28.Kapitel

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Ich rannte durch die Korridore, durch die Eingangstür und quer über den Schulhof. Obwohl ich lange Ärmel trug fuhr mir die Kälte unter die Haut. Meine Jacke hatte ich oben gelassen und die kaffeefeuchten Haare halfen auch nicht.

Fuck! War ich eigentlich bescheuert? Ich schrie die Frage in den Wind: ,,Bin ich eigentlich bescheuert?" Nichtmal ein Frühstück lang hatte ich mich zusammenreißen können! Der Wind rauschte durch die Baumgipfel und war freundlich genug nicht zu antworten.

Der Weg, dem ich folgte, begann bergauf zu gehen. Die Zähne zusammenbeißend versuchte ich mein Tempo beizubehalten. Der Pfad führte mich von der Schule weg und steil in die Berge. Das war gut, ich war mir sicher, dass jemand hinter mir her kommen würde. Der Boden war gefroren und von Laub und Geröll bedeckt, schwieriges Terrain zum laufen. Trotz dem kalten Wetter schwitzte ich.

Unermüdlich stolperte ich vorwärts. Erst als ich Seitenstechen hatte, die nicht mehr auszuhalten waren, kam ich  zum stehen. Schwer atmend lehnte ich mich gegen einen Baum. Was hatte ich nur getan? Ich war gestern erst aus der Dunkelkammer gelassen worden, sollte ich da etwa schon wieder hin?! Nur über meine Leiche!

Verärgert stieß ich meine Schuhspitze in das Laub. Warum musste Rosa auch so fies zu mir sein? Machte es ihr Spaß mich zu quälen?

Es war unfair! Erst Cecilia und ihre Fans, jetzt Rosa und die anderen SE's, warum hatte eigentlich immer irgendjemand was gegen mich, scheißegal wo ich hinging?
Gut, Ich war kein Engel, aber doch nicht von grundauf schlecht, oder? Launisch und reizbar villeicht, sicherlich jemand der Fehler begangen hatte, aber hatte ich diese Tortur hier wirklich verdient? Rosa hatte doch angefangen! Ich hätte ihr nie gesagt was ich gesagt hatte, wenn sie einfach die Finger von meiner Kaffeetasse gelassen hätte.

Dad? Bin ich ein schlechter Mensch? Fragte ich in Gedanken meinen Vater. Bin ich schuld daran, dass immer alles schiefläuft?

Aber was redest du da, Sweetie, natürlich nicht! Du bist kein schlechter Mensch. Und selbst wenn! Niemand ist perfekt.

Das war früher immer sein Leitspruch gewesen. Niemand ist perfekt, Ifa.

,,Ist das so?" Hatte meine Mutter einmal angriffslustig gefragt. Sie hatte schlechte Laune gehabt und Streit anfangen wollen. ,,Du findest mich also nicht perfekt?"

Mein Vater hatte geantwortet ohne mit der Wimper zu zucken. ,,Oh Hallo, niemand! Wann bist du nach Hause gekommen? Wie war dein Tag, niemand? Ifa, schau mal, niemand ist da! Aber guck nicht zu lange hin, du wirst noch geblendet vor lauter Perfektion."

Ein Rascheln ertönte hinter mir im Gebüsch und ich zuckte zusammen, entspannte mich aber, als ich sah, dass es nur eine Amsel war. Dios mío, ich wurde ja immer schreckhafter!

Da ich nicht vorhatte weiter zu rennen ließ ich mich auf den Boden plumpsen und lehnte den Rücken gegen einen Baumstamm.
Grübelnd stützte ich das Kinn in die Hand. War das auch jetzt noch einer von Dads Lieblingssprüchen? Rechtfertigte er damit was er uns angetan hatte? Ich habe meine Frau und zwölfjährige Tochter für die Nachbarin meiner Eltern verlassen, aber niemand ist perfekt. Ich konnte in meinem Kopf hören wie er das sagte. Mit einem charmanten, etwas beschämten Lächeln und dem Akzent, den er nie auch nur versucht hatte sich ab zu trainieren. Chs die wie Ks klangen und Rs die zu rund und zu weich waren.

Bibbernd verschränkte ich die Arme. Es war kalt und ungemütlich hier draußen. Wann würde ich mich geschlagen geben und zurückgehen müssen? Und was würde dann passieren?

Ich betrachtete die herbstlichen Bäume, den nebeligen grauen Himmel und versank in trübsinnigen Gedanken.

Ich betrachtete die herbstlichen Bäume, den nebeligen grauen Himmel und versank in trübsinnigen Gedanken

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