Mir fiel es nach wie vor schwer, dem Mann zu trauen mit dem ich in dieser doch recht misslichen Situation steckte. Doch er hatte recht gehabt. Ich blieb ein Stück. Als wir das Maul des Fluches passierten, passierte nichts. Es schien, als würde der Fluch auf einer unsichtbaren Barriere herumkauen, was er auch sofort frustriert jammernd quittierte. Ich erwartete, einen Magen zu sehen, auch wenn es mir schwer fiel, mich durch den Schmerz in meiner Schulter hindurch zu konzentrieren. Stattdessen landeten wir unsanft erneut in einem brunnenähnlichen Schacht. Der Aufprall sand Schockwellen durch meine Schulter und kurz zog ich es in Erwägung, den Mann meinen Arm samt Schulter einfach abreißen zu lassen. Nicht das das geholfen hätte. Während ich wie ein Kartoffelsack auf den Boden geplumpst war, landete der Mann elegant auf den Füßen und sah sich um. Erneut drang dieses widerliche Gekicher an mein Ohr, das seit meinem Waldspaziergang nicht mehr abgerissen war. Neue Flüche krochen aus den Schatten auf uns zu und ich nahm erleichtert zur Kenntnis, dass sie alle zerplatzten, noch ehe sie die Schatten verlassen hatten. Wankend stand ich auf und stellte mich neben den Mann, der mich mit einem kurzen Blick zur Kenntnis nahm und mir daraufhin das Katana reichte, dass eigentlich noch in der Wand stecken sollte. Auch seine Kopfverletzungen waren verschwunden. "Wie ...?" mit einem weiteren messerscharfen Blick brachte er mich zum Schweigen. Gut, dann nicht. Mit meiner unverletzten Hand nahm ich ihm trotzig das Katana ab und betrachtete es ratlos. Er hätte mir auch genauso gut einen Stock reichen können. Mit dem wäre die Chance, dass ich statt anderen nur mich verletzte wenigstens niedriger gewesen.
Das Heer an Flüchen riss nicht ab, immer mehr und mehr kamen aus der Dunkelheit. Und auch, wenn es dem Mann nichts auszumachen schien, sie alle zu töten, so schien es ihm allmählich langweilig zu werden. Kurzum zog er mich an seinen warmen Körper, verschrenkte die Finger und sprach. "Sphärenentfaltung." ein kurzes Ping ertönte, erinnerte mich an einen Wassertropfen der ins Wasser fiel. Etwas kreischte und kurz huschten vier rote Augen über uns hinweg, ehe alles dunkel wurde. Mit aller Kraft versuchte ich zu verstehen, was hier passierte. Gerade hatte ich mich an diese Flüche gewöhnt und schon prasselten lauter neue Dinge auf mich ein. Ich sollte mir dringend einen Therapeuten suchen, sobald ich hier raus war. Erneut stöhnte ich vor Schmerz in meiner Schulter. Der Therapeut konnte warten. Ein Krankenhaus wäre sinnvoller als erster Schritt. Die Wärme des Mannes verschwand und ich hob den Kopf, um mich umzusehen. Der Himmel, wenn man es denn Himmel schimpfen wollte, war blutrot. Vor mir aus dem Wasser erhob sich ein Schrein, in dem es sich der Mann bequem gemacht hatte und von dort auf mich herabblickte. Hektisch sah ich mich nach weitern Flüchen um, lauschte angestrengt. Aber weder sah noch hörte ich etwas. "Hier kommen sie nicht herein. Normal sollen Sphären einsperren." Gelangweilt betrachtete er seine Nägel. "In dem Fall aber schließt sie aus." ein diabolisches Grinsen trat auf sein Gesicht. "Niemand begibt sich freiwillig in eine Sphäre." er lachte, und auch wenn das schon beängstigend genug war, schenkte ich seinen Worten Glauben. Immerhin waren bis jetzt keine Flüche hereingekommen. "Wie heißt du, Mensch?" fragte er dann. Zum ersten Mal schien er mich richtig anzusehen. Ich hob den Kopf, bewahrte mir meine Würde und hielt seinem Blick stand. "Adelina. Und du? Fluch?" ein kleiner, die Realität weiterhin leugnen wollender Teil in mir flehte darum, dass er meine Aussage korrigieren würde. Das er auch ein Mensch war. Pech gehabt. "Du bist schlauer als du aussiehst." missmutig verzog ich das Gesicht. Das war kein Kompliment gewesen. "Sukuna." beantwortete er dann meine Frage und streckte sich. Ich konnte hören, wie seine Wirbel knackten. "Wie schön. So melodisch." noch nie in meinem Leben hatte ich diesen Namen gehört. Aber angesichts meiner Situation entschied ich mich, ihm Honig ums Maul zu schmieren. Wann half das denn auch nicht?
Doch Sukuna ging nicht darauf ein. Ich räusperte mich, umklammerte meine Schulter und ging auf ihn zu. Er ließ mich nicht aus den Augen, folgte jeder meiner Bewegungen. Er hob die Finger und sofort schoss blaues Licht auf mich zu. Als es mich traf, machte ich überrascht ein paar Schritte zurück und bemerkte, dass es nicht weh tat. Im Gegenteil. Mein Schulter war wie neu. "JETZT sind wir .. wie hast du es genannt? Quitt." Ungläubig betastete ich meine Schulter, ließ sie kreisen und sah Sukuna dann wieder an. "Danke." ich ging weiter vorwärts und blieb vor dem Schrein stehen. Als ich den Kopf hob, um ihn anzusehen blickte ich geradewegs in seine blutroten Augen. Es war zugegeben eine schöne Farbe, wie Rubine. "Du sagtest, die Flüche kommen hier nicht rein." ein Nicken. Soweit, so gut. "Warum tötest du sie nicht weiter?" Schweigen. "Würde nichts nützen." endlich sprach er. "Es würden immer mehr und mehr und mehr kommen. Wir müssen tatsächlich warten, bis jemand den Fluch exorziert hat. Sonderklasse. Und das geht nur von außen." Missmutig blickte er auf mich herab. Exorziert? Das klang als wäre ich mitten in eine Sekte gestolpert. Eine Irre wohl noch dazu. "Und das kannst du nicht?" genervt sah er mich an. "Du stellst ziemlich viele Fragen, Adelina." er sprach meinen Namen aus, als wäre er ein Schimpfwort. "Warum hast du mich überhaupt gerettet wenn ich dir nur ein Klotz am Bein bin?" trotzig starrte ich ihn an, spürte, wie sich die Wut in meinem Bauch immer weiter verknotete. Er ließ seinen Blick über die Sphäre schweifen, eher er wieder an mir hängen blieb. "Das könnte interessant werden." Ja, da war ich mir sicher. Missmutig stapfte ich von dem Schrein davon, soweit weg wie es nur ging und ich noch einigermaßen etwas sehen konnte. Ich stapfte Kreise in das Wasser, erkundete die Sphäre so gut es ging, nur um irgendwie die Zeit herumzubekommen. Doch das Wasser regte sich nicht und die Sphäre bot nichts zum erkunden. Aber ich spürte seinen Blick permanent auf mir. Wie ein Raubtier das seine Beute beobachtete, kurz vorm Sprung. Erst jetzt bemerkte ich, dass mir immer heißer wurde, meine Sicht verschwamm. Ob ich krank wurde? Nein, nein. Es musste an dieser Sphäre liegen. Ich war kein Fluch.
Vielleicht war genau das ja das Problem?
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Back again!
Wie immer hoffe ich, dass ihr Spaß beim lesen hattet! Über Feedback würde ich mich sehr freuen :)
Eure Erin xx
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Plötzlich Fluch (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Ihren Aufenthalt in Japan, Tokyo, über ein Jahr hatte sich die 22-jährige Adelina anders vorgestellt. Zum ersten Mal echtes Ramen essen, einen Mangashop besuchen und ganz nebenbei ihre Japanischkenntnisse nach dem abgeschlossenen Sprachkurs auf...