Es wurde langsam spät, aber ich war noch zu aufgekratzt um schlafen zu können, weswegen ich mir Zeit für den Weg zurück zum Zimmer ließ.

Ich befand mich grade auf einem Flur in dem das Licht nicht funktionierte, als ich Stimmen vor mir hörte. Männliche.

Verdammt! Ich hatte schon geahnt mich im Dunkeln verlaufen zu haben, aber jetzt konnte ich mir sicher sein. Vor mir fiel gleißendes Licht aus der offenen Tür eines Raumes, der als Jungen Badezimmer gekennzeichnet war und da die Jungen und Mädchen getrennt untergebracht waren gab es in der Nähe meines Zimmers keins. Zu allem Überfluss schien es auch noch das SE Badezimmer zu sein, denn die Tür war neu und die Jungen die dort standen und redeten waren niemand anderes als Johann und Jean-Luca.

Ich lief ein paar Schritte zurück und presste mich gegen die Wand. Es war zu dunkel um mich aus der Entfernung auszumachen. Wenn ich still blieb und wartete bis sie weg waren sollte mir nichts passieren. Flach atmend lauschte ich meinem klopfenden Herzen.

Johann machte sich bald auf den Weg. Er ging an mir vorbei, mit nichts als einer gestreiften Pyjamahose und einem Handtuch über den Schultern bekleidet. Die Muskeln an seinem Oberkörper waren riesig und so aufgepumpt, als würde er den ganzen Tag lang nichts anderes tun als Klimmzüge machen und Leute verhauen, was gar nicht mal so abwegig war. Obwohl er mich ganz sicher nicht entdeckte hielt ich den Atem an bis seine schweren Elefantenschritte in der Dunkelheit verklangen waren. Dann hob ich den Blick und entdeckte zwei Gestalten, die im Licht der offenen Badezimmertür an der Wand lehnten.

Es waren Jean-Luca und Ren. Ich runzelte die Stirn. Hatte Ren die SE Duschen benutzt? Es sah so aus.
Beide Jungen hatten feuchte Haare und hielten Handtücher.

Jean-Luca trug einen muffig - braunen Bademantel, der aussah, als wäre er in ein mittelalterliches Schloss eingebrochen und hätte sich dort in einen Wandteppich gerollt. Ren trug einen schwarzen Hoodie und, wer hätte es geahnt, baggy Jeans. Die Jungs standen sich sehr eng gegenüber, beinahe gleich groß und sich offensichtlich über etwas uneinig. Sie gestikulierten wild und feindselig. Beziehungsweise Ren gestikulierte. Jean-Luca stand einfach nur da und guckte herablassend.

Obwohl es mir nicht richtig vorkam sie zu belauschen, ließ es sich nicht vermeiden. Selbst ihre gedämpften Stimmen klangen auf dem totenstillen Gang laut wie startende Düsenflieger.