Ein paar Meter

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Harry

Ihr Lachen zu hören, ließ mein Herz höherschlagen. Aber nicht nur das. Zu sehen, wie locker sie war, Spaß hatte und den Moment genoss, war toll. James machte dann irgendwann Musik an und wir tanzten ausgelassen. Wir lachten, redeten, erzählte alte Geschichten und tranken gemütlich an der Feuerstelle. Doch über den Kuss sprachen wir nicht mehr. Zwar tauschten wir immer wieder Blicke aus, schwiegen aber über diesen sehr intimen Augenblick.

Aber auch der schönste Abend ging mal zu Ende. Nachdem Soey immer wieder auf dem Gartensofa einschlief, verlies uns James breit grinsend. Er musste los, da er am nächsten Tag noch einen Gastauftritt in einem Radiosender hatte. Kurz drauf wollten Soey und Loona auch gehen. „Es wird Zeit, dass wir auch ins Bett kommen." Erklärte sie lachend und strich sich eine Strähne hinter mein Ohr. Liebevoll nahm sie Soey in den Arm. „Gehen wir schon?" Nuschelte diese verschlafen und legte ihren Kopf auf Loonas Schulter.

„Ja, wir gehen rüber." Bestätigte sie ihrer Freundin. „Soll ich euch begleiten?" Fragte ich und lief neben den beiden her. „Oh nein, schon gut, Harry. Es sind nur ein paar Meter. Aber vielen Dank für das Angebot." Lehnte sie freundlich ab und stütze Soey beim Laufen. Ich nickte verständnisvoll und brachte sie zum Tor. Dort war es dunkel und nur der Mond erhellte den Boden unter uns. Sie blieb stehen und sah kurz nach oben. „Danke, Harry." Begann sie und sah zu mir. Selbst in diesem Mondlicht erkannte ich das warme Haselnussbraun ihrer Augen. „Danke für diesen wundervollen Abend voller neuer Erinnerungen. Daran werde ich mich noch lange erinnern, wenn ich wieder in L.A. bin."

So sehr es mich freute, das zu hören, macht es mich auch irgendwie traurig. Doch ich wollte es mir nicht ansehen lassen und lächelte. „Gerne Loo. Auch ich habe zu danken. Der Abend war sehr spaßig und....interessant." Versuchte ich zu umspielen, um nicht direkt in Soeys Anwesenheit den Kuss zu erwähnen. Verlegen sah sie zu Boden und kicherte etwas. „Ja, das war er. Gute Nacht, Harry." Verabschiedete sie sich ohne mich direkt an zusehen und ich öffnete für die beiden Frauen das Tor.

„Wenn ihr zu Hause seid, meldet euch. Okay?" Bat ich und legte meine Hand kurz an ihren Rücken. „Geht klar, Daddy." Kam es murmelnd von Soey. „Jesus." Lachte ich und sah, wie die beiden auf die Straße traten. „Bye Harry." Rief Loona mir noch zu und als sie außer Sichtweite waren, schloss ich das Tor. Ich verharrte einen Moment in Dunkeln und fragte mich, ob es gut war, sie zu küssen. Sie gab mir jetzt nicht das Gefühl, das es ihr unangenehm war. Aber sie ließ auch nicht durchblicken, ob es okay war.

Mit diesem Gedanken ging ich zurück in den Garten und begann mit einer Schaufel Sand die restlichen kleinen Flammen zu ersticken. Nachdem das Feuer mit einem lauten Zischen erlosch, wurde mir kalt. Nicht nur das mir die Wärme der Flammen fehlte, auch das Lachen der Leute um mich herum. Und die Nähe von Loona. Ich setzte mich auf das Sofa im Garten und sah in den Himmel.

Der große Mond schien auf mich herab und plötzlich fühlte ich mich ganz klein und allein. So spaßig der Abend auch war, machte es mich jetzt unruhig, hier alleine zu sitzen. Ich starrte in den nächtlichen Sternenhimmel und erinnerte mich an den Kuss von Loona. Ihr Mund war so weich. Als könnte ich mich noch besser erinnern, streifte ich mit meinem Zeige- und Mittelfinger über meine Unterlippe. Vielleicht war es dumm, sie zu küssen und gab ihr den falschen Eindruck.

Seufzend ließ ich meine Hand sinken und schloss die Augen. Ich lauschte in die Nacht mit ihren Geräuschen. Leises Gerede vom Biergarten des Spaniards Inn, das gedämpfte Rauschen der gelegentlich vorbeifahrenden Autos und Busse. Hier und da raschelte es im Gebüsch oder leises Zirpen von Grillen drang an mein Gehör. Nach einer Weile öffnete ich meine Augen und blickte direkt in die helle Scheibe über mir. Ich hätte hier so noch länger sitzen können, jedoch fühlte es sich einsam.

Pillow Talk || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt