Schluchzend wickelte ich mir die Arme un den Körper und wippte vor und zurück. Wie hatte ich nur so dumm sein können?
Ich hörte die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Chica estúspida. Dummes Mädchen. Recht hatte sie. Ich war dumm! Dumm und Leichtsinnig.
Mit den Fäusten schlug ich gegen meine Schläfen. Das allerdümmste war, dass ich mich selber in diese Lage gebracht hatte und nichtmal wusste wieso. Was hatte ich überhaupt erreichen wollen? Rebellieren? Irgendein Zeichen setzen? Was glaubte ich wer ich war?!
Ich konnte hier nichts verändern. Ich konnte hier keine blöden Zeichen setzen. Ich war vollkommen machtlos. Das war mir heute Abend mehr als klar geworden.
Rosa, Jean-Luca, Isabel, Bogdi und Johann waren gegen neunzehn Uhr zurückgekehrt, jeder eine Dose billiges Bier in der Hand. Ihr gelalltes Gespräch war sofort verstummt und sie waren erstarrt, als sie mich im Gang gesehen haben.
Rosa hatte als erste das Schweigen gebrochen. ,,Was lungerste hier rum?" Hatte sie geknurrt. Dann war sie näher getreten und ihre fiesen kleinen Augen hatten sich geweitet. ,,Johann! Halt die fest! Das ist wieder diese Neue!"
Johann war sofort zur Stelle gewesen und hatte mir die Arme auf den Rücken gedreht. Ich hatte aufgeschrien und um mich getreten. ,,Lass mich los!"
Unbeeindruckt waren die SE's näher gekommen. Hatten mich umringt. ,,Oh Gott! Schaut ma' was sie anhat!" Hatte Rosa gekeift. ,,Das geht ja mal gar nicht." Ihr klobiger Stiefel hatte mir in den Bauch getreten. Hart. Ich krümmte mich vor Schmerz und blieb nur aufrecht stehen weil Johann mich festhielt. Rosa hatte gegrinst. Ihre spitzen Eckzähne waren aufgeblitzt und hatten sie beinahe tierhaft aussehen lassen. Sie hatte noch einmal zugetreten. Und noch einmal. Noch einmal, noch härter.
,,Au. Aua." Ich musste heftig husten und spuckte Magensäure auf den Boden. Wäre es Blut gewesen hätte es mich nicht überrascht. Schon verschwamm mir alles vor den Augen.
,,Rosa, das reischt. 'ör auf." Hatte Jean-Luca schließlich angeordnet. Ich hatte ihn kaum mehr erkennen können. Weil meine Augen so stark tränten sah ich nur ein Gemisch aus goldbraunen und grünen Schlieren, aber der Akzent war unverkennbar.
Eine andere Stimme hatte ihm eifrig zugestimmt. ,,Ja genau, lass uns lieber überlegen was wir jetzt mit der mach'n damit sie die Regeln lernt." Auf einmal war jemand so dicht vor mir gewesen das ich miefiges Rasierwasser und Bieratem riechen konnte. Ich würgte noch einmal. Speichel lief mir aus dem Mundwinkel.
,,Ihh." Bogdi hatte die Hand sinken lassen, die er an mein Kinn gehoben hatte und wischte sie an seinem T-Shirt ab. Ich nutzte den Moment um erneut zu versuchen mich von Johann loszureißen. Vergeblich. Es war ungefähr dann gewesen das die Panik eingesetzt hatte. Und jetzt wo ich weinend in der Dunkelheit saß, die Arme um die Knie geschlugen, war sie immer noch da. Mir war als wäre ich noch mitten im Geschehen. Umzingelt, geschlagen, unterlegen.
Ich hörte Rosas aufgewühlte Stimme in meinem Kopf. ,,Ey! Leute, die war in meinem Zimmer! Diese Haarspangen hatt' ich ihr weggenommen und bei mir im Nachttisch gehabt. Sie muss in meinem Zimmer gewesen sein!"
,,Wirklich?" Hatte Isabel gejapst und die Hände vor den Mund geschlagen. ,,Wie gruselig!"
Johann hatte mich geschüttelt. ,,Stimmt das? Warst du in Rosas Zimmer?"
Mir hatten die Zähne geklappert. ,,Villeicht." Hatte ich gesagt, in einem letzten verzweifelten Versuch stark zu bleiben.
Rosa hatte mir die Spangen rausgerissen, so heftig, dass ein paar meiner Haare mit raus kamen. ,,Ja oder Nein, du Fotze?"
,,Ja."
Das Ja war eigentlich unnötig, aber ich sagte es trotzdem. Kurz erfüllte mich grimmige Zufriedenheit als ich sah wie Unruhe unter den SE's ausbrach.
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Schule der Alpträume
Teen FictionDie 16- jährige Ifa ist ein Problemkind. Laut, handgreiflich, unberechenbar. Als eine Situation eskaliert und Ifa vor Gericht muss, schickt ihre Mutter sie auf die St. Pauls Ganztagsschule für schwer erziehbare Jugendliche. Ifa hätte fast den Fehler...