Loona
Mein Verstand drehte sich und der Drang zu verschwinden war groß. Ich hatte mich seelisch vor einen Fremden entblößt. Scham und Schuld wechselten sich in mir ab und verursachte eine intensive Übelkeit. Doch als ich unter Tränen in seinem Armen lag, seine Wärme spürte, verschwand das flaue Gefühl in meinen Magen. Es war nicht fair, ihn in meine kaputte Gefühlswelt zu ziehen. Aber etwas an ihm, seine Art, wie er mit mir sprach, wie er versuchte, mich zu verstehen, legte sich wie eine schützende Decke um mich herum.
Das beruhigte mich von innen und das war etwas Neues. Dazu noch sein ruhiger Herzschlag und die leisen Nebengeräusche. Und ehe ich mich versah, fühlten sich meine Augenlider wie Blei an. Ich versuchte mich zu wehren, aber mein Körper bewegte sich keinen Millimeter. Wie in einer Schlafparalyse bekam ich noch einiges mit, aber darauf zu reagieren, war mir nicht möglich. Seine behutsamen Berührungen und dieser Duft von herber Vanille trugen mich immer weiter weg. Weit weg von diesem Schmerz, der mich oft genug heimsuchte und mir den Alltag erschwerte. So sehr, dass ich mich in Arbeit stürzte, mich auf andere Dinge konzentrierte, ohne über meine eigenen Sorgen und Probleme nachdenken. In all dem Chaos war nun Harry aufgetaucht, wie ein Licht in der Dunkelheit.
Und genau diese Dunkelheit legte sich um mich. Sie hielt mich lange fest und schirmte alles um mich herum ab. Bis aus der Ferne ein Motorgeräusch zu hören war und lautes Hupen, quietschende Reifen und der Krach von zersplitterndem Glas. Diese Geräuschkulisse war mir vertraut wie mein eigener Herzschlag. Dieser steigerte sich und ich sah mich um. Wenige Meter hinter mir sah ich den zerstörten Wagen von Koray. Es lag auf dem Dach. Qualm drang heraus und das andauernde dröhnen der Hupe schmerzte in meinen Ohren.
Ich nährte mich der Fahrerseite. Langsam. So langsam, als würden schnelle Bewegungen alles in die Luft sprengen, wie eine Miene im Krieg. Die hinteren Reifen drehten sich immer weiter, obwohl sie keine Haftung mehr mit am Boden hatten. Ich hatte fast die Wagentür erreicht, die weit aus den Angeln gerissen war. Warum zum Teufel wollte ich da reinsehen? Was erwartete ich dort zu sehen? Ohne eigenen Willen ging ich langsam in die Knie.
„Hey Mondgesicht!" Ertönte Koray helle Stimme hinter mir. So nannte er mich immer, wenn ich wütend oder traurig war. Ich richtete mich wieder auf und sah ich das strahlende Gesicht von Koray. Er sah aus wie am Tag des Umfalls, als er mich von der Prüfung abholte. Mein Körper begann zu kribbeln und mein Magen krampfte. „Koray." Hauchte ich kaum hörbar und streckte meine Hand nach ihm aus. „Es tut mir leid, ... ich wollte nicht.."
„Mondgesicht! NIEMAND gibt dir die Schuld. Okay? Ich gebe dir nicht die Schuld Schwesterherz. NIEMALS!" Hallte seine Stimme um mich herum wie ein Echo. Er verschwand und tauchte an einer anderen Stelle wieder auf. Sachte begann seine Gestalt zu leuchten. Warm und in einem Orangeton, als würde er von Sonnenstrahlen umhüllt sein.
„Loo. Leg die Last ab und genieß dein Leben. Es gibt so viel da draußen, das darauf wartet, von dir entdeckt zu werden." Mit diesen Worten wurden es immer heller und seine Gestallte vermischte sich mit dem Licht. „Ich liebe dich, Mondgesicht!" Erklang seine Stimme ein letztes Mal.
„KORAY" völlig außer Atem, als wäre ich ein Marathon gelaufen, saß ich kerzengerade in einem Bett. Kein zwei Sekunden später sprang die Tür auf und Harry stand im Türrahmen. Vor Schreck kreischte ich kurz auf. „Tut mir leid." Entschuldigte er sich, hob beide Hände und nährte sich dem Bett. „Looooonaaaaaa!" Kreischte eine mir nur als zu bekannte Stimme hinter Harry. Kurz darauf preschte Soey an Harry in bester Formel 1 Manier vorbei, breitete die Arme aus und sprang mir entgegen.
Wie von einem Hammer getroffen sackten wir in die Kissen zurück. „Soey. Du erdrückst mich." Versuchte ich ihr zu erklären. Sanft drückte ich sie von mir, aber sie schlang ihre Arme wieder um meinen Hals. Ich ergab mich meinem Schicksal und lies meine Hände auf die Matratze sinken „Es ... tut mir ... Leid!" Schniefte sie an meine Halsbeuge. Sie weinte und krallte sich an mir fest. „Hey Soey, schon gut. Es ist alles in Ordnung." Versicherte ich ihr und drückte sie sanft.
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Pillow Talk || H.S. [18+] || German
FanfictionIn PILLOW TALK begleiten wir Loona, eine leidenschaftliche Krankenschwester, die mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft. Nach einem schweren Autounfall, bei dem sie ihren Bruder verlor, ist sie von Schuldgefühlen zerfressen und unfähig, eine em...