Keine Bohne

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Loona

„Loo, du kannst dich doch nicht den ganzen Sommer in deiner Wohnung verschanzen! Du musst auch mal raus. Und London ist doch perfekt für dich. Du verabscheust Sonne, da regnete es. Du magst keine Wärme, da ist es kalt. London ist wie für dich gemacht!", plapperte die etwas zu schrille Stimme von Soey ohne Punkt und Komma. „Sophia Austen, sag mal läuft bei dir was nicht richtig? Es ist Sonntag, 6 Uhr in der Früh.", wetterte ich los, während meine Stimmbänder versuchten in die Gänge zu kommen. Mein Gesicht lag noch vergraben in meinem Kopfkissen und meine Augenlieder waren schwer wie Blei. „Andere Menschen schlafen um die Uhrzeit.", knurrte ich und drehte mich auf den Rücken, versucht meine Orientierung zu finden und tastete Blind auf meinen Bett umher. „Der frühe Vogel..." begann sie. „Der kann mich mal, der Vogel. Es ist Sonntaaaaaag!", brüllte ich und atmete tief durch. Einer der wenigen Tage an dem ich mal ausschlafen konnte.

Langsam setzte ich mich auf und lauschte einen Moment der Still die in meiner Wohnung herrschte. „Also kommst du jetzt mit? Ja oder Nein?", fragte sie mit Nachdruck. „Gott Soey, lass mich doch erst mal wach werden.", meinte ich und legte einfach auf. Ich hasste es so früh geweckt und auch gleich zu gequasselt zu werden. Warum nur? Wie konnten Menschen nur so früh schon so verdammt gut gelaunt sein? Ich schlug die Decke zur Seite und schwang meine Beine aus dem Bett und schon vibrierte mein Handy. „Wenn du nicht gleich anrufst, dann musst du mit den Konsequenzen leben!", hörte ich ihre Stimme über die Voicemail. Mit hängendem Kopf drückte ich auf antworten. „ES IST SOOOOOOONNNTAAAAAAAAAAG!", schrie ich und warf das Handy wieder auf mein Bett.

Ich liebe Soey, sie ist eine meiner engsten Freunde, ich würde für sie durch die Hölle gehen und Drachen für sie Töten. Aber in solchen Momenten, hätte ich ihr gerne ein Buch an den Kopf gehauen oder ein Kissen aufs Gesicht gedrückt. Mit diesen Gedanke schnappte ich mein Kissen und schlug damit auf das Handy ein. Sauer und völlig außer Atem, schlich ich wie ein angeknabberter Zombie aus meinen Schlafzimmer in mein Bad. Der Blick in meinen Spiegel ließ mich zusammenzucken. Ich bin gestern einfach ins Bett gefallen und habe vergessen meine Wimperntusche abzumachen. Das rechte sich nun. Ich sah aus wie ein verheulter Pandabär mit Sturmfrisur. Meine braunen langen Haare waren in alle Verteilt. „Oh man..", schnaufte ich. Bevor ich das Elend bekämpfen konnte, brauchte ich dringend eine Kaffee. Ich strobelte mir noch einmal durch das Strohnest auf meinen Kopf und begab ich auf die Wanderschaft zur Küche. „Kaaaaaafffffffeeeeeeeee!", krächzte meine Stimme durch die Wohnung.

Gott mein Nachbar Georg musste auch glauben, dass ich ein Ding an der Waffel habe. Aber das war mir relativ egal. Solange mich niemand in den nächsten 30 Minuten anquatschte, würde auch niemand sterben. Mit halb geschlossenen Augen schaffte ich es mich durch die Küche zu kämpfen. Brummend erreichte ich die Kaffeemaschine, griff Blind nach einer Tasse auf dem Regal über das Kaffeemaschine und diese mit drei Anläufen an die Richtige Position. Ich drückte den Startknopf und riss anschließend, mit geschlossen Augen triumphierend die Arme in die Höhe, als hätte ich so eben Hercules besiegt.

Doch der piepende Signalton ließ meine Hoffnung auf frischen Kaffee schwinden. Ich klappte ein Augen auf und lass 'Keine Bohnen'. „Aaaaaaaach komm schon!", fauchte ich, senkte meine Arme und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen. Genervt und bockig zappelte ich aufgebracht vor der Maschine umher. Gott verdammt. Ich hatte gestern wirklich vergessen noch neue Kaffeebohnen zu kaufen. Ich wäre am liebsten ausgerastet. Nichts ist schlimmer für mich als zu früh geweckt zu werden und dann keinen Kaffee zu bekommen.

Gefrustet begab ich mich zurück ins Bad, sprang unter die Dusche, putze mir die Zähne und versuchte anschließend noch meine Haare zu bändigen. Ich hatte also keine Wahl und musste ohne die erste Koffeinzufuhr aus dem Haus. Zurück im Schlafzimmer, kramte ich mir eine simple schwarze Hose und ein weiße Shirt raus. Ein rascher Blick auf meine Uhr und der klägliche Versuch in meine Hose zukommen machte meine Gesamtsituation nicht besser. Wieso bin ich überhaupt aufgestanden? Warum hatte ich mich nicht wieder hingelegt? Erneut zappelte aufgebracht umher, um meine Wut abzulassen. „S.O.E.Y!", knirschte ich ihren Namen und wühlte in meine Bett nach meinem Handy.

Pillow Talk || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt