Erste Nacht in L.A.

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Harry

Der Flug war lang, aber alles verlief ruhig. Keine Turbulenzen oder Zwischenstopps. Ein perfekter Flug. Noch schöner war die Tatsache, dass Loona und Soe dabei waren. Daher war es nicht langweilig. Wir unterhielten uns viel, sahen ein paar Filme zusammen und spielten später zusammen Karten. Auch ein, zwei Drinks waren drin. Diese beruhigten wirklich meine Nerven, wie Soe sagte. Das mit Jack hatte sich auch schnell erledigt, da im Gespräch mit Soe herauskam, dass er einen festen Freund namens Jason hatte. Ich hätte mir dafür eine Ohrfeige geben können, dass ich für den Moment so eifersüchtig war, auf jemanden, dessen Job es war, uns zu helfen. Ich fühlte mich eine ganze Zeit lang erbärmlich und schämte mich auch. Das hatte ich schon lange nicht mehr, dieses Gefühl der Eifersucht. Mein Blick ging aus dem Fenster der Autotür. „In 20 Minuten sind wir da", informierte mich mein alter Freund und Wegbereiter Dave. „Das ist wirklich nett von dir, dass du uns nach Hause bringst", meinte Soe breit grinsend. „Ja, vielen Dank dafür", fügte Loona hinzu.

„Kein Problem", versicherte ich den beiden. Die Autofahrt war ruhig, da wir alle platt vom Flug waren. Die Lichter der Stadt flogen an uns vorbei. Es war lange her, dass ich hier war. Vor dem Abflug hatte ich darum gebeten, dass man mein Haus etwas auf Vordermann bringen sollte. Dave bestätigte mir, dass auch Lebensmittel im Haus seien und alles für mich bereit war, dort zu bleiben. „Hey Harry, halte mal an", durchdrang Soes Stimme meine Gedanken. „Dave, halte bitte. Was ist los?", wollte ich wissen und sah zu Soe rüber. „Von hier aus sind es nur ein paar Meter bis zu mir nach Hause. Ich steige hier aus. Dann könnt ihr gleich weiter zu Loona. Bis dahin dauert es ja noch etwas", erklärte sie mir und sah ihre Freundin an. „Hey, warte mal. Ich dachte, du würdest mit zu mir kommen?", Loonas Stimme war verwundert und müde vom Flug. „Ach, schon gut. So kannst du noch etwas Zeit mit Harry verbringen", kicherte sie leise und schnallte sich ab.

Daraufhin beugte sie sich zu Loonas Ohr und flüsterte etwas. Loonas Augen wurden größer und selbst im Licht der Reklametafeln der Stadt konnte ich erkennen, wie rot sie im Gesicht wurde. „SOPHIIIAAAA!", quietschte sie laut und boxte sie auf den Oberarm, worauf Soe anfing zu lachen. „Ach, komm schon, Looloo, ich kenne dich", lachte sie und öffnete langsam die Autotür. „Warte, ich helfe dir mit deinen Koffern", rief ich ihr hinterher. Sie stieg aus und steckte den Kopf in den Innenraum. „Bleib drin. Wenn du hier jetzt aussteigst, ist schneller die Presse da, als dir lieb ist", wies sie mich hin. Sofort ließ ich die Tür los. „Dave, bitte hilf hier", bat ich ihn, worauf er ausstieg. „Danke, Soe", bedankte ich mich für den Hinweis. „Nicht dafür, Harry. Danke für den wundervollen Rückflug. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder. Und du genieß noch die zwei freien Tage. Nutze sie richtig, Süße", bat sie Loona. Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange, symbolisiert mit ausgestrecktem Daumen und kleinem Finger, dass sie telefonieren würden, und schloss darauf die Autotür.

Kurz darauf ging noch einmal der Kofferraum auf und ein hohes „Tschüss, ihr Turteltauben" ertönte, bis die Kofferraumklappe sich wieder schloss und uns in tiefe Stille hüllte. Nervös spielte Loona mit ihren Fingern und schaute auf ihren Schoß. „Ist alles okay, Moon?", wollte ich wissen und strich ihr eine Strähne hinter ihr Ohr. Verlegen schaute sie zu mir und nickte. Dann öffnete sich die Fahrertür und Dave stieg ein. „Und weiter geht es", meinte er und startete den Motor. Schweigend griff ich Loonas Hand. Sanft strich ich über die weiche Haut auf ihrem Handrücken, während sich der Rover wieder in Bewegung setzte. „Ähm, Harry...", begann Loona leise. „Würdest, also könntest... du die... Nacht...", fuhr sie fort, aber beendete nicht ihren Satz. „Ich bleibe gerne bei dir, Moon", gab ich als Antwort. Ihr Kopf schnellte hoch. „Wirklich?", platzte es fassungslos aus ihr heraus. „Natürlich, warum denn nicht. Ich würde gerne erfahren, wie du wohnst."

Es interessierte mich sehr, wie sie eingerichtet war, denn das verrät viel über einen Menschen. Und sie war eine dieser Personen, die mich nicht mehr losließen. Zudem war mir nicht danach, die erste Nacht in L.A. alleine in meinem Haus zu verbringen. Lieber war ich an ihrer Seite, sie im Arm haltend und ihre Wärme genießend. Dennoch musste ich vorsichtig sein. Sie sollte nicht schon in den ersten Stunden mit diesem Pressekampf konfrontiert werden. „Außerdem kann ich dich küssen, wo und wann ich will", flüsterte ich sanft in ihr Ohr, worauf sich ihr Rücken anspannte und sie scheinbar noch roter im Gesicht wurde. Sie war so leicht zu durchschauen. „Moon, ich kann die Wärme deines Gesichts bis hier spüren, ohne es berühren zu müssen", gab ich ihr auf neckische Weise zu verstehen. „Mach dich nicht über mich lustig", war Loonas leise und gedrückte Stimme. Sie entzog mir ihre Hand und rutschte ein Stück von mir weg. Ich schien sie damit verletzt zu haben. „Moon, das würde ich nie machen. Ich mag deine Reaktionen. Sie sind ehrlich und authentisch", versuchte ich mich zu erklären.

Pillow Talk || H.S. [18+] || GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt