Schon gut

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Loona

Etwas stockend schloss ich die Tür hinter ihm und verharrte ein paar Minuten mit der Türklinke in der Hand im Flur. Es fühlte sich in diesen Moment falsch an ihn gehen zu lassen. Das war definitiv nicht meine Art, jemanden so nah an mich heranzulassen. Und schon gar nicht einen Sänger wie ihn. Ich stand das und verlor mich im Starren, ohne jegliche Substanz und Tiefe. Doch ich verstand nicht, warum ich mir so eine verdammte Platte machte, ob er trocken an seinem Haus ankommen würde. Es sollte mir verdammt noch mal am Hintern vorbeigehen. Aber tat es nicht.

Ich verstand es total, dass Soey mit James so ein dickes Band geknüpft hatte. Aber ich und Harry hatten das nicht. Warum sollten wir auch? Abgesehen davon, dass wir zusammen in meinem Bett aufgewacht waren, gab es keine rationale Antwort darauf. Eigentlich hatte ich doch inständig darauf gehofft, dass er sagen würde, dass wir Sex gehabt hätten. So hätte sich es für mich betätigt, dass er nur auf das eine aus war. Doch das war nicht der Fall. Somit fragte ich mich, wieso er mit mir in einem Bett schlief. Bis auf die Erinnerung, dass ich doch recht betrunken in einen Blumentopf gefallen war, blieb alles danach nur sehr schwammig und unscharf.

Draußen donnerte es wieder und ich zuckte zusammen. Ich hasste Gewitter und vor allen diesen Donnerschlag nach einem Blitz. „Verzieh dich bloß." Meckerte ich, schaute durch das Fenster in den Himmel und machte mit meinen Hände wedelnde Bewegen. „Glaubst du wirklich, du kannst das Gewitter vertreiben?" Soey Stimme war dicht hinter mir und versetzte mir genauso einen Schreck wie das Gewitter. „Gott. SOEY. Mach dir ein Glöckchen ans Bein." Mit einen tiefen Atemzug versuchte ich mich zu beruhigen. „Tut mir leid!" Lachte sie und nahm mich in den Arm.

„Wie geht es dir?" Fragte sie mich leise und strich mir über meinen Rücken. Verwundert sah ich sie an. „Soweit gut. Mir drückt etwas der Kopf. Auch mein Magen ist etwas unruhig. Aber sonst ist alles in Ordnung." Prüfend sah sie mich an und grinste. „Verständlich bei dem, was du gestern getrunken hattest. Aber dass meine ich nicht. Harry sagte mir, dass du einen Albtraum hattest." Mein Herz stolperte und meine Muskeln verkrampften. Wie versteinert standen wir Arm in Arm.

Kleine fetzten zuckten durch meine Gehirnwindungen. Ich erinnerte mich nur bruchstückhaft, dass ich wieder von Korays und meinen Umfall geträumt hatte. Meine Finger vergruben sich in dem Stoff ihres Shirts. „Schon okay. Gut, dass Harry da war und auf dich aufgepasst hat." Ihre Worte dringen nur leise und dumpf an mein Gehör. „Er sollte so lange bei dir bleiben, falls du wieder schlecht träumst."

„Hast du ihm .... Hast du ihm von Koray erzählt?" Mein Herz schlug heftig und brachte meinen Magen zum Krampfen. „Ein bisschen. Aber nicht alles." Gestand sie. Ich drückte mich von Soey weg und sag sie wütend an. Es ginge doch niemanden etwas an. „Was sollte das? Es geht ihn nichts an Sophia!" Platze es auch mir. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Warum erzählst du ihm solch private Dinge." Meine Stimme war laut. Lauter, als ich es wollte. Meine Atmung war schnell. Tief in mir fühlte ich mich verraten, weil sie einen Fremden über etwas diesen Tag erzählt hatte.

„Beruhige dich. Er wollte nur helfen." Versuchte sie mich mit leiser Stimme zu beruhigen. „Ich brauche keine Hilfe. Werder deine noch seine. Es geht verdammt noch mal niemanden etwas an. Verstanden?" Von laute zu brüchig, bis etwas Warmes über meine Wange lief. „Loo. Bitte nicht weinen. Ich wollte doch nur, dass er auf dich aufpasst, bis ich zurück war." Ohne meinen Blick von ihren abzuwenden, wischte ich mir die Tränen von der Haut. „Ich kann auf mich selbst aufpassen. Danke." Ohne ein weiteres Wort ließ ich sie stehen, rannte in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Mit meinem Gesicht voran schmiss ich mich auf mein Bett.

Es klopfte leise an meiner Tür, doch ich ignorierte es und drückte mir die Kissen gegen meine Ohren. Ich wollte einfach nichts mehr hören. Meine Gefühle fuhren mit mir Achterbahn. Ich war wütend, traurig und verzweifelt. Bis ich den Geruch von herben Vanille wahrnahm. Mein Herzschlag wurde langsamer und meine Tränen strömten unaufhaltsam in den Stoff meines Lakens. Vor meinen geschlossenen Augen sah ich Koray, wie er lächelte. Warum war es nicht ich, die an dem Tag starb? Warum musste es er sein? Die Trauer über den Verlust und das betäubende Gefühl der Schuld brachte mein Verstand fast zum Zerbrechen.

Pillow Talk || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt