Ich konnte spüren, wie sich das trockene Blut in meinen Haaren und meinem Kleid festsetzte, an einigen Stellen war das Blut sogar noch recht frisch. Lange konnte es nicht her sein, dass hier jemand heruntergeworfen worden war. Unten angekommen fing Sukuna mich wie versprochen auf. Ein Blick und ich wusste, dass wir sowohl das Kleid als auch den Anzug nach der Aktion heute in die Tonne kloppen konnten. Die Blutflecken würde ich mit all dem Mineralwasser und allen Zitronen der Welt nicht mehr herausbekommen. Sukunas Gesicht war ebenfalls nicht verschont geblieben, seine Wange als auch seine Stirn zierten einige rote Streifen.
Hier unten war es überraschend still. Ich hatte ja schon so etwas wie Wachen erwartet, aber Fehlanzeige. Auch Sukuna schien niemanden zu bemerken, also folgten wir Megumis Anweisung und liefen den Gang entlang. Nach zwei Schritten zog ich die High Heels aus, mir kam das Klappern viel zu laut vor. Barfuß tapste ich jetzt weiter neben Sukuna durch den stillen Gang. Megumi hatte recht gehabt. Je weiter man kam, desto seltsamer wurde es. Die Atmosphäre veränderte sich, wir kamen an einigen großen Glasfronten vorbei, die links und rechts den Gang säumten. Doch dahinter war nichts zu sehen außer leere Räume.
Einige Kurven und Ecken später sah ich endlich Megumi und Toge und atmete erleichtert auf. Megumis Höllenhunde waren ebenfalls da und begannen zu knurren, als sie Sukuna erblickten. Toge tippte auf seinem Handy herum und schüttelte dann den Kopf. „Wir erreichen Yuji und Nanami immer noch nicht. Womöglich gibt es am anderen Ende des Geländes kein Signal. Ein Wunder, das du mich hier unten überhaupt erreicht hast." Begrüßte Megumi mich, ehe er Sukuna prüfend musterte und sich dann abwand. „Gehen wir weiter. Je eher wir die beiden finden und hier wegkommen, desto besser." „Da widerspreche ich nicht." Meinte ich und folgte den beiden Jungen. Wir mussten herausfinden, was hier unten fabriziert wurde. Die Schüler des Campus wussten sicher nicht, woran sie im Unterricht unwissentlich mitwirkten. So wie Yatsuda. Die Gänge schienen, je weiter man kam, immer verwirrender zu werden, man hatte das Gefühl, eine Ratte in einem Labyrinth zu sein. Ab und zu säumten erneut große Fensterfronten die Wände, doch hinter keiner von ihnen war etwas zu erkennen. Die Räume waren alle gespenstisch leer. Doch plötzlich hörten wir einen Schrei. Es war Yujis Stimme. „NANAMI!"
Alarmiert rannten wir los, Megumis Höllenhunde führten uns zielsicher durch das Labyrinth, in Richtung Yuji. Ich bog um die Ecke und hätte fast Toge über den Haufen gerannt, der wie angewurzelt stehengeblieben war. Auch Megumi rührte sich nicht, seine Augen zuckten vor Entsetzen und auch mir fiel es schwer, zu verarbeiten, was ich da sah. Yuji stand einige Meter vor uns im Gang, um ihn herum lagen tote Flüche am Boden, Blut bedeckte den Boden und füllte die Luft mit einem metallenen Geruch. Er sah ramponiert aus, wankte leicht, seine Kleidung war an einigen Stellen verbrannt, es roch nach verbranntem Fleisch. Nanami stand wiederrum einige Meter vor Yuji, sein Gesicht blickte zu uns. Sein Gesicht verzog sich, als er uns erblickte. Nanami sah übel aus. Seine Kleidung hing in Fetzen von seinem Körper, man sah mehr Blut als Haut. Sein blondes Haar war teils in ganzen Büscheln herausgerissen oder verbrannt, Blut lief ihm aus einem Ohr und aus der Nase. „Oh, wie schön! Ihr habt es endlich hergeschafft." Die Stimme, die da sprach, sie war hinter Nanami. Hinter dessen Rücken streckte plötzlich Mahito den Kopf hervor und präsentierte uns ein makelloses Lächeln. Blitzschnell hatte ich die Lage erfasst. Mahitos Hand lag lässig an Nanamis Rücken auf. Egal, was wir auch taten, Nanami wäre tot noch ehe einer von uns die Hand hätte heben können.
Doch ich musste es versuchen. Mit aller Kraft drängte ich die Tränen zurück, die drohten, aufzusteigen bei Nanamis Anblick. Es war nicht zu übersehen, dass er sich nur noch schwer auf den Beinen halten konnte. Ein müdes Lächeln erschien auf seinen Lippen, als ich vortrat, langsam an Yuji vorbeiging. Er hielt mich am Kleid zurück, doch ich riss kurzum den besagten Teil ab, ohne Mahito aus den Augen zu lassen. Nanami würde nicht sterben. Nicht heute. Nicht hier unten. Nicht wegen mir. Mahito beobachtete jeden meiner Schritte wie ein Raubtier. „Wie wärs mit einem Tausch?" meine Stimme kam mir unglaublich laut vor in diesem jetzt so klein wirkenden Gang. „Ihr wollt doch mich, oder?" ich ging einen weiteren Schritt. „Hier bin ich." Mahitos Blick wurde jetzt von Interesse durchzogen. „Sprich weiter. Etwas betteln würde sicher helfen, mich umzustimmen. Darin seid ihr Menschen doch so gut, oder? Im Betteln und Wimmern und Winseln." Meinte Mahito lapidar lächelnd. „Gibt nichts, was ich lieber höre." Ich ging einen weiteren Schritt, ließ seine Worte nicht an mich heran. Nanami war jetzt vielleicht noch zwei Meter von mir entfernt. „Du lässt Nanami gehen. Und ich komme dafür mit dir." Nanami schüttelte den Kopf, was nur dafür sorgte, dass das Blut schneller aus seinem Ohr lief. „Tu das nicht, Addie." Röchelte er, Blut tropfte von seinen Lippen auf den Boden. Lange würde es nicht mehr dauern, bis er zusammenbrach. Mir rann die Zeit ungehemmt durch die Finger und ich konnte nichts tun, als hilflos zuzusehen, wie meinem Freund das Leben aus dem Körper floss.
„Lass ihn gehen. Bitte. Ich bitte dich. Nimm mich." Ich merkte, dass meine Stimme begann, zu zittern. Mahito entging das ebenfalls nicht, das Grinsen auf seinem Gesicht reichte mittlerweile von Ohr zu Ohr. „Na sieh mal einer an, dieser Jujuzist scheint dir ja wirklich am Herzen zu liegen." Er tat so, als würde er einige Momente lang nachdenken und nickte dann schließlich. Mir fiel ein Stein vom Herzen. „Du hast schon Recht, das Augenmerk des Ganzen bist du. Was soll man da sagen? Du bist von heute auf morgen in unsere heitere kleine Welt gestolpert und wurdest gleich ihr Mittelpunkt." Mahito deutete mit der anderen Hand schon fast anerkennend auf mich. „Das soll dir erstmal jemand nachmachen, Adelina." Ich wagte mich einen weiteren Schritt nach vorne. Ich wollte Mahito so zeigen, dass der Deal stand. Nanamis Blick fand meinen, in ihnen eine Traurigkeit, die mich ins Wanken geraten ließ, unterstrichen von einem seligen Lächeln.
„Ihr habt das von hier an im Griff."
Es ertönte ein Geräusch, dass ich in meinem Leben nicht vergessen werde. Blut spritzte, Gewebebrocken trafen mich, das Blut bedeckte mich von oben bis unten, lief warm an meiner Haut herunter. Das Gefühl fraß sich wie Säure in mein Bewusstsein. Nanamis Beine, mehr war von ihm nicht übrig, sackten unter ihm weg und fielen in die Blutlache. Ich hörte jemanden schreien, erkannte, dass ich es war. Die entsetzten Schreie von Megumi, Toge und Yuji mischten sich unter meinen Schrei, schwollen zu einer ohrenbetäubenden Kakophonie an, durch die Mahitos Stimme schnitt wie ein Messer.
„Zu dumm nur, dass du nutzlos geworden bist."
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Ich hoffe, ich bin nicht die Einzige, die hier das eine oder andere Tränchen verdrückt hat!
Aber wir schaffen das zusammen!
Eure Erin xx
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Plötzlich Fluch (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Ihren Aufenthalt in Japan, Tokyo, über ein Jahr hatte sich die 22-jährige Adelina anders vorgestellt. Zum ersten Mal echtes Ramen essen, einen Mangashop besuchen und ganz nebenbei ihre Japanischkenntnisse nach dem abgeschlossenen Sprachkurs auf...