Wasser und ein Aspirin

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Loona

„Loo? Bist du noch wach?" flüsterte einen leise betrunkene Stimme in mein Ohr. Ich öffnete ein Auge und erkannte eine leicht schwankende Soey. „Nein, ich schlafe schon!", brummte ich verschlafen und dreht mich auf den Rücken. „Was ist los? Brauchst du was?", fragte ich sie mit rauer Stimme und rieb mir die Augen. Ich musste mich konzentrieren nicht wütend zu werden, weil sie es immer schaffte mich aus meinen Schlaf zu reißen. Behutsam schaute ich zum Wecker auf meinem Nachttisch. 03:04 Uhr. „Nein, aber ich muss mit dir reden!" Kam es ernst und die Matratze neben mir senkte sich. Sofort schrillen bei mir die Alarmglocken und ich setzte mich aufrecht hin.

„Was ist? Ist dir was passiert?", wollte ich wissen und legte meine Hand an ihre Schulter. Durch den Lichtstrahl der vom Flur in mein Zimmer strahlte erhellte ihr Gesicht etwas. Sie sah traurig aus. „Nein. Ich.. ich wollte mich bei dir entschuldigen!" Der Ton ihrer Stimme klang heiser. Ich atmete tief durch und ließ mich ins Kissen zurückfallen. „Soey, das hätte doch auch bis morgen warten können!", versuchte ich sie zu beruhigen und hielt mich am Saum ihrer Bluse fest. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, dann kann ich nicht schlafen." Und den würde sie definitiv brauche, aber ich auch. „Ich habe fiese Sachen vorm Sketch zu dir gesagt. Das war echt nicht nett von mir. Du hast nichts versaut. Es tut mir leid, dass ich eine zickige Bitch zu dir war.", entschuldigte sie sich und dreht sich zu mir. „Schon okay, Soey ich bin dir nicht mehr sauer. Aber jetzt mach dich bettfertig und geh schlafen!", bat ich sie und strich ihr über den Rücken. „Okay!", erwiderte sie, drückte sich mit Schwung vom Bett ab und geriet ins trudeln, bis sie lachend auf den Knien landete. Nun war ich hellwach und eilte ihr zu Hilfe.

„Komm ich helfe dir hoch.", kicherte ich. Eigentlich war es nicht witzig, aber ich war heute auch schon zum Kniefall verdonnert worden. „Komm meine Schnappsdrossel, ich bring dich ins Bad" Ich griff mir ihren Arm und legte mir ihn um den Hals und mit meinem anderen Arm hielt ich sie an der Hüfte fest. „Du bist die Beste Looloo!", kicherte sie und hickste ein paar mal. Nach wenigen Schritten war wir da und stellte sie ans Waschbecken. „Schaffst du den Rest alleine?", wollte ich wissen und ging langsam rückwärts aus dem Bad. Sie strich sich ihr langes blondes Haar hinter die Ohren und lächelte breit. „Ja das bekomm ich hin.", bestätigte sie mir und hielt sich am Waschbecken fest. „Gut, ich hol dir dein Schlafshirt.", schmunzelte ich, weil ich genau wusste das so, wie sie hier stand einfach ins Bett falle würde. „Danke!", hörte ich sie lallen. Ich hob den Daumen hoch und lief eilig in ihr Zimmer. Ihr Bett war vom Mittagsschlaf noch etwas zerwühlt. Trotzdem konnte ich ohne Probleme ihr Shirt finden, das auf ihren Kopfkissen lag. „LOOOOO???", hallte es aus dem Bad. „Jaa!", erwiderte ich ihren Ruf und lief mit ihrem Shirt zurück ins Bad. „Kann ich bei dir Schlafen?", fragte sie schüchtern und versuchte den letzten Knopf ihrer Bluse zu öffnen. Sie sah so unbeholfen dabei aus, wie ein Kleinkind, das gerade lernte sich alleine anzuziehen.

„Ja klar.", erlaubte ich ihr, während sie sich aus den restliche Klamotten schälte. „Du schläfst aber auf der Türseite und einen Eimer bekommst du auch.", forderte ich als Bedingung und holte den Brechkübel unter dem Waschbecken hervor und drückte ihr ihn in die Hand. Fest umklammert in Unterwäsche schlürfte sie in mein Zimmer, stellte den Eimer ans Bett und kroch unter die Bettdecke. „Ich bring dir noch ein Glas Wasser und ein Aspirin." Kaum stand ich in der Küche, hörte ich auch schon, wie sie sich in den Kübel übergab.

Also holte ich ein großes Glas aus dem Schrank, füllte es mir Wasser und schnappte mir unterwegs noch die Packung Aspirin aus meiner Handtasche. „Erfolgreich entleert?", wollte ich wissen. „Ja Mutti.", wimmerte sie leise. „Hier, einmal Mund ausspülen!", grinste ich und hielt ihr das Glas hin. Dank meiner Arbeit habe ich immer wieder mit Patienten zu tun die sich wegen kleiner Alkoholvergiftungen übergeben mussten. Daher störte es mich nicht erbrochenes wegzumachen. „Und hier das Aspirin." Ich legte ihr die kleine Tablette in die Hand und wartete bis sie diese mir eine großen schluck runter spülte. „Wie kannst du bei so etwas nur so locker bleiben, aber auf der anderen Seite panisch die Flucht ergreifen, wie bei James und Harry.", lallte sie und krabbelte zurück ins Bett.

Ich schnappte mir den Eimer, leerte ihn und stellte ihn anschließend wieder an ihre Bettseite. „Normalerweise kommen die Menschen zu mir, weil sie Hilfe benötigen. Und da ist es gut ruhig zu bleiben und ihnen das Gefühl zu geben das alles wieder in Ordnung kommt.", begann ich zu erklären und lief zum Fenster, um es zu öffnen und eine Spalt offen stehen zu lassen. „Aber außerhalb meiner Arbeit empfinde ich mich als ein Störfaktor. Und bei solchen Berühmtheiten, ist das noch schlimmer.", fügte ich hinzu und schlüpfte unter die Decke. „Aber wir waren eingeladen.", wiederholte sie ihren Satz von vorhin. „Nein, DU warst eingeladen. Und das ist auch okay. Hattest du wenigsten etwas Spaß mit James und Harry?", wollte ich wissen und drehte mich zu ihr. Ruckartig saß sie Kerzengerade und plauderte drauf los. Sie erzählte mir, dass Harry bereits nach 20 min verschwand. Das sie mit James noch essen war und dann in einem abgefahren Club, an den Namen sie sich nicht mehr erinnern könnte, noch tanzen waren und weitere Drinks zu sich nahmen. „James meinte, dass Harry nach dir sehen wollte. War er hier?", fragte sie neugierig nach und zuckte so komischen mit den Augenbrauen hoch und runter. „Was? Nein... Nein war er nicht.", machte ich ihr klar und schaute sie entsetzt an. Nun kam mir aber wieder in Erinnerung, dass ich aber bei ihm war. „Oh schade", schmollte sie.

„Allerdings war ich kurz bei ihm", gestand ich, was sofort mit einen breitgrinsenden „Du warst was?", quittiert wurde. „Wie hast du das denn hinbekommen?", harkte sie nach und scheinbar war sie wieder stocknüchtern. Ich erklärte ihr kurz, wie es zu dieser äußerst peinliche Situation kam. Gott ich wünsche ich könnte das ungeschehen machen. Sie begann leise neben mir zu lachen. „Dein Ernst, du hast vor Harry gekotzt." Ihre Art das zu betonen, machte die Geschichte nur noch unangenehmer. Nach dem sie sich dann wieder beruhigte, sah sie mich prüfend an. „Wo vor läufst du eigentlich weg? Hast du schiss das dich jemand mögen könnte?" Damit traf sie den Nagel auf den Kopf. Egal ob Promi oder nicht. Ich war noch nie gut darin mich mit jemanden anzufreunden, dafür war ich einfach zu introvertiert. Bei Soey war es anderes. Sie stand vor mir und brachte den Satz: „Du hast sie nicht mehr alle. Dich mag ich." Seitdem waren wir Freunde. Vor ihr konnte ich sein wie ich war. „Du hast wirklich Angst davor!", stellte sie geschockt fest als sie mein Gesichtsausdruck sah. Ich nickte, zog die Schultern hoch und seufzte. „Ach Süße. Du bist so ein toller Mensch, wer sollte dich denn nicht mögen?", sprach sie mir Mut zu. „Da ist noch mehr!", quatschte ich dazwischen, worauf ihre Augen größer wurden. „Noch... mehr?" Ich nickte zur Bestätigung, dass sie mich richtig verstanden hatte.

„Ist es sehr verrückt, wenn er mich zum Essen eingeladen hat?", wollte ich wissen, da ich mir total unsicher in der Hinsicht war. „Er hat... Loona ich hoffe du hast zugesagt?", flehte sie mich an. „Ja. Das habe seltsamerweise. Keine Ahnung warum. Sollte ich doch lieber Absagen?", flüsterte ich den Rest des Satzes vor mir her. Nun quietschte sie laut neben mir und zupfte mir am Arm rum. „Auf keinen Fall. Man Loona, er ist Harry Styles und er will nur mit dir essen. Wie viele Frauen bekommen schon diese Chance?", sie fuchtelte wild mit ihren Händen umher. Es half mir aber kein Stück weiter. Ich hatte kein Interesse an ihm. Außerdem sind sie doch alle gleich. Reich und berühmt, glauben sie dürfen alles und für sie gelten keine Regel. Sie nahmen sich einfach was sie wollten und die Konsequenzen, wurden dann mit einen Anwalt geklärt. „Loona, du bist im Urlaub. Gönn dir was und hab Spaß. Und wenn ein Essen mit Harry dabei rausspringt, dann mach es einfach. Wann bekommst du mal so eine Chance?" Ihre Stimme klang klar, ohne jegliches lallen.

Sie hatte recht, wie immer und das pikste etwas an meinen Nerven. „Also geh ich morgen zu Harry Essen?", fragte ich noch mal nach. „Und wie du das wirst.", bestätigte sie mir und kuschelte sich an meinen Arm. Wir ließen uns in die Kissen fallen und grinsten. „Kaum zu glauben. Wir wollten doch nur Urlaub machen. Ein Flug mit James, dann das Sketch und nun hast du ein Date mit Harry Styles.", flüsterte sie und quietschte am Ende des Satzes. „DAS IST KEIN DATE!!!", machte ich ihr klar. „Schon gut, schon gut. Es ist KEIN Date!"

Kaum ruhte ihr Kopf für ein paar Minuten auf dem Kopfkissen, wurde schon ihre Atmung entspannter. „außerdem.. meint James. Harry sei der freundlichste und zuvorkommendste Mensch.. auf .. diesen Planeten.", flüsterte sie leise, bevor sie einschlief. Ich allerdings lag noch eine ganze Weile wach. Auch wenn sie sagte ich soll mir etwas gönnen, war ich mir trotzdem nicht sicher, ob es ausgerecht ein Essen mit einem Sänger sein musste. Er sei freundlich und zuvorkommend. Ja das war er wirklich. Er hat mich beschützt, hat mir mein Handy gebracht und er hat mir geholfen. Hatte ich ihn vielleicht schon zu schnell verurteilt?

Pillow Talk || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt