Loona
„Sag mal, was sollte das denn?" fragte ich verlegen grinsend, als ich bekleidet zu Soey zurückkam, die im Wohnzimmer auf mich gewartet hatte. Ich schaute noch kurz in den Flur zu Harry, der sich ebenfalls noch etwas überzog. Grinsend und kopfschüttelnd schloss er die Tür hinter sich. Als ich meine Aufmerksamkeit wieder voll auf sie richtete, starrte sie mich immer noch mit großen Augen und offenem Mund an. „Habt ihr echt miteinander geschlafen?" kam ihre Frage ganz leise. „Würdest du mir glauben, wenn ich nein sagen würde?" erwiderte ich. Ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite und ihre Augenbraue schoss hoch. „Ernsthaft jetzt? Glaubst du wirklich, ich kann eins und eins nicht zusammenzählen?"
Ich wusste nicht, ob ich mir das eingebildet hatte. Aber sie klang nicht gerade begeistert. Es war schwer zu sagen in diesem Moment. „Er steht oben ohne und du fast unten ohne. Und dann willst du mir vermitteln, dass da nichts lief?" Sie lachte kurz auf und ließ sich auf dem Sofa fallen. „Wenn das der Fall ist, gebe ich mein Studio auf und gehe ins Kloster", scherzte sie und schlug sich die Hände gegen das Gesicht. „Süße, du warst mit dem heißesten Junggesellen der ganzen Welt im Bett", fuhr sie fort und ich nahm schweigend neben ihr Platz. „Hattest du mir nicht erklärt, dass du ihn kein Stück sexy findest? Zu der Zeit hätte ich ihn dir nackt auf den Rücken schnallen können und du wärst schreiend davongelaufen", polterte es aus ihr heraus.
Ich zog nur die Schultern hoch und grinste. „Was ist das?" kam es geschockt von ihr und zeigte mit dem Finger auf meinen Mund. „Du lächelst?" Prompt bekam ich einen leichten Schlag gegen meinen Oberarm. „Verdammt... du bist glücklich." Mal wieder redete Soey ohne Punkt und Komma, aber sie hatte einfach mal recht. „Wer sind Sie und was haben Sie mit Loona Collins gemacht?" fragte sie hektisch und tastete mich ab, als wäre ich nicht echt. Es kitzelte und ich musste lachen. „Da... da... du lachst." Sie machte einfach weiter. „Okay. Schon gut. Ich hab es ja verstanden." Kicherte ich, drückte ihre Hände von mir weg und stand auf. „Ja, ich lache. Ja, ich bin zufrieden. Und so seltsam es sich anfühlt und auch neu für mich ist, ich mag es." Gab ich zu und lief rüber zur Küche, um meinen nun bereits lauwarmen Kaffee zu holen. „Wo ist Harry, ich muss mit ihm reden." Kam es plötzlich total ernst von ihr.
So schnell konnte ich nicht meinen Kaffee runterschlucken und die Tasse abstellen, wie sie durch den Flur polterte und die Tür aufriss. „Hey Soey, warte, was machst du?" rief ich ihr hinterher und versuchte, sie einzuholen. Doch da war sie schon im Schlafzimmer. Er stand vor dem Bett und hatte ein Buch in der Hand, als Soey auf ihn zustürmte, in seine Arme sprang und mit ihm aufs Bett fiel. „Soey." Quiekte ich und hielt mir die Hände vor den Mund. „Okay, was zum..." keuchte er und für einen kurzen Moment herrschte Stille im Zimmer. „Danke..." hörten wir es leise von ihr. „Sie lächelt wieder." Fügte sie hinzu. „Oh man Soey, als ob das so eine Seltenheit wäre." Kam es leicht genervt von mir und konnte mir trotzdem das Lächeln nicht verkneifen. Allein schon, wie sie Harry im Schlafzimmer umtakelte. Sie sah zu mir. „Ist es auch." Löste sie sich von Harry und stand auf. „Seit wir hier sind, ist alles anders, Süße." Machte sie mir klar.
Auch das konnte und wollte ich nicht abstreiten. Es ist, als wäre ich einmal durch die Hölle mit meinen Gefühlen gegangen und wäre am Ende des langen Ganges in warmes, heilendes Licht gesendet worden. Ich sah an Soey vorbei und Harry stand vom Bett auf. „Du lachst. Du singst. Du kommst aus dir raus und rennst nicht weg." Zählte sie mit ihren Fingern auf und grinste breit. Doch dann verfinsterte sich ihre Miene und sie drehte sich zu Harry um. „Ich hoffe, du meinst es ernst mit ihr, Harry. Wenn du mit ihr spielst, weil du sie nur ins Bett bekommen wolltest, wirst du ein Problem mit mir bekommen." Fuhr sie ihn an und piekste ihm gegen die Brust. Diesen Ton kannte ich nicht von ihr und erst recht nicht so. „Hey, Sophia..." rief ich ihr zu und wollte sie von Harry wegziehen. Doch sie entzog sich mir. „Harry Edward Styles. Wenn du sie verletzt, mache ich dir das Leben zur Hölle." Knurrte sie und begann zu schniefen. Harry hielt seine Hände hoch und sah sie verwirrt an.
Langsam und behutsam nahm er ihre Hand in seine und blickte mich kurz an. „Tut mir leid, Harry." Flüsterte ich. „Tue ihr nicht weh, hörst du?" schniefte sie traurig und senkte den Kopf. „Ich werde ihr nicht wehtun, Soey. Ich mag Loona sehr. Ich bin ehrlich. Ich weiß nicht, wohin es mit Loona und mir führen wird. Aber ich spiele nicht mit ihr. So ein Mann bin ich nicht. Und mit dir möchte ich mich auch nicht anlegen."
Sie weinte und lehnte mit ihrer Stirn gegen seine Brust. „Okay", hauchte sie, und er nahm sie in den Arm. Und dann machte es bei mir klick. Soey war noch immer nicht über Mike hinweg. Er hatte ihr so wehgetan und hinterließ damit bei ihr einen inneren Scherbenhaufen. Dafür hasste ich ihn nur noch mehr. Wie kann ein Mensch so ein falsches Spiel spielen und ungestraft davonkommen? Es juckte mir fürchterlich in den Fingern, diesen Typen meine Meinung zu geigen und ihm den Arsch aufzureißen.
„Ich passe gut auf Loo auf, Soey", versprach Harry ihr und drückte sie sanft von sich weg. Sein Blick war ehrlich. „Komm, Soey, lass uns rübergehen", sprach ich leise zu ihr und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie nickte sanft. „Ich mache dir eine heiße Schokolade und dann schauen wir uns einen Film an. Oder wir gehen nachher noch in die Stadt zum Shoppen", schlug ich ihr vor, woraufhin sie sich die Tränen wegwischte. „Können wir zu Gail's? Ich will nicht im Haus bleiben", bat sie mich. Ich lächelte und nickte. „Natürlich. Na komm. Kannst du schon mal ins Wohnzimmer gehen, ich glaube, ich habe mein Handy auf dem Sofa liegen lassen", bat ich sie. Nickend lief sie voraus.
„Was war das jetzt?" kam es schockiert von Harry und er zeigte in Soeys Richtung. Ich holte einmal tief Luft und erzählte ihm von Mike und was er getan hatte, nur grob und nichts Detailliertes. „Dann hast du sie deswegen im Park gesucht?" fragte er nach, um sicherzugehen, dass er das richtig verstand. „Ja, genau. Da hat sie mir dann alles erzählt. Sie hält es gerne für sich und will andere nicht mit ihren Problemen belasten", meinte ich. Er zog eine Augenbraue hoch und grinste schief. „Ich kenne da noch so jemanden." Sanft boxte ich ihm für diesen Satz gegen die Schulter. „Ich werde jetzt ein bisschen mit ihr durch die Stadt laufen", wies ich ihn hin und sah ihn vielleicht etwas zu lange an. Sein Grinsen wurde immer breiter, als ich mich immer noch nicht bewegte. „Dann solltest du Soey nicht warten lassen", meinte er leise lachend.
Ich grinste, nickte eilig, drehte mich auf den Fersen und wollte gerade los. Seine Hand packte mich an meinem Handgelenk und zog mich zurück, direkt in seine Arme. „Auch für dich, Moon. Ich spiele nicht. Ich mag dich wirklich gerne und will wissen, was das zwischen uns wird. Aber ich würde gerne wissen, wie du dazu stehst?" wollte er wissen, und für einen Moment fühlte ich mich überrumpelt. Doch als ich in seine tiefgründig grünen Augen sah, schlug mein Herz immer schneller. Ich war ihm ungewollt verfallen. „Ich will es auch wissen, Harry. Du hast hinter meine Fassade geschaut, hast dich nicht abschrecken lassen und hast mir gezeigt, dass ich ICH selbst sein darf", gab ich als Antwort. „Gut, dann versuchen wir es. Einen Schritt nach dem anderen", flüsterte er und näherte sich meinem Mund. „Ja... einen Schritt... nach dem anderen", erwiderte ich mit leiser Stimme. Daraufhin schloss er den Abstand zwischen unseren Lippen.
So sanft und weich. Wäre Soey nicht dagewesen, hätte ich noch Stunden langsam in seinen Armen liegen können, um mich diesem wundervollen und dennoch beängstigenden Gefühl hinzugeben. Sachte löste ich mich, auch wenn etwas widerwillig. „Ich muss jetzt... los." Hauchte ich gegen seinen Mund und grinste. „Moon?" flüsterte er und grinste nicht weniger. „Ja!" Harry sah kurz auf den Boden und dann wieder in meine Augen. „Gibst du mir deine Nummer?" fragte er in einem sehr tiefen Ton, der meinen Körper mit Gänsehaut überzog.
„Meine Nummer?" wiederholte ich und schaute ihn total verwirrt an. „Ja, deine Telefonnummer", lachte er. Ich hätte mir in diesem Moment gerne eine Ohrfeige gegeben. „Ja... Natürlich meine... Telefonnummer", lachte ich verlegen, als ich endlich verstand, was er von mir wollte. Gott, wie peinlich war das denn gewesen. Mit tiefen Grübchen in den Wangen holte er sein Handy raus, entsperrte es und reichte es mir. Keine Ahnung, aber irgendwie hatte es mich nervös gemacht, ihm meine Nummer zu geben.
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Pillow Talk || H.S. [18+] || German
FanfictionIn PILLOW TALK begleiten wir Loona, eine leidenschaftliche Krankenschwester, die mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft. Nach einem schweren Autounfall, bei dem sie ihren Bruder verlor, ist sie von Schuldgefühlen zerfressen und unfähig, eine em...