Pillow Talk || H.S. [18+] || German

Komm schon Harry

Harry

Laute Musik dröhnte gegen meine Ohren. Bunte Lichter kreisten wild umher und die Menschen bewegten sich schnell. Die Luft war stickig. Eine Mischung aus Alkohol, Schweiß und Rauch. Es war unangenehm und brannte etwas in meinen Augen. Ich hatte gehoffte, das dieses Gewimmel und der Lärm mich auf andere Gedanken brächte. Doch egal wo ich hinsah, glaubte ich das Gesicht von Loona zu sehen und bildete mir auch ein ihr Lachen zu hören.

Vor 4 Tagen hatte ich sie das letzte Mal gesehen. Der Morgen in meinem Haus war verheerend. Loona so frei von Sorgen zu sehen, lachend und herumalbernd, machte etwas mit mir. Etwas, das mir zu denken gab. Wenn sie lachte, war es, als könne sie nur dadurch die Sonne zum Scheinen bringen. Sie war humorvoll und hatte einen köstlichen Sarkasmus. Sie war offen und hielt sich mit nichts zurück. Selbst Soey war von ihrem Wesenswandel mehr als verwundert.

Immer wieder fragte sie mich, was ich angestellt habe. Doch ich versicherte ihr, dass ich nichts gemacht hatte. Ich beteuerte ihr, dass ich Loona nur zugehört hatte und sie einfach schlafen ließ. Erneut schossen mir die Bilder von ihr in meinen Kopf, wie sie mit Soey umschlungen im Bett lag. Wie sie lachend am Tisch und in der Küche saß. Oder mir später noch zum Abschied eine Umarmung schenkte. Eine Umarmung, die so warm war, dass es mein Herz anschließen zum Hüpfen brachte. Das Leuchten in ihren Augen ließ mich einfach nicht mehr los.

Total versunken in Gedanken, stützte ich mein Kinn auf der Reling des abgegrenzten Bereich im Club ab und ließ blind den Eiswürfel in meinem leeren Glas kreisen. Unscharf tanzten die Silhouetten vor meinen Augen hin und her. Erst der feste Stoß gegen meine Schulter, holte mich aus meiner Starre. „Sag mal, willst du eigentlich die ganze Zeit nur hier rumsitzen?" Dröhnte die Frage von James an mein Ohr, der sich sitzend zum Takt der Musik bewegte. „Sorry James. Irgendwie bin ich nicht so recht in Stimmung." Erklärte ich ihm und stellte mein Glas wieder auf den Tisch.

„Das merke ich, mein Freund. Was ist los? Worüber zerbrichst du dir den Kopf?" Das war eine gute Frage, die ich ihm nicht wirklich erklären konnte. Von mir selbst genervt, ließ ich mich auf die Polster der Ledercouch neben der Reling fallen und seufzte. „Keine Ahnung!" Erwiderte ich und strich mir durch meine Haare. „Komm schon, Harry! Mir kannst du nichts vormachen." Ermahnte er mich und sah mich prüfend an. „Ich weiß nicht. Es mag bescheuert klingen, aber ich bekomm Loona nicht aus dem Kopf." Gestand ich ihm. Wen, wenn nicht ihm, konnte ich mich anvertrauen. „Du machst Witze, oder?" Sah er mich erschrocken an. „Nein. Mach ich nicht!" Ich glaubte nicht, dass ich das sagte und wischte mir durch Gesicht.

„Warum sie?" Wollte er wissen und versuchte gegen die laute Musik anzukämpfen. Wieder eine Frage, die ich nicht beantworten konnte. Ich zuckte mit den Schultern und starrte auf die tanzenden Leute unten auf der Tanzfläche. „Harry. Nun sag schon." Drängte er mich und pikst mit zwei Fingern in die Rippen. Erschrocken und nachdenklich sah ich ihn an.

„Ich denke, es ist ihre ganze Art. Ihre Ausstrahlung und ihr Lachen." Zählte ich auf und erntete einen belustigten Blick. „Schau mich nicht so an." Bat ich ihn und grinste verlegen. Endlich machte die Musik eine kurze Pause und sofort summte es heftig in meinen Ohren. „Wenn du sie wiedersehen willst, dann ruf sie an oder gehe hin. Du weißt doch, wo sie wohnt." Rief er mir in Erinnerung. „Und was soll ich sagen?" Meinte ich schnippisch und wandte den Blick ab. Ich mag zwar offen und freundlich sein, aber auch sehr schüchtern. Die wenigsten wussten das. „Ihr gegen über warst du aber nicht so zurückhaltend, mein Freund."

Mit dem Ende seines Satzes begann die Musik von neuen. Jubel und der laute Bass der Boxen mischten sich und schenken mir ein paar Sekunden der Ablenkung. Im Augenwinkel sah ich James nur mit dem Kopf schütteln. Mit seinem Handy in der Hand verließ er mich und überließ mich meinen Gedanken.