17.Kapitel

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Zum schlafen zogen wir unsere Matratzen näher an den Heizkörper, der der Grund dafür war, dass dieses unerträgliche Zimmer immerhin eine erträgliche Temperatur hatte.

,,Erfrieren lassen sie uns dann doch nicht." Meinte Rikki mit einem verschmitzten Lächeln.

,,Mmh." Machte ich und dachte an Hannah.

Ich weiß nicht genau wann wir einschliefen, wir hatten weder Uhr, Handy noch Fenster, doch ich weiß um wieviel Uhr wir geweckt wurden. Und auf welche Weise. Nämlich um fünf Uhr morgens und mit einem Eimer Wasser ins Gesicht.

Hustend und spuckend öffnete ich die Augen.

,,Aufstehen!" Krähte eine der SE's. Sie war blond mit einer lauten kratzigen Stimme und sah keinen Tag älter aus als ich. ,,Es ist fünf Uhr! Zeit zum Aufstehen!"

Ich wollte der blonden Schlafstörerin grade sagen, dass sie und ihr Eimer Wasser sich mal zum Teufel scheren konnten, da war sie schon wieder auf dem Gang verschwunden. Jetzt lag es allein an Rikki mich wach zu halten. Sie hatte sich bereits aufgesetzt und zog Strümpfe an.

,,Steh auf, Ifa. Bitte. Sonst kriegst du nur noch mehr Probleme."

Ich war an keinem einzigen Tag meiner bedeutungslosen sechzehnjährigen Existenz früher als um sechs Uhr dreißig aufgestanden. Das ich nun meine Füße von der Matratze auf die Beine stellte und um 5 Uhr morgens eine senkrechte Position einnahm gab mir das Gefühl ein anderer Mensch zu werden. Es gefiel mir nicht. Der einzige vernünftige Grund um mitten in der Nacht aufzustehen war meiner Meinung nach nur ein Flug in den Urlaub. Schön wär's.

Rikki wies mich an mich so schnell wie möglich so warm wie möglich anzuziehen und ihr dann in die Turnhalle zu folgen.

,,Was ist mit Zähneputzen? Duschen?" Stammelte ich schlaftrunken. Ich fühlte mich furchtbar ekelhaft weil ich in meinen Klamotten geschlafen hatte und außerdem auf einer schmutzigen, unbezogenen Matratze, die schon eher grau war als weiß.

,,Kannst du später noch machen." Sagte Rikki hastig. ,,Darf ich mir den ausleihen?" Sie zog einen blauen Hoodie aus dem Haufen meiner Sachen.

Ich nickte. ,,Sagst du mir jetzt endlich was hier vor sich geht?"

,,Zieh dich an, wir müssen los."

Rikki zog sich meinen Hoodie über in dem sie prompt versank. Ich zerrte meinen wärmsten Pullover über meine Bluse und tauschte den Rock gegen ein Paar Jeans.

,,Los wohin? Auf meinem Stundenplan steht, dass der Unterricht montags erst um acht Uhr begi-"

,,Los zur Frühgymnastik. Und zum Putzdienst."

,,Was?!?" 

Den Weg nach unten lang überlegte ich ob ich aus Versehen den falschen Bus genommen hatte, denn allem Anschein nach war ich in einem Kinderarbeitslager gelandet und nicht auf einem Internat.

Die Turnhalle war zum Bersten voll. Vermutlich war die ganze Schule hier versammelt. Die Schüler hatten unterschiedliche Haut- und Haarfarben, manche waren klein, manche groß, aber alle hatten denselben monotonen Gesichtsausdruck. Niemand redete. Nur vereinzelt wurde getuschelt.

Eine Hand voll SE's stand vorne. Ich erkannte den schmierigen Typen von gestern wieder und auch das blonde Mädchen was mich geweckt hatte.

,,Das ist Isabel." Flüsterte Rikki mir zu. ,,Österreicherin. Sechzehn Jahre alt. Seit drei Jahren hier, seit zwei Jahren SE. Brüllt gerne, aber macht nix. Ist wie so 'ne Wespe. Wenn du's dir mit der verdirbst, dann sticht sie einmal zu, aber das ist dann nicht so schlimm. Es sei denn sie sagt's den anderen weiter."

Schule der AlpträumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt