Ich verspürte einen kurzen Stich, als Sukunas Blick mich gezwungenermaßen frei ließ und ich dabei zusah, wie Yuji wieder zurückkam. Weichere Gesichtszüge, nur zwei braune Augen, ein Stück kleiner. „Wie geht es dir?" ich hob Yujis Jacke auf und reichte sie ihm, ich konnte sehen, dass er fröstelte. Dankbar nahm er sie mir ab. „Ist immer seltsam und ungewohnt. Ich fühle mich komisch danach." Erneut verspürte ich den Drang, mich zu entschuldigen. Auch wenn ich insgeheim nicht mehr allzu traurig war, Sukuna regelmäßiger zu sehen.
Doch Yuji kam mir zuvor. „Entschuldige dich nicht die ganze Zeit dafür." Er lächelte. „Erstens ändert es rein gar nichts und zweitens bin ich dir nicht böse. Du hast uns gerettet. Ich hätte das gleiche getan wäre ich an deiner Stelle gewesen. Und ich weiß, dass Megumilein es dir auch nicht krummnimmt." Ich lachte. „Du weißt das er es hasst, wenn du ihn so nennst." Yuji legte mir einen Arm um die Schultern und gemeinsam gingen wir zurück zu den anderen. „Ach was, er liebt das." Yuji lachte laut und setzte ein breites Grinsen auf. „Das weiß ich einfach!" „Was weißt du?" Maki war vor uns aufgetaucht, nahm zur Kenntnis, dass Sukuna zumindest physisch fort war und sah Yuji dann kritisch an. „Das du generell etwas weißt ist mir neu." Sie hob eine Augenbraue. „Lass ihn in Ruhe, Maki." Ich schob Yuji an Maki vorbei. „Das letzte, was wir jetzt brauchen, ist deine schlechte Laune." Fügte er hinzu. Und damit ließen wir Maki mitten am Platz stehen. „Ich weiß, dass ich versprochen habe, ihr Zeit zu geben. Und ja, dass mit ihrer Familie ist eine schwere Bürde, dass spreche ich ihr gar nicht ab. Aber wir tun ihr doch alle nichts."
„Der Einzige, der irgendwie an sie herankommt, ist Yuta." Panda und Toge hatten sich eingereiht und deuteten mehr oder weniger unauffällig über die Schulter auf Yuta, der sich zu Maki gesellt hatte und jetzt auf sie einredete. „Sie ist eine gute Jujuzistin." „Das weiß ich doch, Panda. Ich wünschte nur, sie würde mir eine Chance geben." Yuji klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und wechselte dann das Thema. „Wie lief das Training mit Sukuna? Ich habe nicht alles mitbekommen, es ist schwer, den Faden zu behalten da drin." Er tippte sich an den Kopf. Ich zuckte mit den Schultern. „Gut denke ich. Auch wenn es mit allerlei Beleidigungen und blauen Flecken versehen ist." Vielsagend deutete ich auf mein nach wie vor schmerzendes Kinn. „Nun, Sukuna beherrscht doch ebenfalls eine Umkehrtechnik. Wie Shoko und Satoru. Dann solltest du das auch können." Warf Panda ein. In der Ferne sah ich Nanami und Yaga, die wohl sahen, dass es mir und Yuji gut ging. Sie verschwanden daraufhin im Hauptgebäude. Ich hob meine Hand und schloss die Augen. Hörte in mich hinein. Langsam öffnete ich ein Auge und stellte erfreut fest, dass meine Hand von Fluchkraft umspielt wurde. „Und jetzt?" alle sahen mich ratlos an. „Seetang." Toge zuckte mit den Schultern. „Satoru hat selbst lange gebraucht, um den Trick dahinter zu finden. Frag doch ihn. Oder auch Shoko." Panda nickte in Richtung Hauptgebäude.
„Ich glaube, dass ich noch nicht wirklich bereit bin dafür." Die Fluchkraft verschwand und ich sah in den Himmel. „Meint ihr nicht, ich sollte erst kämpfen lernen bevor ich anfange mit Fluchkraft zu experimentieren?" Panda schüttelte den pelzigen Kopf. „Im Idealfall lernt man diese Dinge parallel. Ansonsten dauert es eine Ewigkeit, bis man wirklich kampfbereit ist." Das Katana lag plötzlich schwer auf meinem Rücken. Ich hatte das Gefühl, vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen. Aber ich musste Panda zustimmen. Es musste vorangehen, ansonsten würde ich ewig und drei Tage in dieser Schule festsitzen.
Am nächsten Tag stand ich früh auf und entschied mich, Chloé und Raul am Campus zu besuchen. Also zog ich mir etwas anderes als die Uniform an und verließ mein Zimmer. Auf dem Flur stieß ich mit Yuji zusammen, der einige Kartons balancierte, die jetzt alle zu Boden polterten. „Oje! Das tut mir leid, Yuji! Warte, ich helf dir." Schnell bückte ich mich und sammelte mit ihm den Inhalt der Boxen ein. „Wurmmensch?" ich hob eine Filmschachtel auf und betrachtete sie. „Eine der besten Filmreihen überhaupt! Bald läuft der neue Film im Kino an! Kommst du mit? Megumi und Nobara würden beide lieber sterben als da mit mir hinzugehen." Schmunzelnd nahm ich Yujis Welpenblick zur Kenntnis. „Wenn du eine Runde Popcorn ausgibst, dann bin ich dabei." Ich legte ihm den Film auf die Kartons und öffnete ihm seine Zimmertüre. „Wo gehst du denn eigentlich hin?" „Ich wollte meine Freunde am Campus besuchen." Yuji verzog das Gesicht. „Alleine? Bist du sicher? Nicht das der Vulkankopf und das Flickengesicht wieder auftauchen." Ich zuckte die Schultern. „Ich werde nicht lange weg sein, keine Sorge. Wenn ich zurück bin, schauen wir deine Wurmmenschfilme. Schließlich muss ich bis zum Kinostart auf dem aktuellen Stand sein, oder etwa nicht?" Yuji hopste jubelnd durch das Zimmer und ich schloss lachend die Türe. Ich schlich extra um die Gebäude herum, um zum Ausgang zu kommen. Mir war klar, dass ich hier nicht eingesperrt war. Dennoch zog ich es vor, eine Weile allein zu sein.
Der Weg zum Campus war nicht allzu lang, nach einer guten Dreiviertelstunde mit Bus und Bahn war ich da und klopfte an Chloés Türe. „Oh, cherié!" kreischend warf sie sich mir an den Hals. „Mon dieu, ich habe gar nicht aufgeräumt! Aber komm bitte herein! Wie geht es dir, cherié?" Chloé hatte Recht gehabt. In ihrem Zimmer sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. „Nur ein Genie beherrscht das Chaos, was?" ich grinste, was sie lachen ließ. „Oui, Addie. Wie ist diese neue Schule, an der du jetzt bist?" ich ließ mich auf ihr Bett zwischen ihre Unterwäsche fallen. „Interessant. Und aufregend. Viele spannende Leute." „Oh, das klingt wie ein kleines Abenteuer. Uns wurde gesagt, dass sei wegen deinen Kursen?" ich nickte bloß. Wie recht sie hatte mit dem Abenteuer. Ich hatte mir zwar fest vorgenommen, die Kurse hier weiterhin zu besuchen, war aber nicht mehr dazu gekommen. Wie auch. Ich war nur dankbar, dass sie keine weiteren Fragen stellte.
Der Tag verging schnell. Chloé und ich hatten viel Spaß beim Shoppen in der Stadt und als Raul am Abend mit dazustieß fühlte ich mich so normal wie schon lange nicht mehr. Es kam mir vor wie eine kurze Zeitreise in die Vergangenheit. Keine Flüche, kein Jujutsu. Einfach nur das alltägliche Leben. Ich genoss es in vollen Zügen und schlief spät nachts bei unserem Filmeabend auf Chloés Bett ein und wurde am nächsten Tag wach. Verschlafen setzte ich mich auf und sah mich um. Chloé neben mir schlief noch und Rauls Schnarchen drang vom Sofa aus durch den Raum. Leise zog ich mich an und hinterließ den beiden einen Zettel. Ich wollte sie nicht wecken, immerhin war es spät geworden. Die Sonne hatte schon wieder geschienen, als wir eingeschlafen waren. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 22:55 Uhr war. Verdammt! Wir hatten den ganzen Tag geschlafen. Und ich hatte Yuji noch gesagt, ich wäre nicht lange weg. Also beeilte ich mich und verließ das Gebäude.
Gerade wollte ich an dem Gebäude vorbei zur Bushaltestelle gehen, da riss mich plötzlich etwas von den Füßen. Überrascht schrie ich auf, der Boden unter mir rückte in unerreichbare Ferne, etwas kletterte mit mir im Schlepptau das Gebäude hoch! Oben am Dach angekommen, ich hatte gar nicht die Möglichkeit, meinen Entführer zu sehen, sprang er plötzlich in die Luft, auf einen nahegelegenen Wolkenkratzer zu. Der kalte Wind riss an meiner Kleidung, mir wurde schwindelig, als ich die Autos, klein wie Spielzeuge auf den Straßen unter mir fahren sah. Die Lichter Tokyos blinkten hell. Das Gebäude schien zu vibrieren, als wir krachend auf dem Dach des Bürogebäudes landeten. Gerade wollte ich sehen, wer mich am Kragen gepackt hielt, da baumelte ich auch schon vom Dach des Gebäudes. Ich schrie meine Angst aus Leibeskräften aus mir heraus, die Scheiben klirrten, ich spürte meine Fluchkraft aufsteigen. Ich hob den Kopf und sah rote Augen über mir glühen. Sukuna hatte mich am Fuß gepackt und sah mich abschätzig an. „Du überraschst mich, Adelina." Seine Stimme war kalt wie Eis. „Ich hätte nicht erwartet, dass du die erste bist, die sich nicht an den Vertrag hält." „Was redest du denn da?" kalt fuhr der Wind über meine Haut, mir fröstelte. Oh, ja. Heute wäre ja wieder eine Stunde aus dem Vertrag angesetzt gewesen. Scheiße. „Es tut mir leid!" der Wind riss meine panische Stimme mit sich fort. „Ich habe es vergessen, wirklich. Es war keine Absicht! Glaub mir das bitte, Sukuna!" meine Sicht verschwamm, der Wind trieb mir Tränen in die Augen. Unter seinem gefühllosen Blick knickte ich fast ein. Ich war nicht mehr weit davon entfernt, ihn unter Tränen anzubetteln, mich endlich zu sich auf das Dach zu holen. Er musste wissen, dass ich Höhenangst hatte. Sein Blick huschte von meinem Gesicht zum Boden unter mir und dann wieder zurück. Ich bekam Gänsehaut, als sein Blick meinen wieder einfing. „Rette dich selbst." Und mit diesen Worten ließ er mich los.
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Back again!
Ich hoffe, dass es euch gefällt!
Votet gern für die Kapitel, die ihr gut findet oder lasst mir einen Kommentar da :D
Eure Erin xx
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Plötzlich Fluch (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Ihren Aufenthalt in Japan, Tokyo, über ein Jahr hatte sich die 22-jährige Adelina anders vorgestellt. Zum ersten Mal echtes Ramen essen, einen Mangashop besuchen und ganz nebenbei ihre Japanischkenntnisse nach dem abgeschlossenen Sprachkurs auf...