Die Schule war näher am Dorf dran als es auf den Bildern im Internet ausgesehen hatte. Nichtsdestotrotz dauerte die Fahrt ein Weilchen, da es steil bergauf ging. Meiner Mutter schienen die Höhe und die haarscharfen Kurven nichts auszumachen, aber ich betastete unglücklich meinen Magen und wünschte mir ich hätte nicht gefrühstückt.
Schließlich waren wir da. Unter dem grauen Himmel wirkte das Gebäude noch düsterer. Dieses Gefühl von Unbehagen was ich schon beim Anblick der Bilder bekommen hatte stellte sich wieder ein. Nichtsdestotrotz war der Blick der sich mir bot faszinierend. Dieser riesige, Burg-artige Klotz und dazu die Berglandschaft im Hintergrund mit ihren dunklen Tannenwäldern und Abhängen, die so schroff und steil waren, dass man mit den Augen unwillkürlich nach Spuren menschlicher Überreste suchte.
Ein paar hundert Schüler lebten hier fast das ganze Jahr lang, trotzdem hatte der Ort etwas zutiefst einsames.
Mit diesem komplizierten Gemisch aus ersten Eindrücken im Magen kletterte ich aus dem Auto. Meine Mutter hatte auf dem kleinen, schuleigenen Parkplatz geparkt, der sich unmittelbar vor dem Eingang befand. Auf diesen Eingang starrte sie jetzt unentwegt, hin und wieder einen Blick auf die Uhr werfend.
,,Sollen wir reingehen?" Schlug ich vor. Nicht das ich hetzen wollte, aber so langsam sah es echt nach Regen aus.
,,Nein, Warte." Murmelte sie. ,,Eigentlich sollten wir genau hier von jemandem abgeholt werden. Lange kann es nicht mehr dauern, Schweizer legen doch immer so viel wert auf Pünktlichkeit- Oh!"
Das Schultor schwang auf. Meine Mutter sah erwartungsvoll auf, ließ den Blick aber wieder sinken, als sie sah, dass nur zwei Teenager herauskamen. Zwei Jungs um die siebzehn Jahre alt, einer mit blonden, einer mit braunen Haaren. Ich runzelte die Stirn. Bildete ich mir das ein oder kamen sie auf uns zu?
Ich bildete es mir nicht ein. Die beiden Schüler liefen schnurstracks auf uns zu und blieben direkt vor uns stehen.
,,Guten Tag. Sind sie 'ier um sisch die Schule anzusehen?" Fragte der Braunhaarige freundlich. Er sprach mit einem starken französischen Akzent der seine melodische Stimme noch angenehmer klingen ließ.
,,Ja, das ist Richtig." Erwiderte meine Mutter und tat ihr Bestes um ihre Überraschung zu verbergen. ,,Ich bin Maria González und das ist meine Tochter Ifa. Hallo!"
,,Tocht-er?" Wiederholte der Junge und sah ehrlich überrascht aus. ,,Isch 'atte sie für Schwestern ge'alten!"
,,Ach was, Ach was! Aber vielen Dank!"
Meine Mutter lachte erfreut und der letzte Rest Verwunderung fiel von ihr ab. Sie strich ihr Kostüm glatt und schüttelte den Burschen nacheinander die Hände. Ich tat es ihr nach.
,,Freut misch disch kennenzulernen, Ifa." Hauchte der Braunhaarige und ich konnte nicht anders als unter seinem Blick zu erröten.
Sein blonder Kumpel murmelte dagegen nur ein schweizerisches ,,Grüezi" während er meine Hand kurz und grob drückte. Er hatte die Arme verschränkt und hielt sich im Hintergrund während der Braunhaarige das reden übernahm.
,,Isch bin Jean-Luca und das ist Jo'ann." Stellte er sich vor. ,,Wir ge'ören zu den Schülererzie'ern von dem St.Johns Internat und der Direktor 'at uns beauftragt sie 'eute 'erumzuführen. Er 'at gesagt, dass du Ifa nach den 'erbstferien auf unsere Schule ge'en wirst. Ist das rischtig?"
Ich nickte.
,,Ja das ist Richtig." Mischte sich meine Mutter ein. ,,Aber wir hatten eigentlich erwartet- Äh Also mir war eigentlich gesagt worden, dass uns ein Erzieher herumführen würde. Deswegen waren wir bei eurem Anblick grade ein Bisschen erstaunt."
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Schule der Alpträume
Teen FictionDie 16- jährige Ifa ist ein Problemkind. Laut, handgreiflich, unberechenbar. Als eine Situation eskaliert und Ifa vor Gericht muss, schickt ihre Mutter sie auf die St. Pauls Ganztagsschule für schwer erziehbare Jugendliche. Ifa hätte fast den Fehler...