41.Kapitel

9 3 0
                                    

Ich lag schniefend unter meiner Bettdecke und starrte auf mein Mathebuch. Die kritischen Wochen des Semesters waren erreicht. Das Wort aus meinen Alpträumen, der Name des Monsters unter meinem Bett, mein Endgegner.

Klausurenphase.

Oh, Welch schauerlicher Klang!

Heute hatte ich Deutsch geschrieben, morgen war es Zeit für Englisch und Ende der Woche erwartete mich die Klausur in dem liebsten Hassfach aller Schüler seit der Erfindung des Schulsystems: Mathe.

Wenn ich mich freiwillig damit beschäftigte, dann surfte ich entweder grade auf einer optimistischen Selbstverbesserungs - Phase oder es ging mir ganz und gar nicht gut. In Moment trat eher das Letztere zu.

Ich nahm den Bleistift zur Hand und unterstrich ein paar Wörter als würde ich irgendetwas davon verstehen, dabei hatte ich keine Ahmung.

Kurvendiskussionen... Was gab es da zu diskutieren? Alles was ich wusste war, dass ich gerne mehr Kurven hätte, meine Mutter mich aber leider nicht mit der klischeehaften Latina Figur hatte segnen können.

Ein Symmetrieverhalten war das was ich mir für meine beiden Gesichtshälften wünschte, Pole hatten was mit Norden und Süden zu tun und beheimateten je nachdem entweder Pinguine oder Eisbären. Produkte hatte ich bei meinem Supermarktsjob vor zwei Monaten verkauft. Monotonie war das, was den Alltag hier erfüllte.

Ein Tiefpunkt war das wo ich grade war und ein Hochpunkt das Gegenteil davon. Ein Extrempunkt war das Gespräch zwischen mir und Ren vor zwei Tagen gewesen und ein Wendepunkt wäre erstrebenswert. Leider konnte ich mir nicht ableiten wie der aussehen sollte, denn um noch einmal zu ihm zu gehen und mit ihm zu reden - Dafür war ich zu feige.

Ich blätterte heftig die Buchseite um. Wenn nicht rechtzeitig irgendein Wunder geschah würde ich die Klausur verkacken.

Ich hörte wie jemand die Klinke herunterdrückte und ins Zimmer tänzelte. ,,Ifaaa?"

,,Was ist denn? Ich lerne."

,,Sag bloß!" Die Bettdecke wurde über mir weggerissen und ich blinzelte in Rikkis keckes Gesicht. ,,Tatsächlich." Sie schlug überrascht die Hand vor den Mund. ,,Geht's dir gut? Bist du krank?"

Ich hob den Mundwinkel. ,,Sehr witzig." Tatsache war, dass ich seit ich hier war mehr für die Schule gelernt hatte als je zuvor. Gar nicht so schwer eigentlich, wenn einem nichts anderes übrig blieb.

,,Nicht wegen dem Lernen sondern weil du mitten am Tag im Bett bist." Stellte Rikki klar und verschränkte die Arme.

,,Mitten am Tag?" Ich warf einen skeptischen Blick zu unserem Fenster vor dem es bereits dunkel war.

Rikki machte eine wegwerfende Handbewegung. ,,Es ist grade mal achtzehn Uhr. Würdest du wissen, wenn du dir die Mühe machen würdest aufzustehen und im Flur auf die Uhr zu schauen."

Ich stöhnte. Der Winter hatte hier in den Bergen einen meisterhaft schnellen Einzug gehalten. Es war scheußlich kalt und wurde mit jedem Abend früher dunkel. Da verging mir die Lust auf Alles und jeden.

,,Ist doch egal ob ich im Bett liege oder sonst wo, solange ich lerne." Brummte ich grimmig. ,,Warum hast du überhaupt so gute Laune?"

Rikkis Wangen färbten sich rosa. Sie stolzierte um das Etagenbett herum und packte mich bei den Schultern. ,,Weil ich mit dir jetzt das machen werde was ich schon seit Ewigkeiten tun wollte!"

Ich blinzelte skeptisch zu ihr hoch. ,,Weißt du, Rikki, ich sehe dich wirklich nur als gute Freundin..."

Sie schnippte mir gegen die Stirn. ,,Du Sau! Nein, ich wollte dich mit aufs Dach nehmen und außerdem ist morgen mein Geburtstag."

Schule der AlpträumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt