Ungläubig starrte ich an mir herunter, sah das Blut von Nanami an meinen Händen, meinen Armen, meinem Kleid. Meine Finger fanden ihren Weg wie von selbst zu meinem Gesicht, wischten mir langsam das warme Blut meines Freundes aus den Augen, die nach wie vor nicht wahrhaben wollten, was sie gerade gesehen hatten. Die Welt um mich herum schien sich zu verlangsamen, alles, was ich hörte, war mein eigener Herzschlag, der donnernd in meinen Ohren widerhallte. Vage nahm ich wahr, wie Yuji und Megumi an mir vorbeistürzten, auf Mahito zu, dessen triumphierender Blick auf mir ruhte. Er wartete darauf, mich mental brechen zu sehen. Mehr sah ich nicht, Sukunas Gesicht schob sich in mein Blickfeld, versperrte die Sicht auf meine Freunde. Ich konnte sehen, dass er etwas sage, mir so gut es ging das Blut aus dem Gesicht wischte. Doch ich hörte ihn nicht.
Ich hörte ihn nicht.
Sukuna packte mich an den Schultern und schüttelte mich, doch ich schaffte es nicht, zu reagieren. Ich schielte an ihm vorbei, sah Nanamis Überreste am Boden verteilt liegen, sah die blutigen Fußspuren, die die anderen beim Durchqueren des Ganges hinterlassen hatten. Wir würden ihn nicht beerdigen können. Es ... es war nichts mehr da. Meine Unterlippe begann, zu zittern, heiß liefen mir die Tränen über die Wangen, vermischten sich mit dem Blut und fielen rötlich verfärbt auf den Boden. Wie in Trance hob ich meine Hand, strich Sukuna sanft über die Wange, verteilte so Nanamis Blut auf ihr.
„Er ist weg." war alles, was ich über die Lippen brachte.
Hinter Sukuna war plötzlich Bewegung. Hinter seinem Rücken trat Nanami hervor, die Zeit schien wie eingefroren zu sein. Ungläubig machte ich einige Schritte um Sukuna herum, auf Nanami zu. Er sah gut aus, ein warmes Lächeln auf dem Gesicht, als er die Brille abnahm und mich ansah. Er nickte mir zu und legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Ihr habt das von hier an im Griff."
Sagte er und gab mir einen Schubs, es erklang das Zersplittern von Glas. Urplötzlich kamen die Geräusche wieder zurück und die Welt um mich herum nahm wieder Fahrt auf. Nanami war verschwunden. Ich musste ein paar Mal blinzeln, um die Lage vor mir richtig zu erfassen. Von Yuji war keine Spur zu sehen, dafür stand Geto neben Mahito vor mir im Gang, auf der andere Seite der großen Blutlache und hob grüßend die Hand, ein warmes Lächeln im Gesicht. Hinter ihnen hingen Toge und Megumi blutend in den Armen von Jogo und einem weiteren Mann, den ich nicht kannte. Toges Spray musste leer sein, Blut tropfte dem Fluchredner von den Lippen, seine Augenlider flatterten, aber öffneten sich nicht. Ein Stück hinter ihnen lag der schwarze Höllenhund tot am Boden. Megumi musste den Weißen zurückgeschickt haben, um ihn nicht auch noch zu verlieren. Wer war der neue Mann? War er ein Fluch? Dafür sprachen die seltsamen Zeichen in seinem Gesicht. Er war sehr blass, seine dunklen Haare waren in zwei kleinen Zöpfen hochgebunden, kleine Kugeln aus Blut flogen stillschweigend um ihn herum. Blutmanipulation! Ich ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne so fest zusammen, bis mir der Kiefer weh tat. „Addie! Wie schön, dass ihr es alle einrichten konntet!" fing Geto an. „Auch wenn die Umstände mehr als dramatisch sind." Er blickte auf die große Blutpfütze auf dem Boden und schüttelte bedauernd den Kopf.
„So eine Verschwendung. Kento war ein guter Jujuzist. Stand nur leider auf der falschen Seite. Tja, da kann das schon mal vorkommen." Ein süffisantes Grinsen folgte. „Aber dich tröstet sicher der Gedanke, dass er für das gestorben ist, woran er geglaubt hat. Das redet ihr euch doch alle ein, oder?" Geto packte den bewusstlosen Megumi am Kinn und betrachtete sein Gesicht. „Das euer Tod einen Sinn hat." Er beugte den Kopf und grinste mich an. „Redest du dir das auch ein, Addie? Das dein Tod einen Sinn hätte? Du hättest dich für Kento ausgeliefert. Wie großherzig!" er drehte sich zu den anderen um. „Das muss man irgendwie respektieren. Genau das will ich in meiner neuen Welt! Jujuzistendie sich für ihre Brüder und Schwestern opfern." „Warum?" das war das einzige Wort, dass ich über die Lippen brachte. Meine Stimme war rau von all dem Schreien, ich konnte meinen Schrei, das Entsetzen über Nanamis Tod nach wie vor hören, in meinem Kopf raste ein tosender Sturm tausender Klagestimmen. „Warum?"
Geto tat einen Moment lang so, als würde er nachdenken. „Oh, aber Addie. Liebe, süße, kleine Addie. Von dir haben wir doch schon alles, was wir brauchen. Die Proben, du erinnerst dich?" stumm nickte ich. „Darin werden wir den Schlüssel zu unserer neuen Welt finden. Allerdings," Geto gab ein leises Lachen von sich, „lässt sich nicht leugnen, dass die Welt ein kleines bisschen zu voll ist, meinst du nicht auch? Ein Teil unserer neuen Welt zu sein, dass ist etwas Besonderes, eine Ehre. Darum werden wir die Population etwas ausdünnen müssen. Schon rein genetisch wird nicht jeder das Zeug dazu haben, die Transformation so zu überstehen, wie du es getan hast. Das haben wir auf die harte Tour lernen müssen." Mir klappte der Mund auf, Geto hob beschwichtigend die Hände. „Ich weiß, ich weiß! Eine schrecklich drastische Maßnahme, das will ich auch gar nicht leugnen! Aber die Frage, die sich hier stellt, ist doch Folgende: Ist einem das eigene Ziel wirklich so wichtig, wenn man nicht bereit ist, bis zum Äußersten dafür zu gehen?"
Warum war Sukuna noch nicht eingeschritten? In meinem Kopf drehte sich alles, ich hatte Mühe, alles einzuordnen, was Geto mir gerade offenbart hatte. „Und um unser Ziel zu erreichen, dafür brauchen wir deinen Freund. Wer kann schon besser wüten als der Fluchkönig? Für ihn wird es ein Kinderspiel sein, unser Anliegen in die Tat umzusetzen." Blitzschnell drehte ich mich zu Sukuna um, meine letzte Hoffnung, hier doch noch irgendwie herauszukommen. Doch er war verschwunden. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Wehrlos ließ ich es über mich ergehen, als Geto vortrat und mir Bannseile anlegte. „Du gestattest doch?" er zwinkerte mir zu. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Das verstehst du doch sicher." Als er fertig war, legte er mir einen Arm um die blutverkrusteten Schultern und führte mich weiter den Gang entlang. „Ich werde dir und deinen Jujuzistenfreunden jetzt etwas zeigen, ihr werdet Zeugen von etwas wahrlich Großem werden!" lachend knuffte er mich in die Seite. „Und was wäre schon ein historisches Ereignis ohne Zeugen?" er streckte die Hand aus, in Richtung des fremden Mannes. „Choso, wärst du so lieb?" Choso zauberte aus seinem Kimono eine kleine gewickelte Tasche heraus und überreichte sie stumm Geto, der sie freudig entgegennahm und auswickelte. „Das hier, liebe Addie, wird uns unserem Ziel ein großes Stück näherbringen." Meinte er und präsentierte mir den Inhalt der Tasche.
In der Tasche lagen, fein säuberlich mit Riemen an der Tasche befestigt, die letzten 10 Finger Sukunas.
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Unnnd Auftritt Choso!
Ich wollte ihn unbedingt mit in meine Story bringen weil ich seinen Charakter recht interessant finde :D
Lasst mir gern Lob, Kritik oder einen lieben Kommentar da!
Eure Erin xx
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Plötzlich Fluch (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Ihren Aufenthalt in Japan, Tokyo, über ein Jahr hatte sich die 22-jährige Adelina anders vorgestellt. Zum ersten Mal echtes Ramen essen, einen Mangashop besuchen und ganz nebenbei ihre Japanischkenntnisse nach dem abgeschlossenen Sprachkurs auf...