Der Schultag begann damit das Rikki mich gott sei Dank noch pünktlich wachrüttelte.
,,Hey! Es ist sieben vor acht!"
,,Was? Schon? Scheiße!"
Schlaftrunken wühlte ich mich durch meine Sachen und packte ein paar Hefter und Stifte, die ich brauchen würde, in meine mitgenommene Schultasche. Auf meiner alten Schule hatte es mir nie etwas ausgemacht zu spät zu kommen, aber da musste ich für sowas auch keine Prügelstrafen befürchten - im Gegensatz zu hier.
Rikki schulterte einen uralten Lederranzen der seine besten Zeiten schon hinter sich hatte, und zog einen Müsliriegel und einen Apfel aus ihrer Hosentasche. ,,Hier, für dich. Hab ich vom Frühstück mitgehen lassen."
,,Danke!" Ich hätte sie abknutschen können. ,,Was meinst du, wie lange dauert es wohl bis sie mich zu den Mahlzeiten lassen?"
Sie zwinkerte. ,,Wenn du dich gut anstellst noch heute. Dazu gehört aber auch pünktlich kommen, also Zack, Zack, komm in die Puschen!"
,,Jaja." Es war merkwürdig wie mich dieses noch-nicht-fünfzehnjährige Mädchen aus Berlin auf einmal an meine Mutter erinnerte.
Meinen Stundenplan in der Hand haltend bahnte ich mich durch die Korridore. Andere Schüler kamen mir entgegen, machten aber keine Anstalten auszuweichen, weswegen ich einen ständigen Slalom lief.
Schließlich fand ich den Raum 112 in dem ich meine erste Doppelstunde des Tages verbringen sollte. Mathe bei Herrn Seilkopp.
Er war älter als ich es von den Lehrern meiner alten Schule gewohnt war. Und strenger. Ansonsten aber ganz normal. Er begrüßte mich, hieß mich förmlich im Kurs willkommen und fragte welche Themen wir denn an meiner alten Schule zuletzt durchgenommen hatten. Da konnte ich ihm leider nicht helfen, weswegen er begann mir mathematische Fragen und Aufgaben zu stellen, die ich nicht beantworten konnte. Schnell stellte sich heraus, dass ich nichts von all dem konnte was ein sechzehnjähriges Mädchen in der elften Klasse in Mathe können sollte.
Schließlich setzte er mich auf einen leeren Platz und wies mich an gut aufzupassen. Dann ließ er einen Jungen die Hausaufgaben anschreiben und begann mit steifen, aber völlig normalem Unterricht. Wären die vereinzelten SE's nicht gewesen, die in der ersten Reihe saßen, hätte ich mir fast einbilden können ich wäre auf einer völlig normalen Schule.
Danach hatte ich Deutsch bei Frau Jäger. Sie teilte uns einen Sachtext aus und gab uns fünfzehn Minuten Zeit diesen in unseren eigenen Worten wiederzugeben. Unsere fertigen Texte mussten wir dann vor dem Kurs vorlesen. Mit meinem war sie gar nicht zufrieden.
,,Was sollen denn all diese unnötigen Füllwörter, Ifa? Wörter wie ziemlich oder irgendwie haben in einem Aufsatz nichts zu suchen, merk dir das! Auch beim reden solltest du sie vermeiden! Sie lassen Aussagen schwammig wirken!"
Dazu hatte ich nicht viel zu sagen, außer das ich irgendwie fand, dass Wörter wie ziemlich und irgendwie doch irgendwie ziemlich wichtig für unsere Sprache waren, weil man sich ja in so ziemlich den meisten Fällen irgendwie nie so ganz sicher sein konnte, ob etwas wirklich unwiederrufbar stimmte oder doch nur so ziemlich irgendwie.
Irgendwie fand sie diese Aussage von mir ziemlich frech und ließ mich den Rest der Doppelstunde in der Ecke stehen. Also wirklich! Als wären wir hier im neunzehnten Jahrhundert! Immerhin schüttelte sie den Kopf als einer der SE's anbot sich nach dem Unterricht um eine Strafe für mich zu kümmern.
,,Danke, doch ich denke das wird nicht nötig sein. Die Neue hat ihre Lektion gelernt, nicht wahr, Ifa?"
Ich nickte, obwohl ich irgendwie immer noch nicht verstanden hatte was denn nun so schlimm an Füllwörtern sein sollte.
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Schule der Alpträume
Teen FictionDie 16- jährige Ifa ist ein Problemkind. Laut, handgreiflich, unberechenbar. Als eine Situation eskaliert und Ifa vor Gericht muss, schickt ihre Mutter sie auf die St. Pauls Ganztagsschule für schwer erziehbare Jugendliche. Ifa hätte fast den Fehler...